Saarbrücken. Ist E-Sport auch Sport? Diese Frage ist nicht so theoretisch, wie sie sich anhört: Denn unterm Strich geht es um Rechte und Geld – viel Geld.

Sportvereine sind privilegiert. In der Regel gelten sie als gemeinnützig. Das bringt einige Vorteile mit sich: So sparen sie Steuern, die sie zahlen müssten, wenn sie als Unternehmen behandelt würden. Außerdem gibt es ihnen bessere Karten in die Hand, wenn sie mit Städten und Gemeinden darüber verhandeln, dass diese ihnen Hallen und Sportplätze zur Verfügung stellen.
Die E-Sport-Szene gibt sich in der Attitüde gerne anders als die etablierten Sportvereine. Doch die Privilegien hätten sie auch gerne. Schließlich fliest in dem Bereich viel Geld – ließen sich folglich viele Steuern sparen.
Doch vorerst sieht es nicht nach politischer Unterstützung aus: „Aus meiner Sicht ist professionelles E-Gaming kein echter Sport im klassischen Sinne“, sagt etwa der CDU-Landtagsabgeordnete Raphael Schäfer. Die motorische Aktivität sei ein Wesensmerkmal des Sports. Fehle diese sei eine Einschätzung als Sport, mit all den damit verbundenen Vorteilen, verfassungsrechtlich nicht zu rechtfertigen.
Schäfer bezieht sich auf ein Rechtsgutachten des Deutschen Olympischen Sportsbundes (DOSB), der sich bereits länger mit der Frage beschäftigt. Diese sei zwar „nicht eindeutig zu beantworten“, wie es in einer Stellungnahme zu dem Gutachten heißt. Deshalb haben sich 25 Vertreter des DOSB intensiver mit der Frage beschäftigt und kommen zum Schluss:
„Als gemeinwohlorientierter Sportverband sehen wir aktuell keinen Anlass, die Abgabenordnung zu ändern und mit eGaming/“eSport“ einen Bereich aufzunehmen, der vor allem kommerziellen Verwertungsinteressen folgt.“
Der Sportbund erkennt aber an, dass virtuelle Sportarten „neue und moderne Möglichkeiten“ böten, den traditionellen Sport weiter zu entwickeln. So könnten sich E-Sport-Elemente ins Training einbauen lassen. Der Sportbund nennt als Beispiel das Bogenschießen – die Bewegungsabläufe seien hier durchaus identisch.
Doch auch der DOSB stellt den Aspekt der Motorik in den Mittelpunkt. Es gebe „virtuelle Sportarten, deren Entwicklung gar nicht oder nicht ausreichend über die sportartspezifische Expertise gesteuert wird, so dass auch hier der Verlust von Autonomie und Einflussnahme droht“.
Zudem verweist der Sportbund auf eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation. Demnach bringe E-Sport das Potential mit, süchtig zu machen. Folglich sei die Bewegung daher als Gesundheitsrisiko einzustufen. Vor diesem Hintergrund sieht der DOSB „nahezu keine Brücke“, gemeinsame Strukturen mit der E-Sport-Szene aufzubauen.
Stattdessen will der Sportbund die virtuellen Möglichkeiten für seine Vereine nutzen. So sollen Strategien entwickelt werden, wie virtuelle Instrumente in Sport- und Trainingsbetrieb eingebaut werden können. Neben dem Aspekt der Motorik sollten auch nur Angebote gefördert werden, die den moralischen Grundsätzen des DOSB entsprechen. Auf Deutsch: Keine Ballerspiele!