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| Die Bundesregierung und die EU-Kommission wird wegen dem chaotischen Start der Corona-Impfungen zur Zeit stark kritisiert. Es gebe zu wenig Impfdosen und die Verteilung des Impfstoffs laufe auch nicht wie geplant, so die Kritiker.


Rund 238.000 Impfungen bislang

Seitdem am zweiten Weihnachtsfeiertag die erste Frau in Deutschland gegen das Virus geimpft wurde, sind laut dem Robert-Koch-Institut bis zu diesem Sonntagmorgen (03.01.2020) rund 238.800 weitere Impfungen hinzugekommen. Wird diese Geschwindigkeit beibehalten, wird theoretisch erst im Jahr 2038 jeder Deutsche eine Impfung erhalten haben.

Terminvergabe läuft chaotisch ab

Auch die Terminvergabe für die Corona-Impfungen läuft vielen zu unkoordiniert ab. Grund dafür dürfte unter anderem sein, dass die Vergabe der Termine in den Ländern unterschiedlich gehandhabt werden. Einige nutzen die Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (116 117) andere haben eigene Hotlines eingerichtet. Es gibt auch Bundesländer, die die besonders gefährdeten Menschen per Brief zur Impfung einladen möchten.

Doch nirgends scheint es auch nur annähernd einwandfrei zu laufen. Online-Portale zur Terminvergabe sind bislang noch nicht freigeschaltet und auch die Hotlines sind überlastet. Hinzu kommt, dass keine konkreten Terminzusagen gemacht werden können, da diese auch immer von den vorhandenen Impfdosen abhängen.



Zu wenig Impfdosen?

Der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bezeichnete den Impfstart als „Chaos“ und warf Spahn einige Versäumnisse vor. Der Bundesgesundheitsminister, Jens Spahn, wies die Kritik jedoch zurück und erklärte an diesem Samstag (02.01.2020) gegenüber RTL Aktuell, es laufe genau so wie geplant. Die geplanten 1,3 Millionen Dosen seien bis Ende 2020 geliefert worden und auch sonst läge man im Zeitplan.

Nicht nur die Lieferungen sondern auch das Impfen funktioniere „alles in allem auch gut“. Auch die Vorbereitungen in den Pflegeeinrichtungen und Impfzentren seien gut gelaufen. „Dass es natürlich schöner wäre, mehr Impfstoff zu haben, das steht außer Frage und genau darum bemühen wir uns“, so der Bundesgesundheitsminister.

Virologe Christian Drosten erwartet ein schwieriges Halbjahr

Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité zeigt sich optimistisch, sieht aber auch noch eine Komplikationen auf uns zukommen. „Ich schaue schon optimistisch auf das neue Jahr, aber ich glaube, dass die erste Jahreshälfte sehr kompliziert werden wird“, so der Virologe gegenüber der „Berliner Morgenpost“. Er gehe davon aus, „dass ab der zweiten Jahreshälfte eine Entspannung eintreten könnte, aber nur, wenn man es schafft, ganz viele Personen in den ersten sechs Monaten zu impfen“.

Was das Vorgehen der Impfstoffbeschaffung angehe, könne man im Nachhinein nur sehr schwer eine Bewertung abgeben. Die EU habe den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestellen müssen. Zu diesem Zeitpunkt sei noch unsicher gewesen, ob der Impfstoff überhaupt Wirkung zeigen würde.

Was den nun in Großbritannien zugelassenen AstraZeneca-Impfstoff angehe, „sollte man in der EU ganz schnell hinterherkommen, denn dieser Impfstoff kann auch in normalen Arztpraxen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die besondere Kühlpflicht.“, so Drosten.