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Saarbrücken. Bis zum Ersten Weltkrieg war das Gebiet zwischen Perl und Homburg ein Flickenteppich von Landstrichen, die zu den verschiedenen Monarchien des Reiches gehörten. Erst mit dem Versailler Vertrag wurde eine eigenständige politische Einheit daraus. Der trat am 10. Januar 1920 in Kraft – das Datum feiert das Saarland nun offiziell als seinen 100. Geburtstag.

Der Versailler Vertrag war in Deutschland nicht sehr beliebt. Gelinde ausgedrückt. Den Vertrag aufheben zu wollen, war eines der Kampfthemen, die einem gewissen Adolf Hitler später zur Macht verholfen haben. Und auch das Herausschneiden des Saarlandes aus dem jeweiligen deutschen Staat war nicht beliebt. Bei zwei Referenden entschieden sich die Saarländer mit jeweils deutlicher Mehrheit dafür, wieder zurückzukehren.

Trotzdem ist in den 100 Jahren danach eine saarländische Identität entstanden. Das erfährt jeder, der den Vorschlag macht, das Saarland mit anderen Bundesländern zu fusionieren – obwohl dies wirtschaftlich durchaus sinnvoll wäre und die Frage offen ist, inwieweit sich das Land in der nächsten Krise noch selbst finanzieren kann.

Die Alliierten brachen das Saarland als Juwel aus dem Reich heraus. Als schwarzes Juwel. Denn es war die Kohle, die hier lag und auf die sie Zugriff haben wollten. Seinerzeit war das Schwarze Gold noch ein kriegswichtiger Faktor. Heute ist seine Förderung in Deutschland unrentabel und derzeit findet in der Politik ein Überbietungswettbewerb statt, so früh wie möglich aus der Kohlekraft auszusteigen.

Europäische Identität

So feiert das Saarland am 10. Januar seinen 100. Geburtstag. Arm und immer in Übersichten wirtschaftlicher Leistungskraft auf den hinteren Plätzen. Seines eigentlichen Existenzgrundes beraubt und auf absehbare Zeit auf Geld aus Berlin angewiesen – oder vielmehr aus München, Stuttgart oder Frankfurt.

Entsprechend will Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) nun mit der Feier des „Saarhundert“ den Menschen ein Stück Stolz auf ihr Land vermitteln. Mit einem neuen, größeren Interpretationsansatz: „Das Saarland hat eine europäische Geschichte.“ Diese bringe den Auftrag und die Mahnung mit sich, Freundschaft über Grenzen hinweg zu gestalten.

Zu den Feiern des „Saarhunderts“ gehören eine Feierstunde am 10. Januar selbst, einen Film, den die ARD zum Jubiläum produziert, sowie eine Wanderausstellung. Zudem gibt es „Bürgerfahrten zu historischen Stätten“. Etwa eine Tour zum zweiten Sitz der Vereinten Nationen in Genf – wo die Idee des eigenständigen Saarlandes geboren wurde.