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Die ehemalige Senats-Aushilfe Tara Reade wirft Joe Biden vor, sie vor 27 Jahren während der Arbeitszeit sexuell belästigt zu haben. Der ehemalige Senator von Delaware und mögliche Kandidat der Demokraten für die Präsidentenwahl im November dementiert und sagt, der Vorfall „never happened“. Amerikanische Medien sehen seine Kampagne beschädigt.


Biden hat die Vorwürfe in einem CNN-Interview die Vorwürfe dementiert. Er könne sich nicht erklären, aus welcher Motivation Reade handele. Es war sein erstes Statement zu dem Thema, das in den USA schon seit Wochen diskutiert wird. Zuletzt war Biden von Frauenrechtlerinnen, aber auch aus den Reihen der Demokraten kritisiert worden, weil er sich zu den Vorwürfen nicht äußerte. Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch ist ein wichtiges Thema der Demokraten.

Biden selbst hatte sich vor zwei Jahren in die Debatte um den Kandidaten für das Verfassungsgericht Brett Kavanaugh eingemischt. Präsident Donald Trump (Republikaner) hatte ihn vorgeschlagen. Sinngemäß sagte Biden zur Affäre Kavanaugh: Wenn eine Frau sich mit solchen Vorwürfen an das Licht der Öffentlichkeit wende, solle man ihr glauben, auch wenn sie sich an Details nicht mehr erinnern kann.

Entsprechend kam Biden Reade in dem Interview auch entgegen: Grundsätzlich hätten es Frauen verdient, dass sie mit Vorwürfen dieser Art ernst genommen würden. Er wünsche sich, dass nun Medien den Fall gründlich untersuchten und auf die wachsende Zahl an „inconsistencies“ in Reades Darstellung aufdeckten. Ihre Geschichte, so Bidens Vorwürfe, habe sie in den verschiedenen Darstellungen verändert.

Mit dem Finger penetriert

Reades Vorwurf: Als sie 1993 für Bidens Büro gearbeitet hat, habe dieser sie im Capitol Hill gegen eine Wand gedrängt, mit seinen Beinen ihre Beine auseinander gedrängt und die Frau gegen ihren Willen mit dem Finger penetriert. Davor habe es schon einmal einen Vorfall gegeben, bei dem er ihre Schulter und ihren Nacken auf eine Weise berührt habe, die sie sich „uncomfortable“ habe fühlen lassen.

Den ersten Vorfall habe sie hingenommen. Den zweiten, schwereren Vorfall habe sie Kollegen geschildert und sie habe eine offizielle Beschwerde eingereicht. Von dieser habe sie aber keine Kopie. Es gibt in amerikanischen Medien unterschiedliche Darstellungen darüber, über welchen Vorfall sie sich wie in dieser Beschwerde geäußert habe.
CNN berichtet, dass sich Reades Mutter seinerzeit an die Show „Larry King Live“ gewandt habe. In einem Anruf habe sie einen ähnlichen Vorfall geschildert. Dabei habe sie allerdings den Namen ihrer Tochter weggelassen ebenso den Bidens, zudem waren die Details nicht deckungsgleich.
Eine Nachbarin sagte indes gegenüber CNN, Reade habe ihr den Vorfall damals so geschildert, wie sie ihn jetzt in der Öffentlichkeit berichtet. Andere Mitarbeiterinnen des Büros haben allerdings gegenüber dem Sender gesagt, dass sie niemals Opfer solcher Übergriffe durch Biden geworden seien.

Ehemalige Angestellte verteidigen Biden

Die Washington Post hat Reades Bruder Collin Moulton interviewt. Gegenüber der Hauptstadt-Zeitung sagte er, dass sie ihm den Vorfall ebenfalls so geschildert habe: Inklusive des Details, dass Biden sie gegen eine Wand gedrückt habe.

Biden gilt als Favorit um die Kandidatur der Demokraten für das Präsidentenamt. Als die Corona-Pandemie anfing, die Vorwahlen zu erschweren, kam bereits der Vorschlag auf, auf das Prozedere zu verzichten und Biden zu nominieren, weil ohnehin klar sei, dass es auf ihn hinauslaufe.

Wegen Trumps unsicherem Krisenmanagement und wegen der schon jetzt spürbaren, heftigen wirtschaftlichen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen sind Bidens Umfragewerte gestiegen. Die amerikanischen Demoskopen sehen ihn in den entscheidenden Staaten an den großen Seen vor dem Amtsinhaber. Die Anhängerinnen der #Metoo-Bewegung werden mutmaßlich auch dann nicht zu Trump überlaufen, wenn die Affäre noch länger die Schlagzeilen bestimmt. Bleiben sie aber von der Wahl weg, könnte das im November die Entscheidung maßgeblich beeinflussen.

Joe Biden ist 77 Jahre alt. Von 1973 bis 2009 vertrat er Delaware im amerikanischen Senat. Danach war er für acht Jahre Vizepräsident unter Barack Obama.