Nachrichten Mainz | Schausteller aus Mainz, Groß-Gerau und aus ganz Deutschland demonstrieren an diesem Donnerstag vor dem Brandenburger Tor. Insgesamt werden rund 300 Wagen und 1200 Schausteller in der Bundeshauptstadt Berlin erwartet.


5.000 Familienunternehmen massiv in ihrer Existenz bedroht

Die letzten Einnahmen erzielten die meisten Schausteller an Weihnachten im letzten Jahr. Zudem dürfen die Schausteller aufgrund des Verbots von Großveranstaltungen noch bis Ende Oktober quasi nicht arbeiten. Nun sind mehr als 5.000 Familienunternehmen massiv in ihrer Existenz bedroht.

Wenn etwa Cafés, Biergärten und Restaurants wieder öffnen dürften, dann sollten auch Kirmesse und Volksfeste unter freiem Himmel und an frischer Luft wieder erlaubt sein, argumentieren die Schausteller. „Wenn unsere Kinder gemeinsam im Planschbecken sitzen dürfen, muss es auch möglich sein, gemeinsam Karussell zu fahren“, betont Präsident des Deutschen Schaustellerbundes Albert Ritter: „Wenn es erlaubt ist, dicht gedrängt im Flugzeug nach Mallorca zu fliegen, muss es erst recht gestattet sein, im Autoscooter nebeneinander zu sitzen.“

Die Schausteller stehen zusammen

Mit der Demonstration wollen die Betroffenen ihrem Ärger darüber Luft machen. Mit einem Konvoi von Zugmaschinen und anderen Schaustellerfahrzeugen fahren sie im Rahmen der Demonstration unter anderem am Bundeswirtschafts-, Gesundheits- und Finanzministerium vorbei. Für 13 Uhr ist dann die Hauptkundgebung vor dem Brandenburger Tor geplant. Dabei wollen die Schausteller mit einem traditionellen Fahneneinmarsch ihre Geschlossenheit in der aktuell existenzbedrohenden Situation verdeutlichen.



Ein Leben ohne Volksfeste

Marco Sottile, der erste Vorsitzende der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller und Marktbeschicker (IMSM) sowie Sascha Barth, der zweite Vorsitzende des Schaustellerverbandes Rheinhessen befürchten, dass auch die Volksfestkultur in Deutschland enden wird, wenn keine staatliche Hilfe kommt. In einem Telefonat erklären die Schausteller gegenüber Boost your City: „Den Rheinfrühling in Mainz gibt es seit 650 Jahren, es wäre schade wenn diese Traditionen wegen der Krise den Bach runter gehen würden, weil die Schaustellerbetriebe nicht aufrecht erhalten werden können. Viele Volksfeste haben zudem einen kirchlichen Hintergrund. Das Wort Kirmes bedeutet zum Beispiel Kirchweihe. Das wissen die wenigsten, doch auch deshalb sollte diese Tradition unbedingt weiter geführt werden.“

Schon jetzt steht rund 20 bis 30 Prozent der Schaustellerbetrieben das Wasser nicht nur bis zum Hals sondern weit darüber, berichten Sascha Barth und Marco Sottile. Wenn jetzt keine finanzielle Hilfe komme, werden es viele nicht schaffen. Bis zum 31. August werden es noch wesentlich mehr sein.

Auch Marco Sottile findet deutliche Worte: „Wir brauchen das Geld jetzt dringender als alles andere. Denn wenn das Geld jetzt nicht kommt und wir das bis zum 31. August durchhalten sollen, dann gibt es die Tradition Volksfest nicht mehr“.