Kommentar

Dass sich Polizisten in einer Mainzer Gaststätte getroffen und dabei gegen die Corona-Regeln verstoßen haben sollen, ist ein Vergehen aber kein Skandal. Hoch problematisch ist indes die Einstellung, die einige Beamten offensichtlich gezeigt haben.


Polizisten treffen sich auf ein Bier und feiern. Das ist ihr gutes Recht. Irgendwann zwischen dem zweiten und fünften Schoppen vergessen sie die Corona-Auflagen und verstoßen dagegen. Bis an diese Stelle ist das nicht gut, aber auch kein größeres Problem.

Doch heikel wird der Vorfall, als Beobachter der Szenerie die Polizei rufen. Wohlgemerkt: Wahrscheinlich ohne zu wissen, dass die sich um ihre Kollegen kümmern soll. Mal davon abgesehen, dass die Streife sich vielleicht zu viel Zeit gelassen hat, vielleicht aber auch an anderer Stelle gebunden war. Egal: In dem Moment, in dem die Streife in der Kneipe ankommt, muss sich dort das Treiben auflösen.

Tut es das nicht, wie scheinbar geschehen, offenbart das die Einstellung: „Ich bin Polizist, ich steh‘ über dem Gesetz.“ Die ist grundverkehrt. Es muss heißen: „Ich bin Polizist, ich bin dem Gesetz verpflichtet.“

Pandemie bedeutet Machtzuwachs

Wir leben immer noch in einer Pandemie. Und wir wissen nicht, ob deren Folgen nicht doch noch viel schlimmer werden, als sie es derzeit schon sind. In einer Pandemie hat die Exekutive mehr Aufgaben und auch mehr Macht als in normalen Zeiten. Dafür gibt es auch gute Gründe.

Aber dieses Mehr an Aufgaben und Macht bedeutet auch eine höhere Verantwortung. Die Führung der Mainzer Polizei scheint das verstanden zu haben. Ihre Reaktion ist das Gute an dem Vorfall. Sie nimmt den Vorfall ernst und zieht Konsequenzen daraus.

In einer Pandemie kann es passieren, dass jegliches Verlassen der Wohnung verboten wird. Das ist in Rheinland-Pfalz glücklicherweise bisher nicht nötig gewesen. Es kann aber passieren. Immer noch. Und dann brauchen wir Polizisten, die sich dem Gesetz verpflichtet fühlen – und nicht überlegen.