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Das Naturstoffzentrum, das von der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz gegründet wurde, wird sich auf die Untersuchung der Wirksamkeit von Naturstoffen gegen urologische Tumore konzentrieren. Die Forscher möchten herausfinden, welche pflanzlichen Extrakte und isolierten Wirkstoffe, wie Artesunat, Curcumin und Sulforaphan, Resistenzen bei Prostata-, Nieren- und Harnblasenkrebs überwinden können. Das Ziel ist es, die bestehenden Behandlungsmethoden durch den Einsatz von Naturstoffen zu verbessern und einen besseren Therapieerfolg zu erzielen. Die Forschung wird für fünf Jahre durch die Brigitta und Norbert Muth-Stiftung mit einer halben Million Euro gefördert.

Therapieresistenzen bei der Behandlung von Krebserkrankungen stellen eine große Herausforderung dar

„Mit der Gründung des Naturstoffzentrums erweitert die Universitätsmedizin Mainz ihre Forschungsaktivitäten zu urologischen Tumorerkrankungen. Für die Translation der erzielten Erkenntnisse ist es dabei von enormem Vorteil, dass das neue Zentrum in die Strukturen des Uroonkologischen Zentrums eingebettet ist und mit den Fachbereichen Biologie und Chemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kooperiert“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Axel Haferkamp, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz, und ergänzt: „Unter der Leitung von Prof. Dr. Roman Blaheta sollen an Zell- und Tiermodellen, also an in vitro und in vivo Modellen, neue Erkenntnisse gewonnen werden und diese in klinische Studien einmünden.“

Therapieresistenzen bei der Behandlung von Krebserkrankungen stellen eine große Herausforderung dar, da einzelne Krebszellen nicht mehr auf die verwendeten Medikamente ansprechen. Um diese Resistenzen zu überwinden, gibt es einen wachsenden Bedarf an innovativen Wirkstoffen, die entweder die bestehenden Medikamente unterstützen oder die Resistenzen direkt bekämpfen können. Viele dieser neuen Arzneimittel basieren auf Naturstoffen aus Pflanzen, die bereits 65% aller Medikamente der Schulmedizin liefern.

Bei Betroffenen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist der Wunsch nach alternativen Behandlungen groß

„Viele Naturstoffe gelten als vielversprechendes Mittel gegen Krebs, jedoch liegen oftmals nur unzureichende wissenschaftlich fundierte Daten vor. In Experimenten mit chemoresistenten Tumorzelllinien konnten wir bereits feststellen, dass einige Pflanzeninhaltsstoffe in der Lage sind, Wachstum und metastatische Ausbreitung zu hemmen. Im nächsten Schritt gilt es, die Wirksamkeit dieser Inhaltsstoffe auch in Krebszellen zu untersuchen, die direkt vom Patienten stammen. Nur so können wir eine erfolgreiche Translation in die klinische Anwendung erreichen“, erklärt PD Dr. Eva Jüngel, Laborleiterin an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz.

Professor Blaheta ergänzt: „Bei Betroffenen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist der Wunsch nach alternativen Behandlungen groß. So groß, dass viele von ihnen in ihrer Verzweiflung versuchen, sich selbst mit Wirkstoffen aus der Natur zu therapieren. Manche der auf dem Markt erhältlichen Produkte entbehren allerdings jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Daher kann eine Selbsttherapie schwerwiegende Folgen haben, insbesondere wenn sie falsch angewendet wird. Als gutes Beispiel gilt der übermäßige Verzehr von Aprikosenkernen mit Amygdalin als Inhaltsstoff. Der rasche Abbau zu Cyanid kann schwere Vergiftungserscheinungen auslösen. Daher möchten wir als Naturstoffzentrum den Patient:innen und auch behandelnden Ärzt:innen eine seriöse Informationsplattform bieten und dazu beitragen, Naturstoffe evidenzbasiert in die Tumorbehandlung einzubringen.“

Professor Blaheta hat das Universitätsklinikum Frankfurt am Main verlassen, um das neue Naturstoffzentrum der Universitätsmedizin Mainz aufzubauen. Die Forscherteams in Mainz und Frankfurt arbeiten eng zusammen und es gibt auch zahlreiche interne und externe Kooperationen, um ihre Forschungen zu unterstützen. Die Brigitta und Norbert Muth-Stiftung, die bereits in der Vergangenheit Arbeiten zur Therapie mithilfe von Naturstoffen gefördert hat, unterstützt das Naturstoffzentrum in Mainz mit einer Finanzierung von über einer halben Million Euro für die nächsten fünf Jahre.