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Die Landeshauptstadt Mainz richtet eine neue Übernachtungseinrichtung für wohnungslose Menschen ein. Mit der Übernachtungseinrichtung wird ein bewusst niedrigschwelliges Angebot geschaffen. Ziel ist es, ganzjährig jedem Menschen ohne festen Wohnsitz eine einfache Übernachtungsmöglichkeit in einem geschützten Raum zu ermöglichen. Die Einrichtung wird täglich in der Zeit von 18 bis 9 Uhr geöffnet sein.

Vorstellung der neuen Übernachtungseinrichtung in Mainz-Bingen

Am Donnerstag, dem 16. November 2023, präsentierten Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch und Michael Kurz, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Mainz-Bingen, gemeinsam das Konzept sowie die Räumlichkeiten der neugeschaffenen Übernachtungseinrichtung. Die neue Einrichtung hat ihre Standorte in den früheren Räumlichkeiten der Sucht- und Drogenberatung „Brücke“ in der Münsterstraße.

Lob für soziales Engagement

Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch betont die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlich engagierten Personen, professionellen Organisationen und der Stadtverwaltung in Mainz, die ein effektives System zur Betreuung und Versorgung von obdachlosen Menschen etabliert haben. Gleichzeitig erkennt er die Notwendigkeit zusätzlicher Angebote. Bereits seit der Corona-Pandemie stellt die Landeshauptstadt Mainz eine Unterkunft auf dem Gelände der Housing Area zur Verfügung. Um das bestehende Angebot zu erweitern, wird nun eine neue Übernachtungseinrichtung eröffnet. Diese ist bewusst einfach konzipiert und bietet das ganze Jahr über einen Schutzraum für die Nacht. Die Lage, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof und dem Beginn des Grüngürtels entfernt, ermöglicht eine bequeme Erreichbarkeit. Dr. Lensch würdigt besonders den DRK-Kreisverband Mainz-Bingen für die Übernahme der sozialen Betreuung vor Ort.

DRK und Stadt Mainz: Gemeinsamer Einsatz für Obdachlose und Grundbedürfnisse

Michael Kurz, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Mainz-Bingen e.V., äußert sich zur Kooperation mit der Stadt Mainz und betont die Freude darüber, ein bereits gut funktionierendes Netzwerk weiter zu ergänzen. Im Fokus der Übernachtungseinrichtung stehen grundlegende Bedürfnisse wie Gesundheit, Hygiene und Schutz. Aufgrund der potenziellen Lebensgefahr in kalten Nächten für obdachlose Menschen, bietet das DRK im Einklang mit seinen Rotkreuzgrundsätzen Hilfe entsprechend dem Maß der Not an. Zudem wird niedrigschwellige medizinische Betreuung für Menschen ohne festen Wohnsitz angeboten. Bei weiterführenden Bedarfen erfolgt die Vermittlung an die Netzwerkpartner in der Stadt.

Vielfältige Hilfe für wohnungslose Menschen geplant

Die neue Übernachtungseinrichtung ist ein integraler Bestandteil der Umsetzung des „Konzepts der Landeshauptstadt Mainz zur Betreuung und Unterstützung wohnungsloser und von Wohnungsverlust bedrohter Menschen in ihrer individuellen Lebenssituation“, das zu Beginn des Jahres den Gremien vorgestellt wurde. Diese Einrichtung richtet sich an eine breite Zielgruppe von Menschen ohne festen Wohnsitz, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Leistungsanspruch. Sie ist insbesondere für diejenigen gedacht, die bestehende Übernachtungseinrichtungen nicht nutzen wollen oder können. Die geplante Inbetriebnahme der Einrichtung ist bis spätestens zum 1. Dezember vorgesehen.

Schlafplatz für 30 Personen mit sozialer Betreuung und Unterstützung

Die Übernachtungseinrichtung bietet Platz für bis zu 30 Personen, mit täglich neu vergebenen Plätzen und getrennten Bereichen für Frauen und Männer, die durch einen Sichtschutz voneinander abgegrenzt sind. Camping-Betten stehen zum Schlafen zur Verfügung, und bei Bedarf werden Decken ausgegeben. Die Einrichtung ist von 18:00 Uhr bis 9:00 Uhr geöffnet, mit sozialer Betreuung durch das DRK in den Abend- und Morgenstunden. Das Personal gibt Hinweise auf niedrigschwellige Tagesangebote und verweist bei Bedarf an Fachberatungsstellen. In der Zeit von 22:00 Uhr bis 6:30 Uhr ist eine Nachtwache vor Ort. Weitere allgemeine Informationen zu Hilfen für obdachlose Menschen in Mainz sind verfügbar.

Koordination von Institutionen und Stadtverwaltung

Im Stadtgebiet Mainz ist das Hilfesystem für obdachlose Menschen darauf ausgerichtet, dass sowohl Institutionen der Obdachlosenhilfe als auch die Stadtverwaltung gemeinsam Unterstützungsleistungen organisieren. Die Caritas, Mission Leben, die Pfarrer-Landvogt-Hilfe und der Verein Armut und Gesundheit sind wesentlich in der Wohnsitzlosenhilfe aktiv. Diese Aktivitäten werden durch ehrenamtliche Initiativen, Kirchengemeinden und den Kältebus des Vereins zur Förderung sozial und gesundheitlich benachteiligter Menschen ergänzt. Träger der Wohnungslosenhilfe, darunter Organisationen, Vereine und Einzelpersonen, spielen eine entscheidende Rolle, indem sie verschiedene Unterstützungsangebote für obdachlose Menschen bereitstellen, einschließlich ambulanter und stationärer Resozialisierungshilfe, Beratung und Verpflegung.

Umfassende Unterstützung und Vielfalt in der Wohnungslosenhilfe

Die Stadt Mainz gewährleistet gemeinsam mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe eine umfassende Versorgung und fördert verschiedene Einrichtungen finanziell. Die Stadtverwaltung steht in regelmäßigem Austausch mit den betreuenden Organisationen, um eine bedarfsgerechte Unterstützung sicherzustellen. Zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten in Mainz sind das Heinrich-Egli-Haus, das Thaddäusheim, der Wendepunkt (exklusiv für Frauen), eine Wohnung und ein Notzimmer des Vereins Armut und Gesundheit sowie 50 Plätze in der Gemeinschaftsunterkunft Housing Area unter städtischer Verantwortung. Die Stadt arbeitet auch an neuen Angeboten, insbesondere für psychisch erkrankte Wohnsitzlose. Aufgrund fehlender statistischer Erfassung und Meldepflicht besteht jedoch keine verlässliche Zahl über die Anzahl obdachloser Menschen im Stadtgebiet Mainz, da es sich um eine mobile Personengruppe handelt.

In einer Stellungnahme dazu erklärte der Verein zur Förderung sozial und gesundheitlich benachteiligter Menschen gegenüber BYC-News:

„Wir begrüßen, dass die Stadt Mainz nunmehr nach Jahren voller Diskussionen und Überlegungen eine niedrigschwellige Möglichkeit zur Übernachtung für obdachlose Menschen bietet. Allerdings gibt es für uns noch viele offene Punkte, die geklärt werden müssen. Es bleibt abzuwarten, wie das Projekt letztendlich umgesetzt und angenommen wird, gerade auch, wenn wir in den späten Abend- und Nachtstunden obdachlose Menschen im Winter bei Minusgraden mit dem Kältebus einsammeln und unterbringen möchten. Weiterhin ist die Frage interessant, was mit denjenigen Menschen im kalten Winter passiert, die in der neuen Einrichtung der Stadt ein Hausverbot, warum auch immer, erhalten haben. Denn die Stadt hat im Rahmen der Gefahrenabwehr eine Fürsorgepflicht, gerade bei extremen Wetterlagen. Diese Problematik mit den Hausverboten war schon früher in den Mainzer Männerwohnheimen und anderen Einrichtungen schwierig. Wir als Rheinhessen hilft! halten auch in diesem Winter wieder 2-3 Zimmer in einem gepflegten Haus in Dalheim bei Oppenheim bereit. Das Steckler’s Rheinrestaurant um Eugenius Stecker bietet hier Obdachlosen und sozial oder gesundheitlich benachteiligten Menschen in Kooperation mit uns wieder die Möglichkeit, dauerhaft ein eigenes Zimmer zu erhalten. Familie Steckler investiert gerade, um weiteren Platz zu schaffen. Menschen erhalten somit die Möglichkeit, auf lange Zeit ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben“, so der Verein dazu.

Weiter heißt es: „Positiv bei der nun von der Stadt Mainz vorgestellten neuen Einrichtung ist, dass in dieser alle Personen, egal welcher Nationalität und mit oder ohne Anspruch auf Leistungen, übernachten können. Da machen auch wir keinen Unterschied. Auch zu diesem Thema gab es in den vergangenen Jahren viele Kontroversen. Die Stadt Mainz war hier immer, im Gegensatz zu anderen Städten, nicht auf dem Stand der Zeit. Mit dem Deutschen Roten Kreuz hat die Stadt Mainz einen kompetenten und in diesen Bereich etablierten Partner zur sozialen Betreuung der Einrichtung gewonnen. Bislang fand bedauerlicherweise noch nicht der jährliche Runde Tisch zur Feinabstimmung mit allen Kolleginnen und Kollegen, Organisationen und der Verwaltung statt. Oberbürgermeister Nino Haase hat mir aber zugesagt, auch in diesem Winter den Kältebus wieder persönlich zu begleiten. Hierfür hatten andere politische Entscheidungsträger in der Vergangenheit kein Interesse. Wir merken, dass der Oberbürgermeister sich für die Situation von Obdachlosen Menschen interessiert und vor Ort mit dabei sein möchte. Dies berührt uns sehr. Seit Anfang November bis mindestens Ende März sucht unser Kältebus wieder obdachlose Menschen auf den Straßen auf, um ihnen dringend benötigte Versorgung anzubieten. Hierbei handelt es sich um ein ergänzendes ehrenamtliches, niederschwelliges und mobiles Angebot, welches gerne angenommen wird. In dieser kalten Jahreszeit ist es besonders wichtig, Menschen ohne festen Wohnsitz Schutz vor den widrigen Witterungsbedingungen zu bieten. Wir merken, dass es schon jetzt sehr kalt ist. Unser Team engagierter Freiwilliger steht bereit, um warme Mahlzeiten, Kleidung und andere lebensnotwendige Güter zu verteilen, Menschen in Unterkünfte und ins Krankenhaus zu fahren und Mithilfe der Vereinsanwältin bürokratische und juristische Hürden zu bewältigen. Der Kältebus ist seit Jahren ein Versuch, Solidarität und Unterstützung inmitten der Herausforderungen des Winters zu fördern“