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Hat ein Mitarbeiter des Vollzugsdienstes der Landeshauptstadt Mainz eindeutige sexuelle Angebote in Dienstkleidung an junge Frauen gesendet? BYC-News liegen verschiedene Videos und Chatverläufe sowie Aussagen von mehreren Zeugen vor, die die Vorfälle belegen und darauf hindeuten, dass es sich bei dem Urheber um einen Vertreter des Mainzer Ordnungsamtes handelt. Die ersten Hinweise auf die Vorfälle gingen bei BYC-News vor rund einem Jahr ein, seither erhielt die Redaktion immer wieder neue Hinweise.


Sexuelle Angebote in Uniform vom Vollzugsdienst

Bereits zu Beginn der Recherchen Anfang 2021 ging es um respektloses Verhalten gegenüber den Bürgern, schamverletzendes Bild- und Videomaterial in Uniform des Mainzer Vollzugsdienstes und öffentliches Auftreten mit Sturmhauben. Im aktuellen Fall 2022 geht es um Sexinserate auf einer Kontaktplattform und Nachrichten an Frauen mit sexuellem Inhalt und Bildern in sozialen Medien.

Der Mann soll in den vergangenen Monaten mehrfach Frauen über die Plattformen Instagram und TikTok angeschrieben und ihnen eindeutige sexuelle Angebote gemacht haben. Das berichteten mehrere Frauen übereinstimmend gegenüber BYC-News. Der Mann sei dabei jedesmal auf die gleiche Weise vorgegangen: Zuerst schickte er harmlose Nachrichten und Bilder, die dann aber immer anstößiger wurden und am Ende in Nacktbildern endeten. Eine Betroffene berichtete gegenüber BYC-News, der Mann habe dabei immer wieder betont, dass er Mitarbeiter des Mainzer Ordnungsamtes sei, auch seine Uniform habe immer wieder eine Rolle gespielt. Die Frauen berichteten übereinstimmend, sie hätten sich von dem Mann belästigt gefühlt und ihn dann blockiert.

Der Mann soll aber nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch auf Kontaktplattformen aktiv gewesen sein

In Kontaktinseraten soll wiederum ein Mann in Uniform in sexuellen Posen zu sehen sein. Auf dem Material ist allerdings der Kopf des Mannes nicht zu sehen, auffällige Tätowierungen im Oberkörperbereich jedoch schon. Dazu wurde BYC-News im Januar 2022 ein Kontaktinserat vorgelegt, in dem ein Mann nach Frauen sucht, die Lust auf ein Abenteuer mit einem Mann in Uniform hätten. In dem vorgelegten Kontaktinserat waren Fotos zu sehen, auf denen der Mann zum Teil halbnackt posierte, im Hintergrund eine Uniform mit dem Wappen der Stadt Mainz. In weiteren vorgelegten Aufnahmen war eine Galerie des Kontaktinserates abgebildet. Dort waren weitere Fotos und Videos des Mannes in Uniform zu sehen, auf denen er teilweise unbekleidet war.

Aus dem Kontaktinserat ging eindeutig hervor, dass Sexpartnerinnen gesucht wurden, zudem wurden die Frauen gebeten, dem Mann selbst Fotos in Dessous oder sogar komplett nackt zuzuschicken. Weiter hieß es in der Kontaktanzeige, dass die Sexpartnerinnen ihm ein „freiwilliges Taschengeld“ für seine Dienste in Uniform übergeben könnten. Das Inserat soll allerdings schon im Sommer 2021 auf einer Kontaktplattform erschienen sein, das berichten Informanten aus dem Umfeld des Mainzer Vollzugsdienstes gegenüber dieser Online-Zeitung.

Ob die abgebildete Person diese Inserate selbst erstellt hat oder eine dritte Person, ist der Redaktion nicht bekannt.


Anfrage bei der Stadt Mainz

BYC-News hat im Januar 2022 die Stadt Mainz mit den Vorwürfen konfrontiert. Diese teilte am 26. Januar mit, dass ihr diese Videos sowie die Kontaktanzeige nicht bekannt seien. Ein Sprecher der Stadt teilte mit, dass es nicht erlaubt ist, in Dienstkleidung des Vollzugsdienstes solche Bilder und Videos anzufertigen und zu veröffentlichen. Auch gäbe es bislang keine Hinweise oder Vorkommnisse jeglicher Art, die der Stadt Mainz bekannt sind.

Es war nicht der erste Vorfall in den sozialen Medien

Während der verhängten Ausgangssperre im April 2021 wurden bei TikTok und Instagram Videos und Storys von einem Mitarbeiter des Mainzer Ordnungsamtes gepostet. Dieser zeigte sich in unterschiedlichen Posen, wobei er die Uniform des Vollzugsdienstes trug. BYC-News liegt das Material vor, sowie die Links zu den einzelnen Profilen.

In einer Story bei Instagram war zu sehen, wie sich der Vollzugsbeamte in Uniform am Hauptbahnhof Mainz über Bürger lustig machte, für die die Ausgangssperre galt. Dieser machte auf dem Video Bewegungen wie ein Affe und hinterlegte dieses mit einer Audiotonspur mit lautem Affengeschrei. Dabei filmte er sich etwa 20 Sekunden lang selbst. Wie er in der darauffolgenden Story hervorhob, sei er nun anwesend und die Bürgerinnen und Bürger sollen sich direkt alle nach Hause begeben. Weitere Mitarbeiter des Vollzugsdienstes oder andere Personen waren auf den Videos von diesem Tag nicht sichtbar. Anhand der Lichtverhältnisse und dem Zeitstempel im Video war ersichtlich, dass dieses während der Ausgangssperre nach 21:00 Uhr aufgenommen wurde.

Profile in den sozialen Medien

In seinen Profilen in den sozialen Medien, unter anderem auf der Plattform TikTok, posierte der Mann in Uniform vom Ordnungsdienst Mainz zum Teil halbnackt und zeigte auch seine dienstliche Ausstattung mit dem Hinweis, „dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte“. Eines der Videos wurde in einer Umkleidekabine angefertigt, bei der es sich um die Räumlichkeiten des Mainzer Vollzugsdienstes handeln soll, teilte ein Informant gegenüber BYC-News mit.

Im Zeitraum bis Ende April 2021 sollen nach Informationen durch zwei Hinweisgeberinnen, bereits Nachrichten über einen Messenger-Dienst mit eindeutigen Angeboten an Frauen versendet worden sein. Der Redaktion wurden zum damaligen Zeitpunkt entsprechende Nachrichten aus Instagram vorgelegt.

Termin im Stadthaus „Große Bleiche“ Mainz

BYC-News kontaktierte erstmalig Ende April 2021 die Ordnungsdezernentin, Manuela Matz (CDU), um sie über die damaligen Ergebnisse der Recherche in Kenntnis zu setzen. Frau Matz wurden bei einem persönlichen Termin im Stadthaus „Große Bleiche“ die besagten Striptease-Szenen sowie Screenshots und das Video vom Bahnhofsvorplatz vorgelegt. Weiterhin teilte man der Ordnungsdezernentin bei dem Termin mit, dass der Vollzugsbeamte eindeutige Angebote an Frauen gesendet haben soll. In dem Gespräch bestätigte Ordnungsdezernentin Manuela Matz, dass es sich auf dem vorgezeigten Bildmaterial um einen Mitarbeiter des städtischen Vollzugsdienstes handele. Die Dezernentin sicherte zu, sich um den Vorfall zu kümmern. BYC-News informierte im Nachgang auch die Pressestelle der Stadt Mainz über den Vorfall.

Tatsächlich wurden einige Tage später die Videos von den Plattformen gelöscht. Welche Maßnahmen die Stadt Mainz ansonsten ergriff, ist BYC-News nicht bekannt. Der Mann blieb aber weiter im Vollzugsdienst tätig.

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