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Die Pressesprecher der Mainzer Polizei haben einen vielfältigen und vor allem einen wichtigen Job. Tagtäglich kümmern sie sich darum, dass die Bürger über die Polizeiarbeit informiert werden. Doch das ist noch lange nicht alles. BYC-News war zu Besuch bei der Pressestelle der Polizei Mainz. Unter Einhaltung der geltenden Corona-Regelungen sprachen wir mit dem stellvertretenden Leiter der Pressestelle Polizei Mainz, Matthias Bockius, und mit der Pressesprecherin der Mainzer Polizei, Anna Dexheimer, darüber, was die Arbeit in der Pressestelle ausmacht und was sie daran begeistert.

Wie wird man Pressesprecher?

Auf die Stelle eines Pressesprechers bei der Polizei Mainz muss man sich ganz normal bewerben. Dann durchläuft man wie gewohnt ein Bewerbungsverfahren, welches allerdings sehr speziell auf die Arbeit in der Abteilung abgestimmt ist, berichtet Bockius. „Da macht es natürlich Sinn, wenn ein Bewerber bereits eine gewisse Berufserfahrung mitbringt und sich bereits über den Tellerrand hinaus einen Einblick in die Polizeiarbeit verschaffen konnte“, so Bockius weiter. Denn die Arbeit ist vielfältig und schließlich hat man mit allen Bereichen der Polizeiarbeit zu tun. „Da muss man sich natürlich auch auskennen, um den Bürgern und Medienvertretern eine fachliche und verständliche Auskunft geben können“, erklärt er. In Rheinland-Pfalz sind alle Pressesprecher auch Polizeibeamte, das ist Vorschrift. Allerdings gibt es bei der Pressestelle auch andere Arbeitsplätze, wie beispielsweise der Online-Redakteur, für die keine Polizeiausbildung notwendig ist.

Eine spezielle Ausbildung für die Arbeit als Pressesprecher gibt es nicht. Allerdings gebe es auf Bundesebene ein Seminar sowie zwei landesweite Seminare in Rheinland-Pfalz. Ziel sei es, dass schließlich alle Sprecher der Polizei mal ein solches Seminar besucht haben. „Das ist aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie natürlich nicht ganz einfach. Ansonsten gilt hier wirklich der Grundsatz „Learning by doing“. Dabei wird man natürlich von erfahrenen Kollegen unterstützt“, berichtet Anna Dexheimer, die seit rund zwei Jahren bei der Pressestelle arbeitet und zuvor in der Leitzentrale tätig war.

Welche Aufgaben hat die Pressestelle?

Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Denn in Mainz wird die gesamte Kommunikation für das Polizeipräsidium, mit den Direktionen in Mainz, Worms und Bad Kreuznach übernommen. Zur klassischen Arbeit der Pressestelle gehört es, alle Fälle zu lesen, die die Polizeikollegen im Einsatz aufnehmen und zu einem Bericht verfassen. Die Pressesprecher entscheiden dann, welche Sachverhalte veröffentlicht werden können. „Das heißt wir lesen jeden Tag alle Sachverhalte in unserem gesamten Gebiet durch. Manche kleinere oder alltägliche Pressemitteilungen werden bei den Direktionen in Worms und Bad Kreuznach oder auf den einzelnen Dienststellen selbst verfasst“, erklärt Bockius: „Oft gibt es auch Nachfragen von Medienvertretern zu Einsätzen die öffentlichkeitswirksam waren. Hier geben wir entsprechende Auskünfte oder schreiben dann auch eine Meldung.“

Doch warum ist eine solche Pressestelle überhaupt notwendig? Der Grund ist einfach erklärt: Der Vorteil ist, dass die meisten Sachverhalte gebündelt von einer Abteilung übernommen werden. So weiß jeder, welche Informationen an die Medien heraus gegeben wurden. Zudem können die Pressesprecher aufgrund ihrer alltäglichen Arbeit und Erfahrung eher einschätzen, welche Informationen überhaupt heraus gegeben werden können oder dürfen. „In manchen Fällen laufen die Ermittlungsverfahren noch. Wenn es dann beispielsweise einen Tatverdächtigen gibt, dann hat dieser sogenanntes Täterwissen. So bezeichnen wir Informationen, die nur der Täter selbst kennen kann. Solche Informationen können wir natürlich nicht rausgeben, wenn wir noch mitten in den Ermittlungen sind und den Täter noch überführen wollen“, erläutert Bockius. Ein Pressesprecher muss also gleichzeitig ermittlungstaktisch und polizeilich denken und handeln aber natürlich auch an die Zusammenarbeit mit den Medien denken.

Bei Sondereinsätzen sind die Pressesprecher ebenfalls vor Ort. Angefangen bei der kleinen Demo-Lage an einem Samstag bis hin zu einem Großeinsatz, bei dem zahlreiche Pressesprecher und -beauftragte vor Ort benötigt werden. „Bei Großeinsätzen sitzen wir dann teilweise mit 15 bis 20 Mann da und teilen uns die unterschiedlichen Arbeiten untereinander auf. Einer übernimmt beispielsweise die Kommunikation in den sozialen Medien, der andere übernimmt die Kommunikation mit den Medien vor Ort, natürlich gibt es auch immer einen Abschnittsleiter. Das ist beispielweise bei einem Schusswaffengebrauch der Fall, wie im vergangenen Jahr in Mainz-Gonsenheim“, so Bockius.

Wann fahren Pressesprecher zur Einsatzstelle?

Wann die Pressesprecher mit zur Einsatzstelle fahren, ist individuell und kommt ganz auf den Einsatz an. Bei einer größeren Einsatzlage beispielsweise werden sie direkt durch den Polizeiführer vom Dienst informiert. Zur Einsatzstelle fahren die Sprecher allerdings nur in bestimmten Situationen, beispielsweise wenn vor Ort viele Medienvertreter sind und ein Statement der Polizei benötigt wird. „Da entlastet man dann auch einfach die Kollegen draußen vor Ort. Die sind möglicherweise den Umgang mit den Pressevertretern nicht so gewohnt oder es ist ihnen unangenehm im Bild zu sein. Da ist es schon besser, wenn wir uns um die Medien kümmern und die Kollegen vor Ort ihre Arbeit machen können. Zudem haben wir auch andere Befugnisse als die Kollegen vor Ort und müssen im Zweifel nicht erstmal nachfragen was wir sagen dürfen und was nicht“, erklärt Anna Dexheimer.

Grundsätzlich haben Pressesprecher feste Dienstzeiten und eine reguläre Arbeitswoche. Eine Rufbereitschaft gibt es nachts oder an Wochenenden eigentlich nicht. Außerhalb der Dienstzeiten werden Anfragen von Medienvertretern dann durch den Polizeiführer vom Dienst entgegengenommen und beantwortet. „Allerdings sind wir trotzdem jederzeit für den Polizeiführer erreichbar, sollte es doch mal zu einer größeren Einsatzlage kommen. In einem solchen Fall würde der Polizeiführer vom Dienst uns anrufen. Wir würden dann umgehend damit beginnen, einen Abschnitt aufzubauen. Dafür haben wir eine Liste mit Personen, die eine spezielle Ausbildung haben oder bei uns schon hospitiert haben. Diese telefonieren wir dann ab und schauen, wer uns unterstützen kann. Wie groß wir den Abschnitt aufbauen, entscheiden wir selbst“, so Bockius.



Auch die Öffentlichkeitsarbeit liegt im Aufgabenbereich

Auch die Öffentlichkeitsarbeit, also die PR-Arbeit gehört zu den Aufgaben. Das beginnt schon beim Bestellen von Werbekugelschreibern und anderen Werbegeschenken. Auch bei Plakaten oder Aktionen sind die Pressesprecher mit involviert. „Zuletzt wurde beispielsweise in der Innenministerkonferenz auf Bundesebene ein Projekt zur Verbesserung des Klimas zwischen Autofahrern und Radfahrern beschlossen. Das bundesweite Konzept wird dann auf die Länder runtergebrochen und in den jeweiligen Pressestellen der Polizei umgesetzt.“, sagt Anna Dexheimer.

„Zu unseren täglichen Aufgaben gehört auch die Medienauswertung. Das bedeutet, dass wir wirklich jeden Tag schauen, was die Medien hier in der Region zur Polizeiarbeit schreiben und ob dort irgendetwas zu finden ist, was uns eventuell interessiert. Auch über welche Einsätze berichtet wurde oder auch wie wir dargestellt werden ist für uns interessant und wird täglich ausgewertet“, erklärt Dexheimer.

Generell rufen auch des Öfter Bürger bei der Pressestelle an wegen Fragen zu bestimmten Einsätzen. Diese Anfragen übernimmt allerdings die Datenschutzbeauftragte der Mainzer Polizei, die dann Auskunft nach dem Landestransparenzgesetz erteilt.

Warum entscheidet man sich für die Pressestelle?

Im Interview erklärten die beiden Polizisten, wieso sie sich für die Arbeit bei der Pressestelle der Mainzer Polizei entschieden haben. Anna Dexheimer berichtet: „Bei mir war es so, dass ich nach Jahren im Schichtdienst in der Notrufzentrale gerne einigermaßen geregelte Arbeitszeiten wollte. Das war natürlich nicht der einzige Grund, der mich zu dieser Entscheidung bewegt hat. Ich spreche gerne, bin gerne kreativ und habe gern jeden Tag andere und neue Herausforderungen. Die Arbeit hier vereint die Polizeiarbeit und die Pressearbeit. Zudem hat man die Möglichkeit, gewisse Dinge mitzugestalten. Das ist es, was mir so gut gefällt.“

„Bevor ich hier angefangen habe zu arbeiten, war ich Dienstgruppenleiter und kurzzeitig auch Polizeiführer vom Dienst. Das hieß für mich natürlich Schichtdienste. Ich habe für mich dann aber die Entscheidung getroffen, keinen Schichtdienst mehr machen zu wollen, unter anderem auch aus gesundheitlichen Gründen. Dann habe ich mich intern nach interessanten Stellen umgeschaut. Aus Zufall war hier die Stelle des stellvertretenden Leiters der Pressestelle frei. Die Aufgabenbeschreibung hat mir direkt zugesagt und die Anforderungen haben exakt auf mich zugetroffen. Für mich war also klar, wenn ich in den Tagdienst wechsele, dann genau hier auf dieser Position. Man ist hier wirklich in jeden Bereich der Polizeiarbeit mit eingebunden. Sei es die Arbeit der Kriminalpolizei, die sich auf eine ganz spezielle Kriminalitätsform bezieht oder auch die sofortige Gefahrenlage beim Schusswaffengebrauch. Die Aussage „Mittendrin statt nur dabei“ trifft hier wirklich zu 100 Prozent zu. Bevor ich bei der Pressestelle angefangen habe, hätte ich bereits behauptet, dass ich in meiner Polizei-Laufbahn viel mitbekommen habe und über einen großen Horizont verfüge. Wenn ich jetzt aber zurückblicke, muss ich sagen, dass das was ich zuvor erlebt hatte nur ein kleiner Teil des großen Ganzen war“, sagt Matthias Bockius.

Die Polizei muss während Corona viel erklären

Während der Corona-Pandemie hat sich auch die Arbeit der Pressesprecher etwas geändert. Wie die Polizisten berichten, müssen sie nun wesentlich mehr erklären als zuvor. „Wir müssen erklären, was tatsächlich unsere Aufgabe ist und was dann doch eher Aufgabe der Ordnungsbehörde. Wir müssen erklären, warum wir nicht einfach eine Versammlung auflösen dürfen, auch wenn es mal 50 Teilnehmer zu viel sind“, sagt Bockius. Besonders bei Demonstrationen sei die Mainzer Polizei in der Zwischenzeit dazu übergegangen viele Informationen in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Das kläre Fragen der Bürger häufig, bevor sie erst aufkommen.

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„Wir sind neutral“

Auch kämen immer häufiger kritische Rückfragen zum Thema Polizeigewalt, besonders auch im Bezug auf Demonstrationen. Das sei grundsätzlich auch gut so, denn jeder Bürger habe das Recht, polizeiliche Maßnahmen zu hinterfragen. „Wir sind zur Neutralität verpflichtet und wir sind neutral. Bei Demonstrationen interessiert uns die Meinung, die die Menschen kundtun nicht. Wir sind dafür da, das Versammlungsrecht nach Artikel 8 des Grundgesetzes zu schützen. Wir stehen für Recht und Ordnung ein und achten darauf, dass die Gesetze und Auflagen eingehalten werden. Sollte gegen Gesetze oder Vorschriften verstoßen werden, Auflagen missachtet oder Personen angegriffen werden, greifen wir natürlich ein“, so Bockius. Das habe aber immer nur etwas mit dem rechtswidrigen Verhalten der Personen zu tun und nichts mit der Herkunft, der Religion, der politischen Meinung, dem Aussehen oder der sexuellen Orientierung.

„Für den Bürger sind wir alle gleich“

Als Pressesprecher sitzt man den Großteil der Arbeitszeit im Büro. Doch wenn Matthias Bockius und Anna Dexheimer dienstlich das Gebäude verlassen, tragen sie so wie jeder andere Polizist auch eine Uniform und eine Schusswaffe. „Für die Bürger draußen sind wir alle gleich, das ist auch gut so. Wenn wir draußen beispielsweise eine Straftat mitbekommen würden, dann wären auch wir dazu verpflichtet, einzugreifen“, erklärt Anna Dexheimer.

Hinter jeder Uniform steckt ein Mensch

Die Polizei wird heutzutage nicht selten verunmenschlicht, sagt Dexheimer. Dass einige Menschen zu vergessen scheinen, dass in jeder Uniform auch ein Mensch steckt, störe sie schon etwas. So werde man als Polizist heutzutage schon schief angeschaut, wenn man sich an einem schönen Sommertag mal ein Eis holt. Bei allem Lob und aller Kritik gegenüber der Polizei, wird noch immer zu häufig vergessen, dass hinter jeder Uniform ein Mensch steckt. Und bei allem Verständnis, das die Polizei den Bürgern so oft entgegenbringt, sollte man auch etwas Verständnis für den Polizist als Mensch haben.