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Der eine hat sich das Knie aufgeschlagen, die andere klagt über Bauchweh und die nächste hat ihre Kopfschmerz-Tabletten vergessen – wer kennt sie nicht, die vielen kleinen und großen Katastrophen, die im Schulalltag passieren können? Für solche Fälle gibt es an der Albert-Schweitzer-Grundschule in Alzey mit Melanie Armanini-Liebezeit eine ideale Anlaufstelle. Denn Frau Armanini-Liebezeit ist eine von bald 26 Schulgesundheitsfachkräften in Rheinland-Pfalz. Diese examinierten Gesundheits- oder Krankenpflegekräfte mit Berufserfahrung kümmern sich um Akutversorgung und Gesundheitsvorsorge und leisten somit einen wichtigen Beitrag für das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler. Und sie tragen dazu bei, dass sich die Lehrkräfte auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können – nämlich den Unterricht.

Vor allem Kinder mit besonderen Bedarfen im Blick

Am Freitag (4. November 2022) schaute die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig Frau Armanini-Liebezeit bei ihrer Arbeit über die Schulter und zeigte sich sehr angetan: „Frau Armanini-Liebezeit und ihre Kolleginnen leisten unschätzbar wertvolle Arbeit für die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und tragen damit auch ganz unmittelbar zu ihrem Lernerfolg bei, wie wir aus vielen wissenschaftlichen Studien wissen. Weil der positive Effekt der Schulgesundheitsfachkräfte, die viel mehr sind als nur ,Schulschwestern‘, so offenkundig auf der Hand liegt, stellen wir das Pilotprojekt in diesem und im kommenden Jahr auf eine breitere Basis. Wir haben dabei vor allem Kinder mit besonderen Bedarfen im Blick.“ Was 2018 mit zwei Fachkräften in Mainz begann, soll bis Jahresende 2023 auf 26 Schulen im ganzen Land anwachsen, die mit jeweils einer halben Stelle für Schulgesundheitspflege ausgestattet werden.

Träger des Projektes, das aus der ikidS-Studie II der Universitätsmedizin Mainz hervorgegangen ist (ikidS = „Ich komme in die Schule“), ist die Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG). Sie hat dazu einen Kooperationsvertrag mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz geschlossen, das die wissenschaftliche Begleitforschung übernimmt. Für die LZG und die Universitätsmedizin werden aus dem Landeshaushalt für das laufende Jahr Mittel in Höhe von insgesamt rund 923.000 Euro bewilligt. „Wir sind sicher, dass dieses Geld sehr gut angelegt ist“, erläuterte Hubig. „Das Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte passt gut in unsere Gesamtstrategie, in der wir großen Wert auf Gesundheit, Resilienz und Wohlbefinden legen. Denn wir wissen, dass gerade in Folge der Corona-Pandemie viele Schülerinnen und Schüler Unterstützung brauchen. Die bekommen sie in Rheinland-Pfalz.“

Schulkrankenschwestern haben auch eine wichtige psychologische Funktion

„Die Schulkrankenschwestern haben – über ihre Aufgaben in der Unterstützung bei chronischen Krankheiten, Unfällen und akuten Erkrankungen hinaus – auch eine wichtige psychologische Funktion. Das zeigt gerade die Corona-Pandemie mit ihren zum Teil starken Einschränkungen, die an vielen Kindern nicht spurlos vorübergegangen sind“, erläutert Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG). „Die Schulkrankenschwestern sind wichtige Vertrauenspersonen im Schulalltag, die ein offenes Ohr für die Kinder haben. Das bietet die Chance, zu erkennen, ob hinter Bauchweh und Kopfschmerzen vielleicht eher seelische Sorgen und Nöte stecken, für die gemeinsam mit den Eltern nach Lösungen gesucht werden kann. Sowohl die körperliche wie die psychische Gesundheit der Kinder kann daher von der Anwesenheit einer Schulkrankenschwester profitieren“, so Krell.

„Wir sind glücklich und auch etwas stolz, dass dieses 2017 gestartete Projekt in Politik und Praxis so viel positive Resonanz erfährt. In der praktischen Pilotphase, dem Schuljahr 2018/2019, haben die ersten beiden Schulgesundheitsfachkräfte ihre Tätigkeit an zwei Mainzer Schulen aufgenommen. Bis Ende des Jahres 2023 wird es 26 Schulgesundheitsfachkräfte an 26 Schulen geben – das ist für alle Beteiligten ein extrem schöner Erfolg“, betont der Initiator und Studienleiter, Univ.-Prof. Dr. med. Michael S. Urschitz, vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) an der Universitätsmedizin Mainz. Und ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir das Projekt auch weiterhin wissenschaftlich begleiten werden, und die Kinder, die Schulen und die Gesundheitsfachkräfte somit auch zukünftig von unserer Expertise profitieren können. Aus dem Pilotprojekt haben wir viel für die aktuell stattfindende Erweiterung des Projektes gelernt. Wir wissen beispielsweise, dass es bis zu sechs Monaten dauern kann, bis die Kinder Vertrauen zu ihrer neuen ‘Schulschwester‘ aufbauen und deren Angebote annehmen. In der aktuellen wissenschaftlichen Begleitung untersuchen wir insbesondere den direkten Nutzen, den Kinder mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen ganz konkret durch die Schulgesundheitspflege haben.“

Ein Gewinn für die ganze Schulgemeinschaft

„Unsere Schulgesundheitsfachkraft ist ein Gewinn für die ganze Schulgemeinschaft, eine große Entlastung“, sagte Heike Stock, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule. „Sie bringt uneingeschränktes Fachwissen mit und unterstützt maßgeblich den wichtigen Aspekt des Netzwerkbildens zwischen Eltern, medizinischen Einrichtungen, dem Gesundheitsamt und externen Institutionen.“

Alzeys Stadtbürgermeister Steffen Jung ergänzte: „Wir als Schulträger begrüßen die Einrichtung einer Schulgesundheitsfachkraft sehr und unterstützen dies, indem wir die räumlichen Voraussetzungen zum Gelingen des wertvollen Projekts bieten. Wir danken Schwester Melanie für ihren engagierten Einsatz und ihren herzlichen, zugewandten Umgang mit den kleinen und großen Mitmenschen der Schulgemeinschaft, der einen Gewinn für alle Seiten darstellt.“

Cluster 1: Rheinhessen, Ludwigshafen (Start Januar 2023)

  • Grundschule In der Langgewann, Adolf-Kolping-Str. 30 in Ludwigshafen
  • Grundschule Schillerschule 2, Rheingönheimer Str. 103 in Ludwigshafen
  • Grundschule  Wittelsbachschule, Wittelsbachstr. 73 67061 in Ludwigshafen
  • Mozartschule Rheingönheim, Hilgundstr. 21 in Ludwigshafen
  • Staudinger-Grundschule, Kurfürstenstraße 20 in Worms
  • GS Albert-Schweitzer, Donnersbergstr. 32 in Alzey
  • Goethe-Grundschule, Scheffelstraße 2 in 55118 Mainz (Seit 2018)
  • Maler-Becker-Schule, Schulstraße 7 in Mainz (Seit 2018)

Cluster 2: Koblenz, Trier (Start September 2023)

  • Grundschule Birkenfeld, An den Gerbhäusern 3 in Birkenfeld
  • Grundschule Neukarthause, Zwickauer Str. 23 in Koblenz
  • Grundschule Schenkendorf, Schenkendorfstr. 15 in Koblenz
  • Grundschule Kirschblüte, Ringstraße 47 in Mülheim-Kärlich
  • Grundschule Weißenthurm, Breslauer Straße 1 in Weißenthurm
  • Grundschule Hermeskeil, Schulstr. 19 in Hermeskeil

Cluster 3: Kaiserslautern (Start Oktober 2023)

  • GS Geschwister-Scholl, Schreberstraße 37 in Kaiserslautern
  • GS Kottenschule, Kammgarnstraße 17 in Kaiserslautern
  • GS Röhmschule, Moltkestraße 27 in Kaiserslautern
  • GS Mehlingen, Hauptstraße 11 in Mehlingen
  • GS Ramstein-Miesenbach, Nollstraße 32 in Ramstein-Miesenbach
  • GS Weilerbach, Schulstraße 8 in Weilerbach

Cluster 4 geplant für Januar bzw. Februar 2023 – eine Auswahl der Schulen durch die ADD ist erfolgt, eine Infoveranstaltung für Schulen und Schulträger findet am 8. November statt.