Mainz. Der erste Durchgang zur Oberbürgermeister-Wahl ist beendet. Gewonnen haben Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) mit 41,0 und Nino Haase (parteilos) mit 32,4 Prozent. Aus diesem Duo wählen die Mainzer nun im zweiten Wahlgang am Sonntag, 10. November, ihren Oberbürgermeister für die nächsten acht Jahre. Eine entscheidende Rolle dürfte dabei die Wahlbeteiligung spielen.

Michael Ebling hat nach diesem Sonntag vor allem ein Problem, das Trainer von Bayern München besonders gut kennen: Er war so erfolgreich, dass er seiner Mannschaft nun einhämmern muss, das nächste Spiel nicht zu unterschätzen – und dadurch einen scheinbar sicheren Sieg zu verschenken.

Denn in der Stichwahl wird die Wahlbeteiligung eine entscheidende Rolle spielen. Im ersten Wahlgang betrug sie 45,8 Prozent. Das sind 5,2 Prozentpunkte mehr als vor acht Jahren. Also ein relativ guter Wert. In totalen Zahlen liegt Ebling rund 6300 Stimmen vor Haase.

Mario Thurnes im Gespräch mit Nino Haase | Foto: Thorsten Lüttringhaus

In Stichwahlen geht die Wahlbeteiligung häufig zurück. Das liegt zum einen daran, dass  Anhänger der Parteien zuhause bleiben, die im ersten Durchgang ausgeschieden sind. Oft lässt aber auch das Interesse bei den Bürgern einfach nach. Etwa wenn eine Wahl als sicher gilt.

Michael Eblings Sieg fiel im ersten Durchgang deutlich aus: In der Innenstadt lag er überall vorne. Nur in der Peripherie musste er Haase einige Stadtteile überlassen. Auffällig: In keinem Stadtteil unterlag Ebling der grünen Kandidatin Tabea Rößner. Auch nicht in der Neustadt, wo im Frühjahr bei einer Personenwahl zum Ortsvorsteher ein unbekannter Herausforderer der Grünen einen Amtsinhaber der SPD schlug.

Während die Kandidaten der Linken und der „Die Partei“ in der ersten Runde keine nennenswerte Rolle spielten, vereinte Rößner 22,5 Prozent der Stimmen. Das ist für die Mainzer Grünen, der stärksten Fraktion im Stadtrat, enttäuschend, aber für die Stichwahl ein wichtiger Faktor: Stehen doch rund 16 600 Menschen hinter diesem Ergebnis. 16 600 Menschen, die sich nun neu entscheiden müssen – und so die Wahl gewinnen können.

Ringen um die Rößner-Wähler

Für Haase wird es darauf ankommen, den Mainzer Wahlgang mit Mainzer Themen zu prägen. Denn entscheiden sich die grünen Anhänger nach allgemeiner Parteiorientierung, dann dürften sie eher zum SPD-Kandidaten wechseln. Also wird Haase versuchen müssen, eine Unzufriedenheit mit der Amtsführung herzustellen.

Eine solche Unzufriedenheit hat Rößner vorm ersten Wahlgang nur zögerlich formuliert. Jede Kritik an Ebling wäre letztlich auch eine Kritik an den grünen Dezernenten Günter Beck und Katrin Eder gewesen. Das heißt aber nicht, dass die grünen Anhänger zufrieden sein müssen mit der Art, wie das Rathaus geführt wird.

Letztlich ist eine auf Konflikt gebürstete Strategie auch riskant für Haase. Denn eine seiner Chancen besteht in der Demobilisierung der SPD-Anhänger. Da wären harte Attacken nicht förderlich. Am 10. November ist Stichwahl. Es bleibt spannend.