Mainzer Dom
Mainzer Dom

Ein Jahr nach der Veröffentlichung einer schockierenden Studie, die jahrzehntelange Vertuschungen von Missbrauchsfällen im Bistum Mainz aufdeckte, kommen neue Details ans Licht.

Seit der Präsentation der Studie am 3. März 2023 haben sich 43 weitere mutmaßlich Betroffene gemeldet, wie eine Sprecherin des Bistums bestätigte. Zudem haben sich zwei Täter selbst bei den kirchlichen Behörden angezeigt, woraufhin die Fälle an die zuständigen Ermittlungsbehörden weitergeleitet wurden.

17 gemeldete Fälle liegen über 30 Jahre zurück

Die Mehrheit der 43 neuen Vorwürfe betrifft sexuelle Gewalt, die von Priestern oder anderen kirchlichen Mitarbeitern ausgeübt worden sein soll. 17 der gemeldeten Vorfälle liegen bereits mehr als 30 Jahre zurückliegen.

Im Zuge der Aufarbeitung betonte Stephanie Rieth, die Beauftragte des Bistums für die Aufarbeitung des Missbrauchs, die Bedeutung der Studie für die Etablierung einer Kultur der Achtsamkeit innerhalb der Kirche. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, der Missbrauchsskandal sei ein fortwährendes Thema, das noch lange nicht abgeschlossen sei.

Bereits kurz nach Veröffentlichung der Studie hatte Peter Kohlgraf mitgeteilt: „Ich will heute eine andere Kirche gestalten. Diesen Wunsch nehme ich bei vielen Gläubigen ebenfalls wahr. Es gibt ein systemisches Versagen. Fehlende Verantwortungsübernahme hat Missbrauch begünstigt. Es fällt mir nicht immer leicht, für eine derartige Gestalt von Kirche, die keineswegs überwunden ist, Verantwortung zu übernehmen. Und dennoch will ich diese Verantwortung tragen“

Das Bistum Mainz steht weiterhin in der Kritik, gleichzeitig aber auch in einem Prozess der tiefgreifenden Selbstreflexion und Veränderung. Die jüngsten Enthüllungen unterstreichen die Notwendigkeit einer fortgesetzten Aufklärung und Prävention.

Das Bistum Mainz hat bisher rund 1,7 Millionen Euro für Entschädigungszahlungen an Opfer sexuellen Missbrauchs aufgebracht

Zusätzlich wurden etwa 280.000 Euro für Therapiekosten bereitgestellt. Im letzten Jahr wurden 23 neue Anträge auf Entschädigungsleistungen gestellt, von denen 13 mit einer Gesamtsumme von 300.000 Euro bewilligt wurden.

Die Höhe der Entschädigungszahlungen wird von der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) festgelegt, die sich aus Mitgliedern zusammensetzt, die größtenteils von einem externen Gremium vorgeschlagen und von der Deutschen Bischofskonferenz ernannt werden.

Die Mittel für die Entschädigungen stammen nach Angaben des Bistums nicht aus den Einnahmen der Kirchensteuer, sondern aus einem speziellen Fonds, der sich aus den Zinserträgen der kirchlichen Vermögenswerte speist.

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