Foto: Marcel Buehner

Mehr als 60 Jahre nach der Errichtung des sogenannten „Schellbaus“ bedarf das Gutenberg-Museum Mainz sowohl baulich als auch inhaltlich einer Modernisierung und Neuausrichtung, um als erfolgreiches „Weltmuseum der Druckkunst“ heutigen Ansprüchen an ein modernes Museum weiterhin zu entsprechen. Sowohl Ausstattung als auch baulicher Zustand genügen derzeit nicht mehr den aktuellen Standards.

Baukosten in Höhe von rund 97 Million Euro

Die Planungen zur Neugestaltung für den gesamten Gebäudekomplex sehen einen Ersatzneubau des „Schellbaus“ und eine Kernsanierung samt Umbau des Erweiterungsbaus (Seilergasse) vor. Um die massiven Umbauten zu realisieren, wird das Museum bekanntlich temporär einen „Interimsbetrieb“ im Naturhistorischen Museum aufnehmen, um sich weiter präsentieren zu können.

In einem Pressegespräch erläuterten Oberbürgermeister Nino Haase, Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse sowie Finanzdezernent Günter Beck im Gutenberg-Museum die derzeit absehbaren Planungsschritte zur weiteren Umsetzung dieses für die Landeshauptstadt Mainz essentiellen Bauvorhabens – sowohl in baulicher Hinsicht als auch mit Blick auf die Finanzierungsschritte. Das Bauvorhaben inklusive Szenographiekonzept ist aktuell mit Kosten von derzeit rund 96,9 Mio. Euro taxiert.

Ergänzend wurden in diesem Zuge die Entwürfe des Architektenbüros h4A Gesert + Randecker Architekten vorgestellt.

Nino Haase erläuterte zu Beginn:

„Die komplexe Erfindung von Johannes Gutenberg weist einen epochalen Einfluss auf die Verbreitung von Kenntnissen auf. Dass Bücher nun schneller, kostengünstiger und in weit höherer Zahl produziert werden konnten, trug essentiell zur ,Demokratisierung des Wissens‘ bei. Gutenberg legte sozusagen die Basis für den nach heutiger Lesart gut informierten, mündigen Bürger. Gutenbergs Erfindung war ein epochaler Wendepunkt in der Historie, zugleich Teil der deutschen Demokratiegeschichte – und hat mithin eine bundesstaatliche, gar globale Bedeutung“

Außenperspektive | Bildrechte: h4a Architekten

Weiter betont er: „Dieser ,Man of the Millennium‘ hatte seine Wirkungsstätte in unserer Stadt – und mit dem Weltmuseum der Druckkunst wird seine Erfindung vermittelt. Wir werden das Museum ins 21. Jahrhundert führen. Getreu dem Slogan ,Die Zukunft kann nicht mehr warten‘ müssen und werden wir alle Stränge bündeln und dem ,Weltmuseum der Druckkunst‘ ein attraktives äußeres Antlitz und Innenleben geben und das Haus auch museumsdidaktisch neu aufstellen. Es bleibt unser erklärtes Ziel, das Haus nach dem Interim topfunktional, zeitgemäß und hochattraktiv neu zu eröffnen. Dabei wollen wir alle möglichen Kooperationspartner mit ins Boot holen – auch über städtische Grenzen hinaus“

Eines der größten Bauprojekte der Stadt Mainz

Auch im Hinblick auf die Finanzierung, so Finanzdezernent Günter Beck, handele es sich – neben der Rathaussanierung – um eines der größten Bauprojekte der Stadt Mainz. Bereits 2021 wurde das benachbarte Hotel Schwan für rund 2,8 Mio. Euro erworben. Für den Neubau des Gutenberg-Museums – inklusive Szenographiekonzept – beläuft sich die aktuelle Kostenprognose auf 96,9 Mio. Euro und die Interimsunterbringung im Naturhistorischen Museum schlägt mit rund 8,8 Mio. Euro zu Buche. „Unterm Strich liegen die Kosten für die Gesamtmaßnahme Stand heute bei 108.561.443 Euro“, so Finanzdezernent Beck. „Seit Monaten laufen die Gespräche zwischen Marianne Grosse und mir in enger Abstimmung, denn ein solch großes und bedeutendes Projekt stemmt man nicht einfach mal so nebenher.“

Innenperspektive
| Bildrechte: h4a Architekten

Vor diesem Hintergrund seien natürlich auch Gespräche mit dem Land Rheinland-Pfalz geführt worden, insbesondere auch im Hinblick auf eine mögliche Förderung aus dem sogenannten Landeshauptstadtansatz. Anfang März konnte mit dem Innenministerium abgestimmt werden, dass der Neubau des Gutenberg-Museums grundsätzlich aus dem Landeshauptstadtansatz gefördert werden könne. „Hier sind wir optimistisch“, so Beck. Die aktuelle Planung sieht vor, dass eine Förderung in Höhe von insgesamt 25 Mio. Euro aus diesem Topf zur Finanzierung herangezogen werden soll. Zurzeit laufen daher die Vorbereitungen für das Antragsverfahren auf Hochtouren, sodass im Juni 2025 mit Vorliegen der Entwurfsplanung („Leistungsphase 3“) der Förderantrag gestellt werden kann. Dieser wird dann förderrechtlich von der ADD und baurechtlich vom Landesbetrieb LBB geprüft, sodass mit der Bescheidung durch das Innenministerium in der zweiten Jahreshälfte 2026 zu rechnen ist. „Die restliche Finanzierung wird über Investitionskredite erfolgen“, ergänzt Finanzdezernent Beck abschließend.

Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse erläuterte, sie werde „nicht müde, zu betonen“, dass das Vorhaben „Neubau und Modernisierung des Gutenberg-Museums“ eines der größten und komplexesten Projekte der Landeshauptstadt Mainz überhaupt sei: „Ein Jahrhundert-Projekt.“

Dies ziele einerseits natürlich auf die großen – baulichen , finanziellen, organisatorischen – Herausforderungen, umschreibe zugleich auch „dessen grundlegendes Potenzial“. Grosse dezidiert: „Was dort am Liebfrauenplatz im Herzen der Mainzer Altstadt entsteht, wird eines der schönsten und beeindruckendsten Bauwerke, das die Landeshauptstadt Mainz seit langem gesehen hat – ein Magnet.“

Eine Vielzahl Beteiligter sowohl innerhalb der Verwaltung als auch externe Partner und Firmen seien mit größtem Enthusiasmus dabei:

„Allen ist klar, wie besonders dieses Projekt ist.“ Die Präsentation belege, dass dieses Vorhaben nicht allein nur das Bau- und Kulturdezernat beschäftige: „Wir schieben das Projekt mit vereinten Kräften in der gesamten Stadt an und arbeiten an der erfolgreichen Umsetzung.“
Ergänzend zum Finanzierungshintergrund unterstrich Grosse, dass sich die Stadt Mainz erneut beim Bundesförderprogramm „KulturInvest“ bewerben werde. Hauptfördergegenstand sei hierbei das „Szenographiekonzept“. Die Bewerbungsfrist ende im Juni 2024, derzeit laufe die Erarbeitung der Antragsunterlagen.

Oberbürgermeister Haase, Bürgermeister und Finanzdezernent Beck als auch Bau- und Kulturdezernentin Grosse betonen unisono: „Die Neugestaltung und Modernisierung unseres Weltmuseums im neuen Gewand ist ein immens wichtiges Projekt für die gesamte Stadtgesellschaft. Dieser bauliche und finanzielle Kraftakt ist aller Mühen wert und katapultiert unser Museum auf allen Ebenen in das 21. Jahrhundert.“