Im Mainzer Stadtteil Gonsenheim werden ab dem 5. September fünf Etagen eines ehemaligen Bürogebäudes auf dem Kisselberg für geflüchtete Menschen genutzt. Es werden insgesamt 110 Zimmer zur Verfügung stehen. Jedes Zimmer bietet Platz für zwei bis sieben Personen und die gesamte Einrichtung erstreckt sich über etwa 7.500 Quadratmeter. Die Stadt Mainz wird erneut in Kooperation mit den Malteser Werken für die Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner verantwortlich sein.

Kritik von Anwohnern und Beschäftigten auf dem Kisselberg

Wie Anwohnende in den Studentenwohnheimen und Beschäftigte in den dort ansässigen Unternehmen gegenüber BYC-News bei einer Umfrage auf dem Kisselberg berichteten, wurde von Seiten der Stadt Mainz und der Gonsenheimer Ortsvorsteherin Sabine Flegel keinerlei Kommunikation vorgenommen. Anfragen an die Stadtverwaltung und die Ortsverwaltung blieben unbeantwortet. Mit einem Schreiben vom 24. August 2023 wurden die Unternehmen auf dem Kisselberg erstmals von der Stadt Mainz offiziell über den neuen Standort für Geflüchtete informiert. Dieses Schreiben liegt der Redaktion vor.

In dem Brief mit dem Absendedatum 24. August 2023 heißt es: „Sehr geehrte Damen und Herren, wie sie bestimmt aus der Berichterstattung Ende April 2023 entnommen haben, konnte die Stadt Mainz mit der Hamborner Reit AG einen Mietvertrag für das Bürogebäude in der Isaac-Fulda-Allee 3 abschließen, um das Objekt zukünftig als Unterkunft für geflüchtete Personen zu nutzen[…] Die Stadt Mainz bittet um Verständniss.“

Anwohnende und Beschäftigte aus dem Umfeld sehen Probleme am Standort

Basierend auf den Aussagen von Bewohnern und Personen, die in unmittelbarer Nähe der neuen Flüchtlingsunterkunft leben und arbeiten, gibt es Bedenken hinsichtlich des gewählten Standorts. Die Lage der neuen Einrichtung in der Issac-Fulda-Allee 3 wird angesichts der umliegenden Faktoren wie einem Studentenwohnheim, verschiedenen Unternehmen, einem Kindergarten und einer Veranstaltungsstätte als äußerst ungeeignet betrachtet. In regelmäßigen Abständen finden im Studentenwohnheim Veranstaltungen mit erhöhter Lautstärke statt, die bis in die späten Nachtstunden andauern können. Zusätzlich ist auch außerhalb des Studentenwohnheims in den späten Abend- und Nachtstunden regelmäßig eine laute Geräuschkulisse aufgrund von Gruppenaktivitäten zu vernehmen.

Die Tatsache, dass keinerlei Informationsfluss seitens der Ortsvorsteherin oder der Stadt Mainz vor dem 24. August stattgefunden hat, wird ebenfalls kritisiert. Es sollte für eine Landeshauptstadt keine Schwierigkeiten bereiten, Unternehmen und Anwohner rechtzeitig zu informieren. Immerhin standen mehrere Monate zur Verfügung, um eine grundlegende Informationsweitergabe sicherzustellen. Von der amtierenden Ortvorsteherin Sabine Flegel, hätte man sich ebenfalls eine Information gewünscht, da der Kisselberg nun einmal zu Mainz-Gonsenheim gehört. Es wäre außerdem erstrebenswert gewesen, die Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Unternehmen in die Medieninformationsveranstaltungen einzubeziehen, um sich den kritischen Fragen zu stellen.

Sabine Flegel auf Anfrage von BYC-News

„Wie Sie richtig feststellen, hat die Stadt Mainz keine Infoveranstaltung vor Ort durchgeführt.  Die einzig mir bekannte Veranstaltung war der Presserundgang letzten Mittwoch (23. August 2023). Dort wurden die Räumlichkeiten samt Konzept, der Presse im Beisein der OV Sauer (HaMü) und dem stellvertretenden OV Herrn Huber (Gonsenheim), vorgestellt. Leider war ich persönlich nicht zugegen. Inwieweit die Verwaltung von Sozialdezernent Dr. Lensch die BewohnerInnen der Studentenwohnanlage und Mitarbeitenden bzw. Personalvertretungen, der dort ansässigen Betriebe informiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis.  Über die neue Nutzung des Bürogebäudes als Flüchtlingsunterkunft, hat der Ortsbeirat und ich im Frühjahr erfahren.“

Die Polizei Mainz auf Anfrage von BYC-News

Auf Anfrage der Redaktion bezüglich Sicherheitsbedenken am Kisselberg gibt die Polizei Mainz folgende Informationen bekannt: Die Polizei Mainz geht davon aus, dass die Eröffnung der neuen Flüchtlingsunterkunft am Kisselberg nicht zu vermehrten Polizeieinsätzen führen wird. Sollte dennoch die Notwendigkeit dazu entstehen, liegt die primäre Zuständigkeit beim Rechts- und Ordnungsamt der Stadt, welches bei Bedarf gegebenenfalls von der Polizei unterstützt wird.

Selbstverständlich erhält die Flüchtlingsunterkunft besondere Aufmerksamkeit im Rahmen der patrouillierenden Tätigkeiten der Polizeibeamten und -beamtinnen, was potenziell zu einer gesteigerten Präsenz führen könnte. Bezüglich präventiver Maßnahmen oder Informationsveranstaltungen obliegt die Verantwortlichkeit der Stadt. Dennoch könnte die Polizei auch hier unterstützend agieren, wenn Bedarf besteht.