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„7 zu 0 für das Auto“ – das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Mainzer Radfahrforums MRF und MainzZero. Laut MainzZero und dem Mainzer Radfahrforums MRF ist die Verteilung der Flächen zwischen PKW-Verkehr und Fahrrad- sowie Fußgängerverkehr in Mainz nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund veranstalten die beiden Bündnisse am Donnerstag (15. Juni 2023) von 16:00 bis 18:00 Uhr eine Fahrraddemo auf der Alicenbrücke. Neben einem Aktionsprogramm ist auch die Sperrung einer PKW-Spur geplant. Es werden unter anderem mehr Sicherheit und Komfort für Radfahrer und Fußgänger auf der Alicenbrücke sowie der Neubau von Radschnellwegen auf stark befahrenen Straßen gefordert.

Die Initiatoren teilen dazu folgendes mit:

Der Rad- und Fußverkehr in Mainz hat seit Jahren nicht den Stellenwert, der ihm nach dem Verkehrsaufkommen gebühren würde. Darauf haben das Mainzer Radfahrforum (MRF) mit dem Projekt ‚Mapathon Mainz‘ bereits 2021 als auch die Bürgerinitiative MainzZero in ihrem Mobilitätskonzept ‚Verkehrswende jetzt!‘ 2022 hingewiesen. Passiert ist von Seiten der Stadt Mainz bisher – Fast Nichts!

Jetzt haben sich die beiden Aktionsbündnisse entschieden am praktischen Beispiel aufzuzeigen, wie mit einfachen Mitteln eine Flächengerechtigkeit zwischen Kraftfahrzeugen und dem Fuß- sowie dem Radverkehr geschaffen werden kann. Denn 7:0 (Auto-) Spuren auf der Alicenbrücke am Mainzer Hauptbahnhof sind nach Meinung der Initiatoren alles andere als eine flächengerechte Verteilung des Verkehrsraums.

1. Ausgangslage auf der Alicenbrücke

Geplant als Anschluss zu einer innerstädtischen Autobahntangente, verfügt die Alicenbrücke heute über insgesamt sieben Fahrspuren für den Kfz-Verkehr sowie zwei für Busse und Tram.

Tausende von Fußgänger und Radfahrer müssen sich dagegen täglich auf beiden Seiten schmale Flächen teilen, die den gesetzlich vorgeschriebenen Straßenbau-Standards von Geh- und Radwegen nicht gerecht werden – geschweige denn den Bedürfnissen der Menschen. Gegenseitige Behinderungen und Konflikte zwischen den beiden Verkehrsarten sind dabei vorprogrammiert und wurden bei der Planung der Brücke bewusst in Kauf genommen.

Die heutige autogerechte Gestaltung ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Sie verschlechtert zudem das Klima in unserer Stadt. Sowohl was die Luftqualität als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen betrifft.

Rad- und Fußverkehr nehmen zu, sodass dringend getrennte Flächen benötigt werden, um Konflikte so weit wie möglich zu verhindern. Der heute zur Nutzung vorgesehene gemeinsame Platz ist zu schmal in der Breite, insbesondere vor dem Hintergrund, dass immer mehr Lastenräder für tägliche Fahrten im Einsatz sind und künftig von einer weiter steigenden Anzahl auszugehen ist. Aber auch Fahrten mit Kinderanhängern nehmen zu, darüber hinaus möchten viele Eltern ihre Kinder sicher begleiten bzw. überzeugt sein, dass sie alleine sicher unterwegs sein können.

2. Wir demonstrieren für eine Stadt, die Fußgängern und Radfahrern bessere Bedingungen einräumt und fordern:

  • Mehr Sicherheit und Komfort für den Fuß- und Radverkehr auf der Alicenbrücke mit den jeweiligen Anschlussverbindungen für den Fuß- und Radverkehr auf wichtigen Verbindungen:
  • Eine Bedarfserfassung mit Zukunftsperspektive bei den Planungen. Denn das heutige Aufkommen auf der Alicenbrücke ist mit mehr als 5.000 Radfahrer pro Tag bereits beachtlich wird aufgrund von geändertem Mobilitätsverhalten noch erheblich in den nächsten Jahren steigen. Ab einem Aufkommen von 2.000 Radfahrern pro Tag wird der Bau separater Radspuren mit Standard „Radschnellwege“ empfohlen.
  • Auf stark befahrenen Strecken in Städten und Umland würde der Neubau von Radschnellwegen die Attraktivität des zu planenden Rad-Hauptnetzes für die Stadt Mainz wesentlich erhöhen und das Umland besser anbinden. Grundlage hierfür ist der vom Mainzer Radfahrforum bereits in 2021 erstellte Marathon-Plan, siehe www.mapathon.adfc-mainz.de.
  • Mehr Radfahrenden, weniger Autos, das heißt auch für die verbleibenden Auto mehr Platz, weniger Staus. Am Beispiel der Alicenbrücke zeigt sich die Flächenungerechtigkeit:
    • 130 Kfz pro Spitzenstunde am Tag beanspruchen 3,25 Meter Breite auf einer der beiden Abbiegespuren. Diese Autos könnten ohne Weiteres auf der benachbarten Abbiegespur ohne jeden Nachteil fahren.
    • Dagegen müssen rund 550 Fußgänger und Radfahrer zeitgleich auf dem 3,90m schmalen Gehweg miteinander auskommen.
    • Weitere 500 Personen pro Spitzenstunde wollen über die Straße zur Haltestelle oder auf die andere Straßenseite gehen.

Wir fordern daher von der Stadt Mainz als Baulastträger der Straße endlich mit der Umsetzung entsprechender Maßnahmen sehr kurzfristig zu beginnen. Denn: Kaum Platz für Fußgänger und Radfahrer und kein Sicherheitsabstand zwischen Geh- und Radweg und zu den Kfz-Fahrspuren. Ein unverantwortlicher Zu- und Missstand, der dringend aus Sicht der Initiatoren abgestellt werden muss!

Zudem sollte das Land Rheinland-Pfalz die gesetzliche Benachteiligung des Radverkehrs gegenüber dem Autoverkehr aufheben und im Landesstraßengesetz (§ 3 LStrG) ein landesweites Radhauptnetz ausweisen und damit diese Radwege den Landesstraßen gesetzlich gleichstellen. So können die Vorfahrtregelungen und ein höherer Ausbaugrad sichergestellt werden.

3. Aktueller Stand: Zu wenig Platz für Fußgänger und Radfahrende

  1. Radwege: Note „Mangelhaft“ für den Zustand der Radwege in Mainz
    Der Fahrradklima-Test des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) 2022 zeigt, was Radfahrern wichtig ist. Mainz kommt bei der Umfrage ausgerechnet bei den für die Nutzern wichtigsten Kriterien sehr schlecht weg. Als solche wurden benannt: Breite der Radwege, der Zustand der Wegeoberfläche der Radwege und die Führung an Baustellen. Diese Rahmenbedingungen bestimmen wesentlich den Komfort und damit die Wahl für das Verkehrsmittel Rad. Sie wurden durchweg als mangelhaft bewertet. Und sie liegen allesamt in Zuständigkeit kommunaler Aufgabenträger – also in Verantwortung der Stadt Mainz!
    Da die Umfrage im Zwei-Jahre-Rhythmus stattfindet und diese negative Bewertung bereits bei den Klima-Tests seit 2012 gleichblieb, ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Stadt Mainz keine gegensteuernden Maßnahmen zur Mängelbeseitigung durchgeführt hat.
  2. Grundrecht „Laufen“ wird behindert
    Nicht nur die Bedingungen für den Radverkehr sind schlecht. Der umweltfreundlichsten Verkehrsart, dem Zu-Fuß-Gehen, ergeht es nicht besser.
    • Knapp vier Meter breit sind die „Seitenbereiche“ der Alicenbrücke. Auf diesen findet täglich ein reger Fußverkehr mit mehreren 1.000 Menschen statt.
    • Insbesondere bei Ankunft von Bussen und Bahnen von den nahegelegenen Haltestellen und den Zügen des Hauptbahnhofes laufen pulkartig Fußgängerströme Richtung Innenstadt, Neustadt, Hartenberg, der Universität oder den Unikliniken. Sie teilen sich den schmalen Querschnitt mit den Radfahrern, die – infolge der Barrierewirkung (hoher Bordstein) der Kfz- Fahrspuren – in beide Richtungen fahren (müssen).
    • Wer die Alicenbrücke passiert hat, wird auch im weiteren Umfeld mit Mängeln konfrontiert: Der „Gehweg“ in der Binger Straße stadtauswärts Richtung Uniklinik verfügt mit 1,25 Meter nicht einmal über die Mindestbreite von dörflichen Gehwegen mit geringem Fußaufkommen. Es existiert somit kein Gehweg gemäß den Straßenbau-Richtlinien.

Fazit: In Mainz haben sich die Bedingungen für Fußgänger, Radfahrende und Anwohner kontinuierlich verschlechtert!

4. Forderung: Gute und sichere Fuß- und Radwege, begrünte Stadtstraßen mit Aufenthaltsqualität

Die Anforderungen des Zu-Fuß-Gehens und Radfahrens, so das Fazit der Initiatoren, werden komplett ignoriert zugunsten des Kfz-Verkehrs. Es wird höchste Zeit, den Menschen wieder in den Mittelpunkt des städtischen Lebens zu stellen. „Die städtische Verkehrspolitik muss sich endlich wieder an den Menschen und deren Bedürfnissen orientieren“, so Michael Lengersdorff, Sprecher von MainzZero. „Andere große Städte wie München, Barcelona oder Kopenhagen machen es vor, wie eine menschgerechte, liebens- und lebenswerte Stadt aussehen kann“, so Lengersdorff weiter. „Mit Komfort-Gewinnen und nicht Komfort-Verlusten wie von manchen Bürgern befürchtet.“

„Wir fordern zudem Bundesverkehrsminister Volker Wissing dazu auf, umgehend die im Koalitionsvertrag angekündigte Reform des Straßenverkehrsrechts auf den Weg zu bringen im Sinne der ‚Mobilität für Alle‘ sowie des Klimaschutzes. Damit erhalten die Kommunen mehr Planungssicherheit“, so Amelie Döres (MRF/ADFC).