Die Stadt Mainz plant im Stadtteil Finthen den Neubau der Peter-Härtling-Grundschule. In den letzten Tagen hat bereits der Umzug der 3. und 4. Klassen in andere Räumlichkeiten begonnen. Die Pläne für den Neubau des Schulgebäudes haben aber zwei entscheidende Fehler: Zum einen ist die neue Schule schon jetzt zu klein geplant, zum anderen müssen dafür zahlreiche 50 bis 60 Jahre alte Bäume gefällt werden, die zurzeit eine echte Klimaoase in Finthen bilden und den Stadtteil resilient machen im Klimawandel, teilt die BI „Bessere Schule Finthen“ mit.

Die Bäume müssen bleiben – und könnten das auch

Die Bürgerinitiative „Bessere Schule Finthen“ setzt sich für den Erhalt der Bäume ein und für ein Schulgebäude, das auch zukünftigen Anforderungen genügt. Prof. Dr. Andreas Roloff vom Deutschen Bauminstitut hat der BI in einem Gespräch bestätigt, dass allein für die drei großen Bäume, die in der Mitte des Schulhofes stehen (Bild oben), weit über 600 Neupflanzungen erfolgen müssten, um die gleichen Klimawirkungen (Kühlung, Luftbefeuchtung, Beschattung, CO2-Bindung, u.a.) zu erzielen.

„Dies sollte – dies muss eigentlich auch den Verantwortlichen der Stadt, allen voran Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (B90/Grüne), bekannt sein“, so Daniel Brusch, Sprecher der Finther Bürgerinitiative. Sollten die 42 alten Bäume gefällt werden wie geplant, liegen die Folgen für die Finther Bevölkerung auf der Hand: Bei immer heißer werdenden Sommern wird es in Finthen immer wärmer und trockener.

Die Stadt ignoriert rund 700 Einwendungen gegen den Neubau

„Wir plädieren für eine Neu- bzw. Umplanung mit den alten Bäumen“, so der BI-Sprecher. Es existieren bereits Baupläne, wonach lediglich zehn der Bäume auf dem Gelände gefällt bzw. umgesetzt werden müssen (siehe Folie 40/41, Präsentation Stadt Mainz)

Die BI hat in den letzten Monaten fast 700 Bürger erreicht, die sie mit ihrer Unterschrift unterstützen. In über 60 direkten Gesprächen haben Finther Bürgerinnen und Bürger ganz klar zum Ausdruck gebracht: „Wir wollen, dass diese, unsere Bäume stehen bleiben. Die Politiker in der Stadt und im Ortsbeirat regieren an uns vorbei“. Bürgerbeteiligung? Fehlanzeige.

Der Frust bei den Bürger ist groß, das Vertrauen in die Politik erschöpft

Das bestätigt auch Brusch: „Es kommt uns so vor, als ignoriere die Stadt die aktuellen Entwicklungen und auch den Willen der Bürger. Stattdessen werden mit dem Umzug Fakten geschaffen. Wir haben schon im Sommer das Angebot an das Baudezernat gemacht, in Kontakt mit den Vertretern der BI zu bleiben. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) hat das Angebot begrüßt, jedoch nie davon Gebrauch gemacht. Es gab zusätzlich Anfragen der BI an den Rat der Bürgerbeteiligung und an den Oberbürgermeister Nino Haase, jedoch warten wir seit Monaten vergeblich auf inhaltliche Antworten, ein Gesprächstermin soll erst im April möglich sein“.

Bäume fallen für viel zu kleinen Neubau

Die alten Bäume sollen im Übrigen für einen Neubau gefällt werden, der bereits in der Planung zu klein ist. Die Peter-Härtling-Schule platzt jetzt schon aus allen Nähten. Klassenstufen werden teilweise in sechs parallelen Klassen (6-zügig) unterrichtet. Nach Aussagen einzelner Lehrkräfte müsste teilweise aber sogar 7-zügig unterrichtet werden. Der Neubau mit lediglich 278qm mehr Nutzfläche, ist auf fünf Züge ausgelegt. „Die derzeitigen Planungen der Stadt sind veraltet“, so BI-Sprecher Daniel Brusch. „Sie sind 2016 begonnen worden und berücksichtigen weder den dramatischen Klimawandel, noch das Wachstum der Bevölkerung in unserem Stadtteil.“ Der Schulelternbeirat hat vor Jahren schon darauf hingewiesen, auch der Ortsbeirat in Finthen.

Die Mainzer Baudezernentin Grosse argumentiert, dass eine neue Planung die Stadt rund 10 Millionen Euro mehr kosten würde

Das konnte die Stadt allerdings bislang noch nicht belegen. „Wenn man Architekten fragt, schütteln die über solche Zahlen nur den Kopf“, sagt BI-Sprecher Daniel Brusch, „solche Umplanungen sind in der Regel unkompliziert und schnell gemacht,“ sagen diese Fachleute. Daher sucht die Bürgerinitiative jetzt dringend Architekten, die ehrenamtlich mit der BI konkrete Pläne erstellen wollen. Für einen Schulneubau, der genügend Platz für die Zukunft bietet und die vorhandenen Bäume mit in die Planung einbezieht.

Diese Zeiten erfordern mutige Entscheidungen. „Mit einer mutigen Entscheidung der Stadt, könnte man vor allem den Kindern, aber auch den Bürger eine sichere Perspektive für die Zukunft geben,“ so Daniel Brusch. „Für massiven Klimaschutz, für eine Nachhaltige Schulplanung, für Vertrauen in unsere demokratischen Strukturen.“

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