Mainz. Ein weiß gestrichenes Fundament ist das einzige, was noch an den Tag im August erinnert – vor einem Jahr, als es beim „Zum Schorsch“ brannte. Auf diesem Fundament stand ein Nebenraum, der vollständig abgefackelt wurde. Die Schäden sind längst beseitigt, wo der Raum stand, ist nun eine zusätzliche Terrasse – und das Geschäft läuft besser als vorher.

„An warmen Tagen wie diesen gehören die Plätze auf der neuen Terrasse zu den beliebtesten, die wir haben“, sagt Günther Biermann. Er betreibt zusammen mit seinen Brüdern Adolf und Georg den Imbiss an der Kaiserbrücke, kurz vor dem neuen Zollhafen. Gegründet hat das „Häuschen“ Georg, nach ihm ist es auch in bestem Meenzerisch benannt.
Abgebrannt. So sah es vor einem Jahr beim Schorsch aus. Foto: Mario Thurnes

Der „Schorsch“ ist ein Familienbetrieb. Theke, Küche und Hausmeisterei werden von Brüdern, Schwestern und Nichten erledigt. Entsprechend familiär ist der Umgangston. Das Du sitzt locker. Und eine flapsige Antwort ist nicht unbedingt als Kriegserklärung zu verstehen. Die Küche ist einfach, aber gut. Wer einen Latte Macchiato mit fair gehandelter Sojamilch trinken will, ist hier falsch.

Offensichtlich kommt die Mischung gut an. An warmen Tagen ist der „Schorsch“ rappelvoll, drängen sich an der Bestelltheke die Gäste. „Der Brand war für uns erstmal ein riesiges Problem“, erzählt Günther Biermann. Da waren die Arbeit und das Geld, das in die Renovierung gesteckt werden musste.

„Brand hat uns wieder ins Gedächtnis gebracht“

Das Haupthaus blieb bei dem Brand zwar stehen. Aber der Rauch war über die Lüftung schon in die Toiletten, die Küche und den Gastraum eingedrungen. Die Betreiber hatten Glück im Unglück: Weil ein Nachbar aus dem alten Zollhafen nachts gegen 4 Uhr den Brand bemerkte und die Feuerwehr alarmierte. Und weil die Wache gerade mal 500 Meter von dem Imbiss entfernt ist.

Doch die Investitionen waren nur die zweitgrößte Sorge der Biermanns: „Der Brand hat uns in einem August, die Renovierung in einem September erwischt, die trocken und warm waren“, erzählt Günther Biermann. Das war einiges an Umsatz, der da verbrannte. Und dann die Gedanken über die Frage, ob die Gäste nach der Zwangspause, die letztlich fünf Wochen dauerte, wieder kommen.

Um es kurz zu machen: Sie kamen. Und kommen immer noch. Mehr als zuvor: „Der Brand hat uns bei vielen wieder ins Gedächtnis gebracht“, erzählt Günther Biermann. Stammgäste, die er lange nicht mehr gesehen habe, seien nach der Wiedereröffnung gekommen. Dazu neue Kundschaft, die durch den Brand überhaupt erst von dem Angebot gehört haben. Gerade im Sommer ist die Kaiserbrücke für Jogger, Radfahrer und Fußgänger ein beliebter Übergang über den Rhein.

Am Ende war der Brand auch für etwas gut: „Der Nebenraum sah nicht gerade gut aus“, räumt Günther Biermann ein. Ihn gegen eine neue, attraktive Terrasse zu tauschen, sei also letztlich ein gutes Geschäft gewesen. Wobei auf die Umstände, auf die hätten die Biermanns verzichten können.