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Nachrichten Mainz | Neben Konserven und Fertiggerichten steht auch Obst und Gemüse derzeit hoch im Kurs. So auch im Landkreis Mainz-Bingen. Besonders regionale Ware ist gefragt. Doch viele Landwirte haben ein Problem. Ihnen fehlen die Erntehelfer. Saisonkräfte aus Rumänien oder Bulgarien dürfen wegen der Corona-Pandemie nur bedingt einreisen. Es sind letztlich zu wenige, um eine reibungslose Ernte zu garantieren.


Ernte-Solidarität ist jetzt gefragt

„Jetzt geht es darum, ein neues Wort zu entdecken: ‚Ernte-Solidarität‘. Wer aus dem Landkreis Mainz-Bingen zupacken kann, sollte das jetzt tun. Es ist die Chance, Geld nebenbei zu verdienen und die Zeit sinnvoll zu investieren.“, so Rüdiger Wunderlich. „Das April-Gemüse wartet nicht“, sagt Rüdiger Wunderlich von der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Rheinhessen-Vorderpfalz.

Doch es geht nicht nur um die Ernte. Zur Zeit muss auch Gemüse wie Karotten, Blumenkohl, Kopfsalat und weitere gepflanzt werden. Die Arbeit wird die kommenden Wochen auch nicht weniger. Im Gegenteil. Im Monat Mai nimmt die Arbeit auf dem Feld nochmal deutlich zu. Deshalb werden für den Landkreis Mainz-Bingen dringend freiwillige Erntehelfer gesucht.

IG BAU fordert Erschwerniszulage

„Wer Schüler, Studenten oder Flüchtlinge für die Arbeit auf dem Feld anheuert, der muss sie auch fair bezahlen“, verlangt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Rheinhessen Vorderpfalz. Der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde gilt auch in der Landwirtschaft.

Durch die Corona-Pandemie setzen sich Helferinnen und Helfer einer zusätzlichen Gefahr auf dem Feld und in der Zusammenarbeit mit anderen aus. Das sollte bezahlt werden. Deshalb fordert die IG BAU für Saisonarbeiter genauso wie für die Stammbelegschaften in Agrarbetrieben eine Erschwerniszulage. Landwirte in der Region sollten eingearbeitete Saisonkräfte daher „mit einem Lohn nicht unter 11 Euro pro Stunde vom Feld gehen lassen“, so Wunderlich.

Die aktuelle Situation dürfe außerdem nicht dazu führen, dass „Menschen bei der Erntearbeit über den Tisch gezogen werden“, sagt er. Auch wenn viele ohne Vorkenntnisse kommen und die wichtigsten Handgriffe bei der Arbeit auf dem Feld erst erlernen müssen. Hier brauchen die Landwirte und die Helfer etwas Geduld.



Die Hygienestandards einzuhalten ist besonders wichtig

Neben der Bezahlung sei aber auch die Hygiene bei der Arbeit auf den Feldern wichtig. Auch während der Arbeit auf dem Feld müsse sichergestellt werden, dass regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren möglich ist. „Das bedeutet, dass die Toilette am Feldrand einen Wasseranschluss braucht. Das sonst übliche Mobil-WC reicht hier nicht. Denn ohne Wasser – kein Händewaschen“, macht Rüdiger Wunderlich deutlich.

Auch wenn Pflanz- und Erntehelfer in Unterkünften untergebracht werden, seien Einzelzimmer notwendig. „Die Corona-Pandemie bedeutet das Aus der sonst üblichen Sammelunterkünfte. Denn dort gilt das gleiche wie auf den Feldern: Der Abstand von mindestens 1,5 Metern ist Pflicht. Besser ist eine ganze Zollstocklänge: also 2 Meter Abstand vom Nebenmann“, erklärt der IG BAU-Bezirksvorsitzende. Zusätzlich müssten Sozial- und Sanitärräume jeden zweiten Tag fachmännisch gesäubert werden.

„Was auch tabu ist: die Sammelfahrt von Feld zu Feld. Neun-Mann-Bullis dürfen nicht mehr voll besetzt zum Einsatz kommen“, sagt Wunderlich. Erntehelfer sollten möglichst alleine und mit dem eigenen Fahrzeug zur Feldarbeit fahren. Auch dafür müsse Entschädigung gezahlt werden. „Die Corona-Gefahr lauert überall. Pflanz- und Erntehelfer dürfen das bei ihrem Einsatz unter freiem Himmel nicht vergessen. Es ist die Pflicht der Arbeitgeber, die Arbeitsplätze und Unterkünfte so einzurichten, dass die Hygienestandards einfach einzuhalten sind. Wer Fragen und Probleme hat, sollte sich an die IG BAU oder an das örtliche Gesundheitsamt wenden“, so Wunderlich.

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten

Die Agrar-Gewerkschaft IG BAU hat wichtige Regeln für die Arbeit in der Landwirtschaft hat auf ihrer Homepage zusammengestellt. Wer sich aus dem Landkreis Mainz-Bingen als Pflanz- oder Erntehelfer bewerben möchte, findet Jobs und weitere Infos unter auf der Agrar Jobbörse. Stellenangebote gibt es auch auf dem Portal „Das Land hilft“ vom Bundeslandwirtschaftsministerium.