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Wiesbaden, die mondäne hessische Landeshauptstadt, hat den Bau einer Straßenbahn abgelehnt. Die hippe Bundeshauptstadt Berlin plant und eröffnet hingegen inzwischen immer weitere Strecken. Der Vergleich der beiden Städten zeigt: Es geht voran mit der Tram, wenn auch nicht immer überall. Die Innovationen, die die Straßenbahn in den nächsten Jahrzehnten beeinflussen werden, sind so spannend wie vor 140 Jahren, als die erste Tram in Berlin ihren Betrieb aufnahm.

Wiesbaden stellt Straßenbahnbetrieb 1955 ein

Wiesbaden hatte den Straßenbahnbetrieb 1955 eingestellt – wie viele westdeutsche Städte in dieser Zeit. Damit ging eine Ära zu Ende, deren Niedergang in den USA Ende des 19. Jahrhunderts begann: Wenig ÖPNV, viel Individualverkehr. Nur ein paar Jahrzehnte nachdem Werner von Siemens 1881 die erste Straßenbahn in Berlin in Betrieb genommen hatte, stand das Fortbewegungsmittel kurz vor dem frühzeitigen Ende.

Doch ab den 1980er Jahren begann in vielen europäischen Großstädten eine Renaissance der Straßenbahnen und der gesamten öffentlichen Verkehrsbetriebe. Entwicklungen laufen aber selten überall synchron: Ende letzten Jahres haben die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener per Bürgerentscheid den Wiederaufbau einer Tram abgelehnt.

Trams immer moderner

Die Renaissance führt auch dazu, dass die Trams an sich immer moderner werden und voll sind mit technischer Innovation. Zum Beispiel hat Siemens in Sacramento, der kalifornischen Bundeshauptstadt, Tram-Haltestellen mit Akkus ausgerüstet. Diese Kurzspeicher, oder SuperCaps genannt, versorgen die Straßenbahnfahrzeuge kurzfristig mit Strom, sodass die Energiezufuhr über die Oberstromleitung reduziert wird. Ein erster Schritt in Richtung Akku-Betrieb.

Bombardier stattet manche Fahrzeugtypen, wie zum Beispiel den „Talent 3“, mit einem ähnlichen System aus, dass aus E-Autos bekannt ist und sich Rekuperation nennt. Beim Bremsen der Tram wird Energie gespeichert, die beim Anfahren wiederverwendet wird und somit in der Gesamtrechnung bis zu 30% Energie sparen kann.

Unterschiedlichste Wege in unterschiedlichen Städten

Andere Städte gehen andere Wege: Osnabrück hat dem Bau des Straßenbahnnetzes zugestimmt. In München, Nürnberg und Augsburg werden neuen Linien erschlossen, wenn auch gepaart mit Kritik. Kiel steht wohl „kurz“ vor der Entscheidung den Tram-Verkehr wieder aufzunehmen . Berlin erschließt regelmäßig neue Strecken im schon jetzt umfangreichen U-Bahn- und Straßenbahnnetz, beispielsweise die Erweiterung der Linie M10 bis zum Hauptbahnhof 2015 oder die Planung für drei weitere Trassen. Und in manchen Städten wie Karlsruhe oder Kassel wird die Straßenbahn zum Bindeglied zwischen der Stadt und ihrer umliegenden Region: Dank entsprechender Stromabnehmertechnik sind die Züge in der Lage, auch die Netze der Eisenbahn zu nutzen („Tram-train-System“)

Mit dem Zug in die Zukunft

Die Nachfrage nach nachhaltiger Mobilität wird in der Zukunft steigen. Und der Zugverkehr gehört nun mal zu den nachhaltigsten Fortbewegungsmitteln: Schätzungsweise wird der Weltmarkt für Zug-Technologien von 177 Milliarden Euro bis 2025 auf 204 Milliarden Euro wachsen, so eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Die hier gezeigten Trends sind nur die zentralsten Technologien. In den kommenden Jahren wird viel auf der Schiene passieren.