Hinter den Pforten von Boehringer Ingelheim befindet sich die Werkfeuerwehr des Unternehmens für den Standort in Ingelheim. Sie stellt den Brandschutz auf dem rund ein Quadratkilometer großen Werksgelände sicher und unterstützt die Feuerwehr Ingelheim bei verschiedensten Einsätzen.

Im Interview berichteten Johannes Fachinger (Wehrleiter) und Rainer Winternheimer (stellvertretender Wehrleiter), die beide hauptberuflich bei der Werkfeuerwehr tätig sind, mehr über die Ausrüstung und die Struktur.

Ausrüstung und Fahrzeuge

Boehringer Ingelheim wurde im Jahr 1885 gegründet. Im Jahr 1911 erkannte der Firmengründer, Kommerzienrat Albert Boehringer, die Bedeutung einer firmeneigenen Werkfeuerwehr und stellte das erste Löschfahrzeug zur Verfügung. Dadurch konnte 1912 die Gründung der Werkfeuerwehr realisiert werden. Heutzutage verfügt die Werkfeuerwehr über einen Fuhrpark von 18 Fahrzeugen.

„Bestimmte Fahrzeuge wie der Einsatzleitwagen, das Hubrettungsgerät und die Löschfahrzeuge sind im Grunde Standardausrüstung, wie sie in den meisten Feuerwehren zu finden ist. Jedoch werden diese Fahrzeuge an unsere speziellen Anforderungen angepasst und zusätzliche Ausrüstung integriert. Auf diese Weise sind wir bei Bränden und Gefahrguteinsätzen stets mit einer grundlegenden Ausstattung ausgerüstet“, erklärt Fachinger.

Zusätzlich hat die Werkfeuerwehr auch einiges an Sonderausrüstung, wie beispielsweise den ‚Gerätewagen Gefahrgut‘. Dieser besitzt eine 2.000-Liter-Vakuum-Anlage, um Chemikalien aufnehmen zu können. Dazu gehört noch ein Tankanhänger mit 18.000 Liter Fassungsvolumen für Gefahrgut. In Ergänzung dazu gibt es den Gerätewagen Messtechnik, der ebenfalls „auf unsere Bedürfnisse angepasst ist“, so Fachinger.

„Berufsfeuerwehren und Freiwillige Feuerwehren haben Normen, an die sie sich bei der Zusammenstellung ihrer Fahrzeuge halten müssen. Das ist bei Werkfeuerwehren nicht der Fall. Neben Standardfahrzeugen gibt es Sonderfahrzeuge, die genau auf die Bedürfnisse im Unternehmen zugeschnitten sind“, so Winternheimer.

Anschaffung neuer Einsatzfahrzeuge

„Bei der Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeugs erfolgt eine kooperative Planung, bei der die Bedürfnisse und Ideen der Feuerwehrkameraden diskutiert werden. Gemeinsam entwickeln sie Konzepte, die wir dem Fahrzeughersteller weitergeben. Mit dem Hersteller werden dann Machbarkeit und eventuelle Anpassungen besprochen, bevor mit der Herstellung begonnen wird“, erklärt Fachinger.

Winternheimer ergänzt: „Von der Bestellung bis zur Auslieferung eines neuen Fahrzeugs vergehen rund 2 Jahre. Hinzu kommen rund 20 Jahre Nutzungsdauer. Dementsprechend muss man bei der Ideenfindung für neue Fahrzeuge bereits vorausschauend planen und wissen, was in den nächsten rund 25 Jahren gebraucht werden könnte. Kleinere Anpassungen sind im Laufe der Zeit jedoch noch möglich.“

Aufbau der Werkfeuerwehr

Die Werkfeuerwehr von Boehringer Ingelheim besteht aus 18 Vollzeitarbeitskräften, die bei der Werkfeuerwehr eine feste Anstellung haben. Von diesen sind 14 aktive Einsatzkräfte, die unverzüglich bei Alarmierung ausrücken. Es ist stets gewährleistet, dass mindestens zwei von ihnen vor Ort sind. Zusätzlich gibt es etwa 65 freiwillige Einsatzkräfte, die hauptberuflich andere Tätigkeiten bei Boehringer Ingelheim haben, beispielsweise in der chemischen Produktion oder im Büro. Die meisten dieser freiwilligen Einsatzkräfte wohnen in Ingelheim, viele von ihnen wohnen in unmittelbarer Nähe zum Werksgelände. Dadurch sind sie im Ernstfall rasch einsatzbereit.

„Kleinere Einsätze hier am Standort, wie beispielsweise eine Ölspur, werden ausschließlich von unseren hauptberuflichen Kräften übernommen. Bei größeren Einsatzlagen ziehen wir dann unsere Freiwilligen hinzu“, so Winternheimer.

Über Rainer Winternheimer

„Schon als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden und dieses Ziel habe ich über die Jahre auch stetig verfolgt. Bei Boehringer Ingelheim habe ich 1983 als Betriebsschlosser angefangen; in der Freiwilligen Feuerwehr Ingelheim war ich seit 1984 aktiv. Als im Jahr 1991 bei der Werkfeuerwehr eine Stelle als hauptberuflicher Werkfeuerwehrmann frei wurde, habe ich mich intern darauf beworben und wurde auch genommen. Über unterschiedliche Lehrgänge habe ich mich weiterqualifiziert, sodass ich mittlerweile einer der beiden stellvertretenden Wehrleiter bin.“

Über Johannes Fachinger

„Bis 2017 hatte ich mit Feuerwehr nichts zu tun, war aber schon seit 2003 im THW ehrenamtlich tätig. Darüber habe ich den damaligen Wehrleiter der Werkfeuerwehr Boehringer kennengelernt. Er hat mich als seinen Nachfolger ins Gespräch gebracht und so bin ich 2017 von der chemischen Produktion zur Werkfeuerwehr gewechselt, habe die Ausbildung sowie alle erforderlichen Lehrgänge absolviert und bin seit Ende 2019 Wehrleiter der Werkfeuerwehr für den Standort Ingelheim.“