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Nachrichten Ingelheim | Die Renaturierung an der Selz schreitet weiter voran. Bereits seit Anfang September rollt schweres Gerät zwischen Gau-Odernheim und Bechtolsheim, es wird kräftig gebaggert, planiert und modelliert.


Das Gelände wird für alle erlebbar

Der Bach im Naturschutzgebiet „Im Briehl/Schafwiese“ wird bis Ende diesen Jahres auf einer Fläche von 18 Hektar freigelassen: „Die ökologische Struktur wird hier deutlich verbessert“, sagte Dorothea Schäfer, Landrätin von Mainz-Bingen. Sie war selbst vor Ort, um sich ein Bild von dem aktuellen Stand zu machen. Dabei zeigte sie sich erfreut, dass die Bevölkerung bei dem Projekt mitgenommen wird. Es wird zum Beispiel eine Aussichtsplattform geschaffen. „Damit wird das Gelände für alle erlebbar.“, so die Landrätin.

Ausgeführt wird das Projekt vom Selzverband, dessen technischer Geschäftsführer Matthias
Schmitt das Projekt erläuterte. Neben Dorothea Schäfer als Vorsitzende des
Selzverbandes waren noch dabei Thomas Rahner, zuständiger Beigeordneter des Landkreises Alzey-Worms und Schäfers Stellvertreter im Selzverband, Heiner Illing (MdL) als Ortsbürgermeister von Gau-Odernheim sowie einige örtliche Politiker. Alle waren erfreut, dass nun eine lange währende Geschichte ein Ende findet: „Seit 30 Jahren wird darüber debattiert“, sagte Illing. Thomas Rahner sieht die Renaturierung als ein „Vorzeigeprojekt“ an.

Die Selz wird länger

„Wir geben der Selz ein Stück weit ihren alten Verlauf zurück“, sagte Matthias Schmitt. Auf alten Karten aus dem letzten Jahrhundert konnte man erkennen, wo der Bach vor der Begradigung gebettet war. Und dort soll er auch in Zukunft wieder verlaufen. Geplant sind zwei große und eine kleine Schleife, wodurch die Selz statt bisher 1,1 Kilometer in dem Abschnitt künftig 1,7 Kilometer lang sein wird.



Feuchtbiotopen und Stillwasserflächen geplant

Bis Ende des Jahres werden noch viele Tausend Tonnen Erde bewegt. Die die Kosten dafür sind mit 700.000 Euro geplant. Das Land Rheinland-Pfalz fordert Projekt mit 90 Prozent im Tamen des Programms „Aktion Blau“. Die Renaturierung ist Teil des Programms „EU-Wasserrahmenrichtlinie“. Mit diesem soll der Forderung nach einem guten chemischen und ökologischen Gewässer nachgekommen werden.

Neben der kompletten Neuanlage des Flussbettes ist auch die Anlage von Feuchtbiotopen und Stillwasserflächen geplant. Außerdem werden Überflutungsflächen geschaffen, um die unteren Selzanlieger beispielsweise bei Starkregen besser zu schützen. Das jetzt noch aktive begradigte Bachbett bleibt ebenfalls bestehen und kann bei Regen zur Entlastung beitragen. Außerdem bietet das Bachbett auch neuen Lebensraum für Insekten.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel getan

In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Renaturierungen an der Selz vorgenommen. Von 1991 bis 1993 wurde die Selz in Sörgenloch auf einer Länge von 2,4 Kilometer und einen Plangebiet von 25 Hektar saniert. Im Jahr 2012 folgte Nieder-Olm mit 2,5 Kilometern Länge und einem Plangebiet von 40 Hektar. Zuletzt wurde 2017 die Renaturierung in Friesenheim durchgeführt.

Der Biber arbeitet auch mit

Die Renaturierung begünstigt auch die Wiederansiedlung streng geschützter Tierarten. An der Selz gibt es so beispielsweise auch wieder einen Bieber. Dieser wurde in einem Selzabschnitt gesichtet und hat im Flussbett ein paar Spuren hinterlassen.

Wenn dem Biber die Wassertiefe an einem Gewässer nicht ausreicht, baut er Dämme, um das Wasser aufzustauen. Dadurch strukturiert er sein Gebiet und bietet gleichzeitig neuen Lebensraum für andere seltene Tierarten wie beispielsweise Amphibien, Libellen oder Vögel. Der Biber trägt damit aktiv zum Artenschutz in der Selz bei.