Foto: Ingolf König/Heinz Sielmann Stiftung

Sie gelten zu Unrecht als blutsaugende Ungeheuer: Unsere europäischen Fledermäuse sind harmlose wie nützliche Insektenfresser und spielen eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Zahlreiche heimische Fledermausarten stehen mittlerweile als gefährdet auf der Roten Liste.

Fledermäuse verschlafen Halloween

Gerade jetzt, wo sie an Halloween als gruselige Gestalten und schaurige Dekoration in den Mittelpunkt rücken, ziehen sich die Fledermäuse in ihre Winterquartiere zurück. Von Anfang November bis Ende März schlafen sie in kühlen, dunklen Hohlräumen wie Baumhöhlen oder Dachböden, in denen es idealerweise nicht kälter als drei bis neun Grad wird.

Foto: Ingolf König/Heinz Sielmann Stiftung

Im Sommer und Herbst fressen sich die Fledertiere eine Fettreserve für den Winter an. Während ihres langen Winterschlafes fahren die Tiere dann ihre Körpertemperatur, Atmung und Herzfrequenz deutlich herunter, damit sie möglichst wenig Energie verbrauchen. Fast ein halbes Jahr verschlafen die Fledertiere so und erwachen erst im Frühjahr wieder.

Als „Vögel der Nacht“ regulieren Fledermäuse maßgeblich die Insektenpopulationen. Eine einzelne Fledermaus verschlingt pro Nacht etwa ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts in Form von Insekten. Auf ihren Beutezügen legen sie bisweilen beeindruckende Entfernungen zurück. Sie fliegen in einer Nacht bis zu 100 Kilometer weit.

Die Mär vom gefährlichen Blutsauger

Von den weltweit mehr als 1.400 Fledermausarten ernähren sich nur drei Arten von Blut. Diese sogenannten Vampirfledermäuse leben ausschließlich in Mittel- und Südamerika. Mit spezialisierten Zähnen stechen sie kleine Wunden in Vögel oder die Füße von Wild- oder Nutztieren wie Rindern und lecken das austretende Blut auf.

Als nach der Entdeckung Lateinamerikas am Ende des 15. Jahrhunderts die Nachricht blutsaugender Fledermäuse nach Europa drang, wurden Wahrheit und Dichtung stark vermischt. So schienen plötzlich alle Fledermäuse Blut zu trinken. Der blutsaugende Vampir wurde mit der Zeit zu einem Mythos, der auch aus der modernen Kulturgeschichte nicht wegzudenken ist.

Lebensraum und Nahrungsangebot schwinden

Wenn es nicht genug Insekten als Nahrung gibt, verschwinden auch die Fledermäuse. Von dem dramatischen Insektensterben sind also auch die Fledermauspopulationen stark betroffen. Zusätzlich benötigen sie ausreichend Fels- und Baumhöhlen als Schlafplatz. Auch diese sind aufgrund der intensiven Bau- und Forstwirtschaft immer mehr Mangelware. Selbst aus menschengemachten Alternativen wie Kirchtürmen, Dachböden und Kellern werden sie durch Bau- und Sanierungsarbeiten immer wieder vertrieben. Heute sind zahlreiche heimische Fledermausarten auf der Roten Liste zu finden.