Viel wird über Haustiere gesagt und geschrieben. Hier kommt eines selber zu Wort: der Don: Mir ist langweilig. Die Wohnung ist öde. Nichts riecht hier, nichts passiert. Nur der Dicke sitzt vor diesem Ding und macht – was immer er da macht. Seit 200 Stunden. Könnten aber auch drei sein. Weiß ich nicht. Ich habe kein Zeitgefühl. Nur eins weiß ich: Ich will raus.

Draußen ist super. Da gibt es Ratten, Hasen und natürlich Enten. Ich habe sogar schon mal ein Reh aus der Nähe gesehen. Und dann sind da jede Menge Nachrichten, die andere Hunde hinterlassen – und ich überschreibe die dann. Fleißig. Unermüdlich. Dafür trinke ich sogar extra nochmal, bevor ich rausgehe.

Es gab Zeiten, da fand ich Gassi nicht so toll: Als ich zum Dicken gezogen bin. Wir sind raus und ich habe Darm und Blase gleich am ersten Baum entleert. Mir war nicht danach, das Zeug in der Gegend zu verteilen. Und ich war mir nicht sicher, ob ich hierher zurückfinden würde. In die Wohnung. Die gerade so schrecklich, schrecklich langweilig ist.

Der Dicke und ich beim Gassigehen. Nicht im Bild aus ästhetischen Gründen, der Dicke. Foto: Mario Thurnes

Draußen sind wir zum „Dicken und Don“ geworden. Gassigehen ist Teambuilding. Als ich noch neu hier war, habe ich mich nicht wohlgefühlt. Auf der Straße habe ich mich nach Eva umgeschaut, ob sie nicht doch noch kommt und mich wieder mitnimmt. Ich glaube, auch der Dicke hatte so seine Zweifel, ob das alles passt.

Dann waren wir nach einigen Tagen auf der Ingelheimer Aue. Im Dunkeln. Der Dicke hat mich von der Leine gelassen und wollte daran arbeiten, dass ich zurückkomme, wenn er ruft. Das wollte ich, wirklich – konnte aber nicht. Da gab es ein Hindernis.

„Ich wurde etwas nervös“

Ich wurde etwas nervös, weil ich nicht zurück konnte. Der Dicke sagt, ich hätte geheult. Aber das ist maßlos übertrieben. Der Dicke hat gemerkt, dass ich nicht zurückkomme und geheu… – … das Geräuch gemacht habe, das er fälchlicherweise als Heulen bezeichnet. Letztlich hat er mich gefunden.

Das Loch im Zaun war nicht mehr da, wo es hingehörte. Der Dicke kam und zeigte mir, wo das Loch hingewandert war. An dem Abend war dann klar, dass ich in der Wohnung bleibe. Die, die jetzt so schrecklich langweilig ist.

Gassigehen ist Abenteuer

Gassigehen ist Abenteuer. Wir waren schon im Sturm draußen. Oder noch schlimmer bei Feuerwerk. Ich würde auch davon erzählen, wie ich den Dicken vom Schorsch nach Hause gebracht habe. Aber ich darf hier nichts darüber schreiben, dass er ab und an besoffen… – … ach so, das darf ich ja nicht schreiben.

Aber jetzt nicht nur, weil er es verlangt: Ab und an ist der Dicke hilfreich. Als mich zum Beispiel der Arsch, der mir schon ein Loch ins Ohr gebissen hat, auch noch an die Augen wollte, ist der Dicke dazwischen gegangen und hat ihn überwältigt. Das war cool. Aber heute ist der Dicke einfach nur noch ein…

Oh, Moment. Er zieht Schuhe an. Das heißt, das kann doch nur heißen, dass wir. Jetzt holt er den Schlüssel und die Leine. Sorry, Freunde, für dieses Mal. Aber ich muss weg. Gassi wartet.

Hier geht’s zum ersten Teil der Serie