Teil 5 der Interview-Reihe mit der Freiwilligen Feuerwehr Biebesheim |
Die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Biebesheim sind vielfältig und die Einsätze können sich im Laufe der Jahre immer wieder mal etwas verändern. BYC-News sprach mit Gunther Wienold, dem Gemeindebrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr Biebesheim, und mit Andreas Wondra, Gruppenführer und Medienbeauftragter der Freiwilligen Feuerwehr Biebesheim darüber, welche Veränderungen sie in den letzten Jahren erlebt haben.
Veränderungen in den letzten Jahren
Generell werden beispielsweise die Einsätze im Bereich Personenrettung immer mehr. Das wird auch immer schwieriger, denn die Menschen werden immer älter weniger fit. Auch das Gewicht der Patienten erhöht sich. Zeitgleich werden die Treppenhäuser immer enger, sodass da doch einige Faktoren zusammenspielen, die die Patientenrettung erschweren. Immer häufiger kommt daher auch die Drehleiter zum Einsatz, weil es natürlich auch für den Patienten angenehmer ist als über die Treppen nach unten gebracht zu werden.
Bei Türöffnungen ist es so, dass die Einsätze zwar grundsätzlich weniger werden, dafür aber die Türen immer massiver. Oftmals kommt man gar nicht mehr dran vorbei, ein Fenster einzuschlagen. Da kommt es aber auch individuell darauf an, wie viel Zeit man bei dem jeweiligen Einsatz hat und ob man es beispielsweise nochmal über den Balkon probieren kann oder dafür einfach die Zeit fehlt.
Wir hier in Biebesheim machen beispielsweise keine Ölspuren weg. Denn wie will ich meinem Chef jedes mal erklären, dass ich meinen Arbeitsplatz verlasse, um irgendwo drei Stunden lang die Straße zu kehren? Da spielt der Arbeitgeber dann irgendwann auch nicht mehr mit. Außerdem ist für die ordentliche Reinigung auch Spezialgerät notwendig, weshalb die Gemeinde da einen separaten Vertrag mit einem Dienstleister hat.
So brenzlig kann es für die Einsatzkräfte werden:
Bei einem Einsatz am 19. Juli 2015 hatten die Einsatzkräfte unglaubliches Glück. Der Einsatz zeigt, welchen Gefahren sich die Freiwilligen aussetzen, um das Leben und die Gesundheit anderer Menschen zu schützen. Die Feuerwehr Biebesheim berichtete über den Einsatz: „Am Sonntagmorgen, den 19.07.15 wurden wir um 2.56 Uhr alarmiert. Über Funk wurde uns eine unklare Feuermeldung im Industriegebiet Am Winkelgraben gemeldet. Schon auf der Anfahrt konnte man den Feuerschein sehen, somit wurde durch den Einsatzleiter über die Leitstelle Groß-Gerau sofort die benachbarten Feuerwehren einschließlich Werkfeuerwehr Merck nachalarmiert.
Am Objekt angekommen, musst das Zufahrtstor für die Einsatzkräfte geöffnet werden. Die Einsatzleitung beziehungsweise die Feuerwehrführung waren hier gerade zugange, als ein Flüssiggastank auf dem Gelände explodierte. Das Tor klemmte ein wenig, das war das Glück der ersten Kräfte…“ Lediglich aufgrund der Tatsache, dass das Tor klemmte, hatten die Einsatzkräfte das Gelände noch nicht betreten und waren mit dem Leben davon gekommen. Doch um den Schock zu verdauen, blieb zunächst keine Zeit, denn wegen des Brandes war weiterhin Eile geboten:
„Gemeinsam mit allen Einsatzkräften, wurde der Brand mit viel Wasser bekämpft. Was auch recht zügig zum Löscherfolg beitrug. Für die noch nicht betroffenen Holz- und Kunststoffpaletten wurden zwei Stapler besetzt und die Paletten aus dem Gefahrenbereich transportiert. Weiter wurde ein Bagger mit Greifereinrichtung von einem benachbarten Sortierbetrieb angefordert. Dieser unterstützte uns bei den Nachlöscharbeiten. Glücklicherweise gab es bei dem Brand „nur“ Sachschaden, es wurde niemand verletzt“, berichtete die Feuerwehr weiter.
Welcher Einsatz ist am meisten hängen geblieben?
Im Einsatz erlebt die Feuerwehr Dinge, die man nicht so leicht vergisst. Auf die Frage, welcher Einsatz bei ihnen am meisten hängen geblieben ist, waren sich beide einig und berichteten: „Das war letztes Jahr im Mai, kurz nach meinem Amtsantritt als Gemeindebrandinspektor. Da sind wir mit der Drehleiter zu einer Personenrettung alarmiert worden. Das war ein Angehöriger von unserer Feuerwehr. Ich habe damals die Alarmierung bekommen und wusste, wo die Straße ist. Als ich dann dort in die Straße einbog, sah ich seine Frau draußen stehen und wusste bescheid. Wir konnten leider nichts mehr tun. Das ist hart, da habe ich auch 14 Tage gebraucht bis ich das einigermaßen verarbeitet hatte. Das ist natürlich der Einsatz, der für mich am meisten im Gedächtnis bleibt“, sagt Wienold.
„Es war auch schlimm für alle, die hier noch in der Halle standen. Wir sollten bewusst nicht raus fahren, was ich wirklich gut fand. Stattdessen ist dann die Werkfeuerwehr für uns hin gefahren und hat den Einsatz übernommen. Aber wir haben hier mit acht oder neun Leuten in der Halle gewartet und gehofft“, ergänzt Wondra.
Weitere Teile der BYC-News Serie
BYC-News hat in dem Interview mit der Freiwilligen Feuerwehr Biebesheim noch über weitere Themen gesprochen, welche die Arbeit der Einsatzkräfte betreffen. Die Berichte werden in den kommenden Tagen veröffentlicht.
Teil 1: Die Freiwillige Feuerwehr Biebesheim am Rhein besteht seit 1936
Teil 2: Freiwillige Feuerwehr Biebesheim – Es werden immer weniger Aktive
Teil 3: Sich engagieren und Großartiges erleben bei der Jugendfeuerwehr Biebesheim
Teil 4: Die Freiwillige-Feuerwehr Biebesheim als passives Mitglied unterstützen
Teil 5: Freiwillige Feuerwehr Biebesheim: Einsätze die im Gedächtnis bleiben