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Nachrichten Ginsheim | Ein Hund drohte im Rhein bei der Nato-Rampe in Ginsheim zu ertrinken und wurde von Passanten gerettet (wir berichteten). An diesem Montag hat Boost your City mit Sven Stanzel, einem der Retter, über den Vorfall gesprochen.


Ein Passant machte ihn auf den Hund aufmerksam

Sven Stanzel berichtete, dass er mit seinem Schlauchboot gerade auf dem Rhein unterwegs war. Er wollte den Motor des Bootes einfahren, da dieses erst eine Woche alt ist. Als er auf Höhe der Schiffsmühle in Ginsheim war, schrie ein weiterer Passant von der Nato-Rampe aus, er solle dort hin kommen. Sven Stanzel ist also an die Rampe gefahren und fragte was los sei. Der Passant machte ihn auf den Hund in Not und den Jetski-Fahrer, der versuchte dem Hund zu helfen, aufmerksam. Er schlug vor, gemeinsam dort hin zu fahren und den Jetski-Fahrer bei der Rettungsaktion zu unterstützen.

„Ich habe natürlich zugestimmt und ihm gesagt er soll einsteigen. Wir sind dann zu dem Hund gefahren. Zu dem Zeitpunkt hat der Jetski-Fahrer schon versucht dem Hund zu helfen. Der Hund hat aber bestimmt 50 Kilo gewogen, sodass es für den Jetski-Fahrer fast unmöglich gewesen wäre, das Tier alleine aus dem Wasser zu ziehen.“, erklärte Sven Stanzel.

Versuche mit dem Paddel und einer Leine scheiterten zunächst

Bei den beiden angekommen hielten sie dem Hund ein Paddel hin in der Hoffnung, er würde rein beißen, sodass sie ihn in das Boot rein ziehen können. „Das hat aber nicht geklappt also mussten wir uns was anderes überlegen. Wir wollten den Hund auch nicht einfach greifen, da wir doch mit etwas Respekt an die Sache dran gegangen sind. Es war ja doch ein ganz schöner Brocken und man weiß ja auch nie wie ein Tier in einer solchen Notsituation reagiert und ob er nicht vielleicht aus Panik um sich schnappt und beißt.“, so Stanzel.

Die Helfer haben daher versucht, dem Hund eine Leine über den Kopf zu werfen, um ihn so in das Boot ziehen zu können. Da der Hund allerdings schon sehr aufgebracht war und sich dauernd in eine andere Richtung drehte, gelang dies nicht. „Ich habe dann die Frau am Ufer gefragt, wie der Hund denn heißt, in der Hoffnung er reagiert auf seinen Namen. Sie antwortete mir sein Name sei Nero. Wir haben also versucht den Hund bei seinem Namen zu rufen, was allerdings auch nicht funktionierte.“, erzählte der Wassersportler.

Der Jetski-Fahrer sprang daraufhin ins Wasser um den Hund festzuhalten. Er hielt sich dabei am Schlauboot fest, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. „Das hat aber nicht geklappt, also ist er wieder zurück auf das Jetski. Wie er das so schnell geschafft hat weiß ich nicht. Auf einmal war er wieder aus dem Wasser draußen und auf dem Fahrzeug. Das ist normalerweise sehr schwierig mit Schwimmweste wieder aufs Jetski zu kommen.“, so Sven Stanzel.



„Plötzlich sprang die Frau auch noch ins Wasser“

Sven Stanzel kam dann der Gedanke, dass der Hund die drei Retter nicht kennt und ihnen daher auch nicht vertraut. Er hat daher vorgeschlagen, dass der Jetski-Fahrer zur Rampe fährt und die Frau holt. „Mit einem Jetski ist es deutlich einfacher an das Ufer zu fahren als mit einem Schlauchboot. Deshalb habe ich ihn darum gebeten“, erklärt Stanzel dazu. Gesagt, getan. Zu viert haben sie dann versucht, den Hund zu retten.

Plötzlich sei die Frau dann vom Jetski ins Wasser gesprungen, um den Hund festzuhalten. Das hat zunächst auch funktioniert, bis die Frau keine Kraft mehr hatte. „Wir haben der Frau dann eine Rettungsweste angezogen, damit sie nicht untergeht und eine Leine um sie herum gebunden, damit sie nicht von der Strömung mitgerissen wird. Da die Frau den Hund immernoch festhielt konnten wir auch um den Hund noch eine Leine binden. Wir haben dann versucht die beiden in das Boot zu ziehen, weil die Frau wirklich am Ende ihrer Kräfte war. Da der Schlauch um das Boot aber recht groß ist, hat das nicht geklappt. Wir haben uns dann dazu entschieden, die Frau erstmal im Wasser zu lassen. Sie hatte ja eine Schwimmweste an und eine Leine umgebunden, es konnte also nichts passieren.“, so Stanzel. Nach mehreren Versuchen gelang es den beiden Personen auf dem Schlauchboot doch noch, den Hund an Bord zu ziehen.

Die DLRG kam zur Hilfe

In der Zwischenzeit hatte jemand den Notruf gewählt. Denn in dem Moment, als sie den Hund an Bord hatten, kam ein Rettungsboot der DLRG angefahren. Einer der Einsatzkräfte ist dann ins Wasser gesprungen, um der Frau aus dem Wasser heraus in das Rettungsboot zu verhelfen. „Wir haben dann den Hund auf das Rettungsboot verladen und dann sind die mit der Frau und dem Hund zur DLRG-Station in Mainz am Winterhafen gefahren.“, berichtet Sven Stanzel.



Die DLRG brauchte 3 Minuten zur Einsatzstelle

Noch am selben Abend brachten Einsatzkräfte der DLRG Sven Stanzel seine Schwimmweste zurück. Dabei erzählten die Einsatzkräfte ihm, dass die Frau wohl zunächst unter Schock stand, es ihr aber in der Zwischenzeit wieder gut gehe. „Ich habe den Jungs von der DLRG dann nochmal ein riesen Lob ausgesprochen da sie wirklich schnell vor Ort waren. Einer von ihnen sagte dann, sie hätten drei Minuten von der Alarmierung zur Einsatzstelle gebraucht. Das war wirklich eine unfassbar gute Leistung“, lobt Sven Stanzel.

„Man macht sich schon Gedanken“

Zu seinem persönlichen Eindruck von der Situation berichtet er: „Ich habe mir zu Beginn gar keine Gedanken gemacht. Für mich war klar, dass ich helfe. Im Nachhinein fragt man sich aber schon, ob man alles richtig gemacht hat und was gewesen wäre, wenn es nicht so glimpflich ausgegangen wäre. Aber es ist alles gut gegangen und niemand ist zu Schaden gekommen. Trotzdem ist es natürlich komisch, das erste mal in so einer Situation zu sein, wo es wirklich um ein Leben geht.“, berichtet Sven Stanzel.

1.000 Euro Schaden am Schlauchboot

Bei der Rettungsaktion entstand an dem Schlauchboot ein Schaden von rund 1.000 Euro, berichtet Sven Stanzel. Die Versicherung würde das nicht übernehmen, da es sich um eine Haftpflichtversicherung handelt und somit nur Schäden bei anderen reguliert werden und nicht die am eigenen Fahrzeug. „Ich habe daher bei der DLRG mal nachgefragt aber die dürfen die Daten natürlich nicht raus geben. Bei der Wasserschutzpolizei konnte mir auch keiner so wirklich sagen, wer jetzt letzt endlich für den Schaden aufkommt. Das ist natürlich ärgerlich, da das Boot gerade mal eine Woche alt ist.“, erklärt Sven Stanzel.

Auch bei der gesetzlichen Unfallversicherung, über die Ersthelfer in Deutschland versichert sind, konnte man Sven Stanzel nicht weiterhelfen. Bei Tierrettungen zahlt die Versicherung nämlich nicht. „Als ich dort nachgefragt habe, bekam ich nur gesagt, dass ein Hund gesetzlich als Gegenstand angesehen wird und der Schaden daher nicht übernommen wird. Ich sei ja nicht verpflichtet gewesen, einem Tier in Not zu helfen.“