Nachrichten Groß-Gerau | An ungewohnter Stelle überreichte Landrat Thomas Will am vergangenen Freitag (25.9.) sechs Landesehrenbriefen und ein Bundesverdienstkreuz. Um die Corona-Regeln einhalten zu können, war der Kreis mit seiner Feierstunde in die Aula der Beruflichen Schulen Groß-Gerau ausgewichen.


Sinn für Zusammenhalt und Solidarität gezeigt

„Ein Held ist einer, der tut, was er kann. Die anderen tun es nicht.“ Dieses Zitat des französischen Schriftstellers Romain Rolland (1866 – 1944 lebte) stellte Landrat Thomas Will seiner Laudatio voran. Denn im von Rolland beschriebenen Sinne und auch im Sinne von Alltagsheld*in lasse sich der Begriff „Held“ verwenden: „Viele gute Beispiele dafür sitzen hier vor mir. Auch sie haben getan und tun, was sie können.“

Die Geehrten haben laut Will Sinn für Zusammenhalt und Solidarität gezeigt. „Das sind große Wörter und große Dinge. Doch deren Verwirklichung beginnt immer im Kleinen. Gerade weil es vielerorts um diese Welt nicht allzu gut bestellt ist, brauchen wir Menschen wie Sie, die mit anpacken, die helfen und gestalten.“ Auch in der Corona-Zeit sei das wichtig.

Die Herausforderungen wachsen

Die Pandemie nannte der Landrat als weiteres Beispiel dafür, dass die Herausforderungen wachsen: von zunehmender Umweltverschmutzung und drohendem weiteren Klimawandel über Aggression gegenüber Hilfskräften und Hetze in Sozialen Medien bis zur Bedrohung der Demokratie durch rechtsextreme Umtriebe und Positionen: „Was ist hier der Lösungsansatz? Mir fällt da zum Beispiel Solidarität ein. Da ist es wieder, das große Wort. Es beschreibt die Basis für friedliches, möglichst gerechtes und nachhaltiges Zusammenleben. Der Staat muss sich um jene kümmern, die am Rand stehen, die den Anschluss zu verlieren drohen oder verloren haben. Und wer ist der Staat? Das sind wir alle, das sind die Geehrten: Bürgerinnen und Bürger, die uns Vorbild sind.“

Landrat Thomas Will dankte nicht nur den Geehrten, sondern auch deren Angehörigen und Teams sowie ihren Heimatkommunen – „denn das Ehrenamt funktioniert nur in der Gruppe“. Schließlich dankte Will allen, die die Feier organisiert und mitgestaltet haben, nicht zuletzt den drei Mitgliedern vom Trio Tastenstreich: Reiner Engelmohr (E-Piano), Christian Meeßen (Trompete) und Stephanie Weimar-Meeßen (Geige).



Georg Germann, Mörfelden-Walldorf

Auf zahlreichen Gebieten engagiert sich Georg Germann, von Beruf Werkzeugmacher. Er erhielt bereits 2006 den Landesehrenbrief, ist seit 2013 Ehrenstadtrat. Ehrenamtliche Tätigkeit in der SPD (Mitglied seit 1984), wo er bis heute als Beisitzer wirkt. 1986 folgte der Beitritt in die Arbeiterwohlfahrt Mörfelden-Walldorf, wo Georg Germann ebenfalls (seit 2013) Beisitzer im Vorstand ist. Zu seinen Aufgaben zählt dort die Organisation von informativen Veranstaltungen; er erarbeitet eigenständig das Jahresprogramm des Seniorenclubs. Zudem führt er die AWO-Clubkasse.

Zu seinen ehrenamtlichen Verdiensten zählt außerdem die Arbeit in der Gewerkschaft (IG Metall, Verdi) – und das insgesamt von 1977 bis 2013, als der Wechsel vom Kelsterbacher Bauhof in den Ruhestand anstand. Auch dann engagierte sich Georg Germann weiter: Noch bis 2017 war er ehrenamtlicher Arbeitsrichter beim Arbeitsgericht Darmstadt (wie schon 1996 bis 2000). Dieselbe Funktion übte er am Arbeitsgericht Frankfurt a.M. aus (1988-1994, 2005-2010). Nun erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Eva Maria Böhm, Riedstadt

Ihr Ehrenamt ist eindeutig vom Sport geprägt: 1991 bis 2006 war sie Vorstandsmitglied beim Sportkreis Groß-Gerau, seitdem ist sie dort Ehrenmitglied. Seit 2012 ist sie Vorsitzende der Bewegungs- und Rehabilitations-Sportgemeinschaft (BRSG) Riedstadt und seit 2017 Bezirkssportwartin des Bezirks Groß-Gerau im Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (HBRS).

Von 1980 bis 2000 war Eva Böhm die Leiterin der Abnahme des Sportabzeichens am Stützpunkt Wolfskehlen. Außerdem trainierte sie in ihrem Heimatverein TSV 03 Wolfskehlen ab 1981 zehn Jahre lang die Leichtathletikjugend, war von 1982 bis 1997 Übungsleiterin der Gymnastik-Montagsgruppe und organisierte bis 2015 die Wirbelsäulengymnastik.



Sonja Gareis, Riedstadt

Seit 2012 ist Sonja Gareis Beisitzerin für sportliche Angelegenheiten in der BRSG Riedstadt – wo sie auch vorher schon Beisitzerin im Vorstand war. Um es genau zu sagen: seit 1988! Darum gab es 2018 auch eine vereinsinterne Ehrung für 30 Jahre ununterbrochene Vorstandsarbeit bei der BRSG. Bis 2011 hat sie sich vor allem um Vorbereitung und Durchführung gesellschaftlicher Veranstaltungen im Verein (Ausflüge, Feiern) gekümmert. Seit 2012 obliegt ihr insbesondere die Organisation der Gymnastikstunden, Registrierung und Kontrolle der Teilnehmenden an Übungsstunden und Rehasport. Auch Gerätewartung zählt zu den Aufgaben.

Richard Hefermehl, Griesheim

Auch wenn Richard Hefermehl seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr in Stockstadt am Rhein wohnt, sondern in Griesheim – Stockstadt ist seine Heimatgemeinde, der er auf besondere Weise verbunden geblieben ist. Und zwar im Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde. Dort ist er seit mehr als 40 Jahren aktiv und hat seit 15 Jahren die Funktion des Vorsitzenden inne. Die Verbindung zu Stockstadt zeigt sich auch in der Mitgliedschaft bei mehreren Vereinen: Freiwillige Feuerwehr, Förderverein Hofgut Guntershausen, Förderkreis Diakoniestation). Die Kirchenarbeit ist allerdings an erster Stelle zu nennen.

Richard Hefermehl hat sich auch für eine professionelle und menschliche Betreuung von Kranken und Pflegebedürftigen stark gemacht, indem er die Diakoniestation Stockstadt unterm Dach der Kirchengemeinde integrierte (die bis 2017 bestand; wurde dann in die Gesellschaft für Diakonie- und Sozialstationen in Hessen und Nassau überführt). Er gründete den gemeinnützigen Förderkreis Diakoniestation mit und kümmerte sich um die Belange der ev. Kita Arche Noah (seit 1992).

Sonja Ritz, Ginsheim-Gustavsburg

Sonja Ritz zeichnet sich durch ihr großes soziales Engagement aus. Sie übernahm seit Mitte der achtziger Jahre mehrere Ehrenämter in Ginsheim, in der evangelischen Kirchengemeinde, aber auch in der Ortsgemeinde: von der Frauenhilfe bis zur Integration von Geflüchteten, von der Betreuung von Obdachlosen bis zur Arbeitsstelle „Männer und Frauen in der Kirche“, von der Hospizarbeit bis zur Tafel.

Alles fing an mit der Mitwirkung in Kindergottesdienst-Vorbereitungskreises und der Leitung von Kindergottesdiensten. Diese Tätigkeit übte Sonja Ritz bis ins Jahr 2015 aus. Ungefähr während der gleichen Zeitspanne engagierte sie sich zudem in der Seniorenarbeit und leitete auch (und zwar in den Jahren 1987-91) Seniorenfreizeiten. Von 1994 bis 1999 war sie Vorsitzende der Pfarrfrauenvertretung der EKHN, von 1991 bis 2015 Leiterin der ökumenischen Frauengruppen in Ginsheim.

Als Mitbegründerin des Hospizvereins Mainspitze übernahm sie dort in den Jahren 2003 und 2004 die Funktion der stellvertretenden Vorsitzenden. 2006 ging es mit der Tafel los, die ihre Räume in der ev. Kirchengemeinde hat. Sonja Ritz ist noch heute die organisatorische Leiterin beim Tafel-Verein. Und von 2010 bis 2017 war sie Leiterin der Frauenhilfe Ginsheim.



Gerhard Braun, Kelsterbach

Ein Leben für den Film – so ließe sich vielleicht die ehrenamtliche Leistung von Gerhard Braun am besten betiteln. Seit 1969 – das heißt, seit 51 Jahren! – ist er Vorsitzender des Filmclubs Kelsterbach (fck), den er mitgegründet hat. Im vergangenen Jahr zum 50-jährigen Bestehen des Vereins hieß es in der Laudatio für den „Präsidenten“: Gerhard Braun „ist die Integrationsfigur, die den fck seit 50 Jahren zusammenhält. Ein Vorsitzender hat die Aufgabe, alle Interessen eines Vereins unter einen Hut zu bringen. Diese Aufgabe erfüllt Gerhard seit seinem Amtsantritt in vorbildlicher Weise.“ Der Vorsitzende hat darauf geachtet, dass sein Club immer auf dem neuesten technischen Stand war, dass es Kontakte zu anderen Filmclubs gab, dass man an Wettbewerben teilnahm und Freundschaften pflegte. Ob beruflich als in Kelsterbach bekannter Drogist oder beim Hobby Foto und Film: Engagement und Können sind die Attribute, die Gerard Braun zugeschrieben werden.

Roland Schmidt, Kelsterbach

Denn Roland Schmidt ist ebenfalls Mitbegründer des Film- und Videoclubs Kelsterbach und seitdem ununterbrochen im Vorstand tätig (kümmert sich um die Finanzen). Er hält mit Leidenschaft Vorträge im Filmclub, bietet Filmvorführungen bei unterschiedlichsten Gruppen, produziert Filme zur Heimatgeschichte Kelsterbachs. Noch länger als im Filmclub ist Roland Schmidt im Tischtennisclub Kelsterbach aktiv, wo er ebenfalls viele Jahre Vorstandsarbeit leistete.

Der „Mann für alles“ hat sich noch einer Reihe weiterer Aufgaben gewidmet: als ehrenamtlicher Richter am Jugendgericht in Groß-Gerau (16 Jahre), als Mitglied der Schulkommission (ca. 25 Jahre) und des Personalrats (mehr als 30 Jahre) der Karl-Treutel-Schule, als CDU-Mitglied (über 50 Jahre mittlerweile) und als Mitglied in weiteren Vereinen (z.B. Volksbildungswerk, Handharmonikaspielring, Rotes Kreuz, Kolping, Eghalanda Gmoi…).