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Das Internet vernetzt die ganze Welt und plötzlich spielen Grenzen keine Rolle mehr. Diese Grenzenlosigkeit bringt für die Verbraucher ebenso wie für gewerbliche Nutzer zahlreiche Vorteile mit sich. Sie kommt aber nicht ganz ohne Risiken und Nachteile, welche die User ebenfalls kennen sollten. Es ist deshalb durchaus interessant, einmal einen Blick auf die Frage zu werfen, wie grenzenlos das Internet wirklich ist und was das in der Praxis bedeutet.

Auch im Internet sind Grenzen nicht bedeutungslos

In der Theorie kann jeder Internetnutzer auf der ganzen Welt alle Seiten aufrufen, die öffentlich zugänglich sind. Das würde eine vollkommene Grenzenlosigkeit bedeuten. In der Praxis gibt es aber Ausnahmen von dieser Regel. Einerseits gibt es Nationen, die eine erfolgreiche Zensur im Internet durchsetzen und dadurch Webseiten für ihre Bevölkerung unzugänglich machen; zumindest für jene Personen, die nicht über die Mittel und das Know-how verfügen, um solche Maßnahmen zu umgehen. China ist dafür ein prominentes Beispiel, jüngst aber auch Russland und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende.

Andererseits kommt die Frage nach der Grenzenlosigkeit immer wieder auf, wenn es um Gesetze geht, die (auch) das Internet betreffen. Hierzulande greift dafür die Rechtsprechung auf europäischer Ebene, beispielsweise in Datenschutzbelangen. Doch das Problem an der Sache ist, dass diese eben nur für Betreiber von Webseiten gelten, deren Niederlassung sich in einem europäischen Land befindet. Das heißt, dass Grenzen durchaus auch in der digitalen Welt eine gewisse Bedeutung haben.

Virtuelle Grenzen bringen neue Probleme mit sich

Solche Maßnahmen wie Zensur oder Datenschutzgesetze bringen unerwartete Probleme mit sich. Plötzlich stellt sich die Frage, welche Angebote in der virtuellen Welt wiederum welcher Rechtsprechung in der echten Welt unterliegen. Nicht immer lässt sich eindeutig zuordnen, welche Plattformen zu welcher Niederlassung gehören. Oftmals haben die Unternehmen schließlich mehrere Standorte in verschiedenen Ländern. Weiterhin wird regelmäßig darüber diskutiert, ob solche Gesetze auch für Anbieter gelten, deren Niederlassung außerhalb der EU liegt, wenn ihre Angebote trotzdem innerhalb der Europäischen Union abrufbar sind.

In der virtuellen Welt weiß also bislang niemand so wirklich, welcher Gesetzgeber für wen zuständig ist – und eine global einheitliche Regelung ist in naher Zukunft nicht realistisch. Für die User ist das insofern interessant, als dass sie sich nicht auf den Schutz durch die Regierung verlassen können, wenn es beispielsweise um ihre Daten geht. Denn dieser endet spätestens an diesen virtuellen Grenzen; und wo genau dies der Fall ist, ist für sie nicht immer klar ersichtlich.

Potenzielle Nachteile für User im „grenzenlosen“ Internet

Es fehlt also an Transparenz für die Nutzer, welche Gesetze für den jeweiligen Betreiber von Webseiten, Online-Shops & Co gelten. Dementsprechend können Datenschutzrisiken lauern oder es kommt zu Betrugsfällen, für die sich keine Behörden zuständig fühlen. Somit liegt es in der Verantwortung der User, die Seriosität von Angeboten zu überprüfen und einen Blick ins Impressum zu werfen, um zu klären, welche Rechtsprechung dem jeweiligen Unternehmen obliegt. Weiterhin muss beachtet werden, dass bei Bestellungen im Ausland unter Umständen zusätzliche Gebühren anfallen, wie Einfuhrzölle oder Steuern, und auch die Lieferzeiten mehrere Wochen dauern können. Spätestens also, wenn haptische Waren auf virtuellen Wegen bestellt werden, werden Grenzen beim Transport wieder relevant.

Zuletzt darf das Geoblocking auf der Seite der Nachteile nicht unerwähnt bleiben: Bei dieser Technik findet eine regionale Sperrung von Inhalten im Internet direkt durch den jeweiligen Anbieter statt. Beim Online-Shopping wird diese gerne genutzt, um Produkte je nach IP-Adresse der User zu verschiedenen Preisen anzubieten. Von Fairness und Preistransparenz kann also auch im Internet nicht immer die Rede sein und schuld daran sind erneut die Ländergrenzen. Auf den zweiten Blick ist das Internet also tatsächlich nicht so grenzenlos wie auf den ersten Blick oftmals vermutet.

Vorteile für Verbraucher in der vernetzten Welt

Dennoch spielen Grenzen im Internet eine kleinere Rolle als in der analogen Welt und das bringt durchaus auch Vorteile mit sich. Dass Angebote aus anderen Ländern überhaupt erreichbar sind, beispielsweise für das Online-Shopping oder die Inanspruchnahme (digitaler) Dienstleistungen, bietet den Usern deutlich mehr Möglichkeiten als noch vor wenigen Jahren. Damals konnten Produkte oftmals nur beim Händler um die Ecke gekauft werden und dementsprechend genoss er eine gewisse Macht bei der Preisgestaltung, quasi ohne Konkurrenz.

Mittlerweile sind die Konsumenten dank Internet jedoch mündig geworden und sie genießen deutlich mehr Möglichkeiten, um Preise zu vergleichen und bei alternativen Anbietern zu bestellen. Vor allem ausländische Angebote bedeuten dabei oftmals eine große Ersparnis, aber auch nationale Anbieter übertrumpfen sich mit Sonderaktionen, Rabatten & Co. Unterm Strich hat das Internet das Einkaufen in zahlreichen Lebensbereichen also deutlich günstiger sowie auch einfacher gemacht.

Das gilt ebenso für andere Branchen, die zunehmend ihre Online-Potenziale entdecken sowie entfalten. Sportwetten sind dafür ein klassisches Beispiel, denn dort setzte diese Entwicklung erst vergleichsweise spät ein. Mittlerweile erleben die Online-Sportwetten aber einen regelrechten Boom und auch dabei profitieren die Kunden von der Konkurrenz aus verschiedenen Ländern. Das bedeutet zum Beispiel bessere Quotenschlüssel oder ein umfangreicheres Wettangebot, jedoch auch potenzielle Nachteile wie einen schlechteren Kundenservice. Erneut wird also deutlich, dass die Grenzenlosigkeit der vernetzten Welt eine Medaille mit zwei Seiten ist. Um von den Vorteilen zu profitieren, ohne die Risiken in Kauf nehmen zu müssen, sind die User in der Selbstverantwortung. Glücklicherweise gibt es aber auch diesbezüglich praktische Hilfe direkt aus dem Internet:

  • Impressumspflicht

Innerhalb der EU gilt für Betreiber von Webseiten mit wenigen Ausnahmen eine Impressumspflicht. So wird für die User ersichtlich, wo sich der Sitz des Unternehmens befindet. Das ist nicht nur wichtig, um die Frage zu beantworten, welche Gesetze gelten, beispielsweise beim Datenschutz. Sondern die Herkunft ist auch hinsichtlich Steuern, Zöllen, Lieferzeiten und weiteren Fragen relevant. Sich ausgiebig zu informieren, ist daher die wohl wichtigste Maßnahmen zum Selbstschutz in der grenzenlosen virtuellen Welt.

  • Erfahrungsberichte

Hilfreich sind diesbezüglich auch Erfahrungsberichte anderer User beziehungsweise Käufer. Leider sind nicht alle dieser Berichte authentisch, dennoch können sie in ihrer Gesamtheit einen guten Eindruck davon vermitteln, ob ein Angebot seriös ist oder nicht. Diese zu nutzen und auch selbst zu verfassen, ist deshalb im Internet eine wichtige Maßnahme, um sich selbst sowie andere in einem teilweise „rechtsfreien“ Raum zu schützen.

  • Verbraucherschutz

Auch der Verbraucherschutz übernimmt in Deutschland diese Aufgabe und warnt immer wieder vor Risiken oder gibt Listen mit vertrauenswürdigen Anbietern heraus. Seine Informationen sollten daher ebenfalls recherchiert und bei Entscheidungen berücksichtigt werden, beispielsweise beim Online-Shopping.

  • Vergleichsportale

Zuletzt sorgen Vergleichsportale für mehr Transparenz im Internet und erleichtern es den Usern somit, bei Produkten sowie Dienstleistungen viel Geld zu sparen, ohne auf unseriöse Anbieter hereinzufallen. Allerdings kommt es hierbei auf die Qualität der Vergleichsportale an, denn während einige auch Kundenbewertungen & Co einbeziehen, beschränken sich andere rein auf die Preisangaben der Händler und sind somit keine Garantie für deren Seriosität.

Deshalb ist natürlich jeder angehalten, eine eigene Recherche durchzuführen, verantwortungsbewusst mit seinen persönlichen Daten umzugehen und bei Transaktionen über das Internet auf sichere Zahlungsmethoden zu setzen. Dann können die Vorteile der vernetzten Welt wie eine deutlich größere Auswahl oder Ersparnisse durch Konkurrenzdruck, Sonderangebote & Co vollumfänglich ausgenutzt werden – und dann überwiegen die Vorzüge der neuen Grenzenlosigkeit gegenüber ihren potenziellen Risiken.

Perspektivwechsel: Worin liegen die Vor- und Nachteile für die Händler?

Zum Abschluss ist noch ein Perspektivwechsel interessant, denn auch für die Händler bringt das (scheinbar) grenzenlose Internet sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Einerseits können sie deutlich mehr potenzielle Kunden erreichen und dadurch mehr Bekanntheit sowie höhere Umsätze generieren. Andererseits müssen sie sich einer größeren, ja internationalen Konkurrenz stellen und gerade die strengen Gesetze innerhalb der Europäischen Union können dabei schnell zum Wettbewerbsnachteil werden.

Gleichzeitig fördert eine Niederlassung innerhalb der EU aber auch das Vertrauen der Zielgruppen und bietet dennoch gewisse Spielräume, beispielsweise die Wahl eines steuerlich attraktiven Standorts wie Malta. Auf beiden Seiten gilt es somit, die Vor- sowie Nachteile zu kennen, dann können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Risiken zu minimieren und stattdessen von der neuen Grenzenlosigkeit maximal zu profitieren. Zudem bleibt es spannend, wie die Entwicklung der Gesetzeslage auch auf einer globalen Ebene  in den kommenden Jahren weitergeht.