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Nachdem sich die Ampelparteien in ihrem Koalitionsvertrag auf die Legalisierung von Cannabis mit dem Wirkstoff THC verständigt haben, ist wahrscheinlich schon im kommenden Jahr davon auszugehen, dass die legale Beschaffung und der Konsum möglich sein werden. Dabei stellt sich auch die Frage nach der Konsumform. Laut dem Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver sei die weitaus verbreiteste das Rauchen eines sogenannten „Tabakjoints“.


Prof. Dr. Stöver erklärt

„Damit sind auch alle Risiken verbunden, die das Rauchen von purem Tabak (als Zigarette) hat. Es ist allgemein bekannt, dass die Mehrheit der Gesundheitsrisiken beim Rauchen mit dem Verbrennungsprozess von Tabak zusammenhängt. Hier gibt es bereits wirksame Alternativen: Die bekanntesten sind das Verdampfen von Nikotin durch E-Zigaretten und das Erhitzen von Tabak in Tabakerhitzern. Um möglichst wenig Schadstoffen ausgesetzt zu sein, sollte daher auch beim Konsum von Cannabis eine Konsumform gewählt werden, die ohne die Verbrennung von Tabak auskommt.“

„Dass der Weg für eine Legalisierung von Cannabis frei gemacht wurde, befürworte ich ausdrücklich.“, so Prof. Dr. Stöver weiter. „In den Ländern, in denen THC bereits legal ist, ist es akzeptiert, THC per E-Zigarette oder Erhitzer (sogenannte „Vaporizer“) zu konsumieren. Diese Varianten sollten auch von den Konsumenten in Deutschland verwendet werden, damit so wenig Schadstoffe wie möglich aufgenommen werden.“ Wer eine E-Zigarette kaufen möchte, sollte sich vorab jedoch gut darüber informieren und beim Kauf auf entsprechende Qualität setzen.

Der Suchtforscher appelliert an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Maßnahmen zur Schadensminderung bei der Umsetzung der Cannabis-Legalisierung konsequent zu berücksichtigen. Dazu müsse es erlaubt sein, THC per E-Zigarette oder Vaporizer zu konsumieren, es müssten Regelungen für den sicheren Gebrauch umgesetzt werden und es müsse seitens offizieller Stellen und der Anbieter möglich sein, über diese Aspekte umfassend zu informieren.

Mit der Cannabis-Legalisierung sei es deshalb wichtig, die Konsumenten darüber aufzuklären, dass die am wenigsten schädlichen Konsumformen die seien, die ohne das Verbrennen von Tabak auskämen.

„Das Prinzip der Schadensminimierung (engl. Harm Reduction) folgt der Maxime, dass Menschen beim Konsum psychoaktiver Substanzen die am wenigsten schädliche Konsumform wählen sollten, um die gesundheitlichen Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Dieses Prinzip wird beim Tabak in Form von E-Zigaretten, Nikotin Pouches oder Tabakerhitzern bereits teilweise umgesetzt. Jetzt müssen wir es beim Cannabiskonsum in Deutschland ebenfalls etablieren.“, so Prof. Dr. Stöver.

„Wer volljährig ist und eine bewusste Konsumentscheidung trifft, sollte wissen, dass der ‚Tabakjoint‘ die schlechteste aller denkbaren Konsummöglichkeiten darstellt. Die klare Botschaft lautet: ‚Wer Cannabis konsumieren möchte, muss keinen Tabak rauchen'“, erklärt der Suchforscher abschließend.

Zum ISFF

Das Institut für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences wurde 1997 ins Leben gerufen von Prof. Dr. Volker Happel, Prof. Dr. Dieter Henkel und Prof. Dr. Irmgard Vogt. Es sieht seine Aufgabe darin, Sucht in ihren verschiedenen Erscheinungsformen sowie die mit Sucht in Zusammenhang stehenden Probleme und Aspekte zu erforschen. Das Institut fördert den Ausbau von interdisziplinären Beziehungen zu Kooperationspartnern auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Forschungsprozesse und -resultate sollen in Lehre und Studium Berücksichtigung finden und nutzbar gemacht werden.

Seit dem Sommersemester 2009 ist Prof. Dr. Heino Stöver Professor an der Frankfurt UAS (ehemals FH FFM), Fachbereich 4 – Soziale Arbeit und Gesundheit (Schwerpunkt Sozialwissenschaftliche Suchtforschung) und seit 1. September 2009 geschäftsführender Direktor des ISFF.