Angehörige pflegen und zugleich berufstätig sein – von dieser Doppelbelastung sind viele Menschen betroffen. Die Pflegestatistik zeigt: Von rund 5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland wird die Mehrheit, circa 84 Prozent, zuhause versorgt. Davon wiederum werden 2,55 Millionen Personen ausschließlich durch Angehörige – zumeist Frauen – ohne professionellen Pflegedienst betreut. Zudem sind in Deutschland zwei Drittel aller pflegenden Angehörigen unter 65 Jahren erwerbstätig. Auch die Kreisverwaltung Mainz-Bingen beschäftigt sich mit diesem Thema und teilt ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet mit interessierten Arbeitgebern.

Aufgrund der hohen Belastung steigen pflegende Angehörige unter Umständen ganz aus dem Arbeitsleben aus, die Folge:

Das Armutsrisiko ist entsprechend hoch. Vor dem Hintergrund des erwarteten Anstiegs der Pflegebedürftigkeit, des demografischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels bedeutet das: Die Pflege sowie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf werden zunehmend zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Dieser Aufgabe stellt sich auch die Kreisverwaltung Mainz-Bingen, für die sich ein ähnliches Bild ergibt. „Pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, ist oft mit einem hohen zeitlichen und emotionalen Aufwand verbunden“, so die für den Bereich Soziales zuständige Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn. „Eine Balance zwischen beiden Bereichen zu finden, ist eine Herausforderung, die viele Betroffene vor große Schwierigkeiten stellt.“

In einem von der Kreisverwaltung entwickelten Konzept werden seit 2023 Erfahrungen und Empfehlungen auf diesem Gebiet in einer Übersicht zusammengefasst. Interessierte Arbeitgeber aus dem Landkreis können dieses Konzept bei der Kreisverwaltung anfragen. Die Erfahrung zeigt: Schon kleine Aktionen und Angebote können zur Unterstützung und Entlastung von pflegenden Personen beitragen. So plant der Kreis in diesem Sommer und Herbst Vorträge zu den Themen Vorsorgeverfügungen, Pflegeleistungen und Demenz. Zu diesen Veranstaltungen sind interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Der nächste Termin ist am Mittwoch, den 12. Juni von 16 bis 18 Uhr im Ingelheimer Kreistagssaal zum Thema Vorsorgeverfügungen (wir berichteten).

Auch bei den Beschäftigten der Kreisverwaltung selbst ist das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf präsent:

So kann diese nur gelingen, wenn die Pflegesituation vom Arbeitgeber unterstützt wird. Ein Informations- und Beratungsangebot am eigenen Arbeitsplatz kann zum Beispiel viel Stress ersparen. Deshalb hat die Kreisverwaltung eine Informationssammlung im hausinternen Intranet für die Belegschaft bereitgestellt, ebenso wurde ein telefonisches Beratungsangebot durch den Pflegestützpunkt Oppenheim organisiert. Im Januar 2024 wurden zudem innerhalb der Verwaltung zwölf Mitarbeiterinnen zu sogenannten „Pflegelotsinnen“ geschult, die eine erste Anlaufstelle für Ratsuchende aus der Belegschaft sind (wir berichteten).

Interessierte können die Empfehlungen anfragen über die „Leitstelle Gut altern in Mainz-Bingen“, per E-Mail an Schmidt.Janina@mainz-bingen.de oder telefonisch unter 06132/787-3306.