Das Binger Heilig-Geist-Hospital. Quelle: Archiv Stadt Bingen

In einem Grundsatzbeschluss hat der Kreistag Mainz-Bingen einstimmig die Bereitschaft bekundet, in die Rettung des im Insolvenzverfahren befindlichen Binger Krankenhauses finanziell einzusteigen. In den nächsten vier Jahren werden für eine Brückenfinanzierung etwa 15 Millionen Euro benötigt, die der Kreis gemeinsam mit der Stadt Bingen – deren Stadtrat in der nächsten Woche einen ähnlichen Beschluss fassen will – stemmen wird. Inwieweit sich die Heilig-Geist-Stiftung beteiligen kann, wird sich in den nächsten Wochen herauskristallisieren.

Den Kreistag überzeugte der Geschäftsführer nun mit seinem Konzept

Der Beschluss fußt auf dem Zukunftskonzept der Vicondo Healthcare GmbH, die im Auftrag des Insolvenzverwalters, Rechtsanwalt Jens Lieser, zunächst eine Bestandsanalyse vornahm. Dabei stellte sich heraus: „Wir haben hier ein Krankenhaus in gutem Zustand und mit viel Potenzial“, sagte Vicondo-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Jörg Risse. Er rechnet in seinem Konzept mit einer Trendumkehr bei den Belegungszahlen. 80 bis 100 Betten ist hier die Zielmarke, Zuwachs statt Rückgang die Devise. Dies gelte auch für das Personal, damit die steigende Zahl an Patienten auch gut betreut werden können.

Den Kreistag überzeugte der Geschäftsführer nun mit seinem Konzept, aus dem bis zum 12. Juli ein detailliert ausgearbeiteter Plan mit Gesellschaftsvertrag werden soll. Dann tagt der Kreistag erneut und muss über diesen Plan endgültig abstimmen. Bis Ende August soll das Krankenhaus demnach wieder aus der Insolvenz heraus sein und in die Sanierungsphase starten. Die Marienhaus GmbH scheidet nach diesen Plänen aus der Trägerschaft aus.

Nach Ansicht von Jens Lieser und Jörg Risse stehen die Chancen gut, dass das Krankenhaus auch in Zukunft gut dastehen wird

Ein wichtiger Schritt dahin sei es aber, dass der Bund in der geplanten Krankenhausfinanzierungsreform die Voraussetzungen schafft, dass auch kleinere Krankenhäuser wie eben das Heilig-Geist-Hospital wirtschaftlich gut auskommen können. Zudem muss das Land dafür sorgen, dass die Klinik im Landeskrankenhausplan enthalten bleibt. „Das ist unverzichtbar“, sagte hierzu Landrätin Dorothea Schäfer: „Hinsichtlich notwendiger Investitionen mit allen auch finanziellen Konsequenzen.“ Aus dem Kreistag kam zudem die Forderung, dass das Land die Kosten für den Erhalt des Krankenhauses künftig bei der Schlüsselzuweisung und beim kommunalen Finanzausgleich für den Kreis berücksichtigen soll.

Das Krankenhaus soll weiterhin eine wohnortnahe Grundversorgung bieten und sich zudem auf zukunftsfähige Leistungsangebote, wie etwa die Weaning-Station zur Entwöhnung von  Langzeit-Beatmungen, fokussieren. Geplant sind daneben folgende Abteilungen: Innere Medizin; allgemeine Chirurgie; Unfallchirurgie und Orthopädie; Anästhesie, Intensiv, Notfallmedizin. Die Notaufnahme soll zudem rund um die Uhr geöffnet bleiben. Freie Räumlichkeiten sollen mit anderen medizinischen Konzepten belegt werden – entweder in Vermietung oder als Joint-Venture. Ideen und Gespräche dazu gebe es bereits, im Fokus steht dabei unter anderem die Verzahnung ambulanter und stationärer Leistungen. „Ich bin sehr froh darüber, dass der Kreistag diesem Konzept nun zugestimmt und das Krankenhaus Bingen eine Zukunft hat. Für die Region ist dies ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsversorgung“, sagte die Landrätin.