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Bad Kreuznach. Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und anderen schweren Krankheiten müssen oft lange warten, bevor sie beraten, betreut und begleitet werden können Deswegen haben die Kinder- und Hausärzte aus Bad Kreuznach nun eine Petition gestartet. Sie wollen damit auf die Missstände aufmerksam machen. Derzeit müssen Kinder mindestens ein Jahr auf die erste Behandlung warten.


„Die meisten Sozialpädiatrischen Zentren im Land sind seit Jahren unterfinanziert“, teilt die Stiftung Kreuznacher Diakonie mit. Folglich können nicht genügend Ärzte bezahlt werden und es fehlt an Behandlungsplätzen. Corona verschärfe das Problem noch, wie die Stiftung Kreuznacher Diakonie mitteilt.

Die Lage sei mittlerweile auch für die Träger problematisch, meint die Stiftung. Im vergangenen Jahr habe sie ein Defizit von 1,3 Millionen Euro hinnehmen müssen. Deswegen ist sie nun aktiv geworden und hat ein Bündnis mit den betroffenen Ärzten geschlossen.

Im Schnitt ein Jahr Wartezeit

Das Bündnis fordert mehr Geld für die Sozialpädiatrischen Zentren. Die Verhandlungen mit den Kostenträgern zu der Frage zögen sich mittlerweile seit über einem Jahr hin. Und es stehe viel auf dem Spiel: „Jede Woche ohne Versorgung für die betroffenen Kinder kann mit erheblichen Konsequenzen verbunden sein“, sagt Dr. Christoph von Buch, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach.

Es gehe darum, die Kinder vor einem langfristen Verlust an Chancen zu bewahren, meint von Buch. Letztlich spare das sogar Geld. Denn erhielten die Kinder nicht rechtzeitig ihre Behandlung, stiegen die Chancen auf den Besuch einer Sondereinrichtung – was entsprechend teurer sei.

Das Sozialpädiatrische Zentrum Bad Kreuznach betreut jährlich 3500 Kinder und Jugendliche, teilt die Ärztliche Leiterin Dr. Dorothee Zundel mit: „Wir wollen die Warteliste nicht noch länger werden lassen.“ Derzeit vergehe mindestens ein Jahr, bis es zum ersten Gespräch mit dem Kind komme.

Trierer Zentrum zwischenzeitlich insolvent

Zundel sorgt sich vor allem um Kinder mit Epilepsien. Für sie gebe es keine andere Anlaufstelle. Das Zentrum betreut nicht nur Kinder aus Bad Kreuznach. Das Einzugsgebiet reicht von Kusel über den Donnersbergkreis bis in den Rhein-Hunsrück-Kreis.

Die Situation belaste auch das Personal. „Keiner will die Kinder und ihre Eltern im Stich lassen“, sagt Zundel. Deswegen will das Haus trotz der angespannten Lage weitere Fachkräfte einstellen.

Das ist nicht ungefährlich. In Trier musste das Sozialpädiatrische Zentrum vor zwei Jahren vorübergehend in die Insolvenz. „Keine guten Aussichten“, kommentiert die Kreuznacher Stiftung.