Symbolbild Wohnmobil | Foto: Pixabay.com

In einer wegweisenden Entscheidung hat das Europäische Parlament in einer ersten Lesung einer Änderung der Führerscheinrichtlinie zugestimmt, die es Inhabern eines B-Führerscheins ermöglicht, Fahrzeuge bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen zu führen. Bislang war diese Gewichtsgrenze auf 3,5 Tonnen beschränkt.

Neue Regelung erlaubt B-Führerscheininhabern das Fahren von 4,25 Tonnen schweren Fahrzeugen

Die geplante Novellierung der Führerscheinrichtlinie, die im Februar 2024 erneut in den Fokus rückte, sieht vor, dass Inhaber eines B-Führerscheins unabhängig vom Antrieb Wohnmobile bis zu 4,25 Tonnen Gesamtgewicht fahren dürfen. Dies gilt sowohl für Fahrzeuge mit herkömmlichem Verbrennungsmotor als auch für Modelle mit alternativem Antrieb. Die Caravaning-Industrie in Deutschland begrüßt diese Entscheidung, da sie insbesondere Neueinsteigern das mobile Reisen erleichtert. Familien, die größere Fahrzeuge mit mehr Platz und Gepäck benötigen, müssen sich somit nicht mehr um eine Führerscheinerweiterung kümmern.

Neue Führerscheinregelungen für Wohnmobile auf dem Prüfstand

Die genauen Rahmenbedingungen der Führerscheinerweiterung werden im Trilog zwischen Kommission, Rat und Parlament nach den Neuwahlen zum Europaparlament (6. bis 9. Juni 2024) ausgehandelt. Bis dato galt der Führerschein der Klasse B, der seit 1999 für Fahrzeuge bis zu einem Maximalgewicht von 3,5 Tonnen gültig war. Diese Beschränkung machte das Fahren größerer Wohnmobile unmöglich. Die Diskussion über eine Anhebung dieser Grenze auf 4,25 Tonnen wurde in Brüssel wiederholt geführt, wobei der aktuelle Entwurf die Anhebung für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb vorsieht.

Ein zusätzlicher Aspekt des Entwurfs besagt, dass die Fahrer den Klasse B Führerschein mindestens zwei Jahre besitzen müssen, um von der Gewichtsbeschränkung befreit zu werden.

Nutzen einer 4,25-Tonnen-Grenze für Elektro-Wohnmobile

Die Einführung einer 4,25-Tonnen-Grenze für Elektro-Wohnmobile verspricht erhebliche Vorteile. Dies ist insbesondere bedeutsam, da das Gewicht eine entscheidende Hürde bei der Konstruktion neuer Elektrofahrzeuge darstellt. Selbst Hersteller von Personenkraftwagen stehen regelmäßig vor der Herausforderung, ihre Fahrzeuge nicht zu schwer werden zu lassen. Viele neue Elektroautos bewegen sich aufgrund großer Batterien und umfangreicher digitaler Ausstattung bereits knapp an der 3-Tonnen-Gewichtsgrenze. Bei Transportern, die als Basis für Campingbusse und aufgebaute Wohnmobile dienen, wird diese Herausforderung noch größer.

Einblick in den Bürstner Lineo electric Prototypen

Für einen gelungenen Campingurlaub ist eine gewisse Zuladung unerlässlich. Das Einhalten der 3-Tonnen-Gewichtsgrenze wird daher beim Gesamtgewicht zum Problem und ist unter Umständen sogar unmöglich. Dies verdeutlichen erste Entwürfe, wie beispielsweise der Bürstner Lineo electric Prototyp, den wir bereits testen konnten. Zwar schafft es der Prototyp knapp unter die 3,5-Tonnen-Grenze des zulässigen Gesamtgewichts, jedoch bleibt für die Zuladung nur ein begrenzter Spielraum. Die Reichweite des eLineo beträgt etwa 200 Kilometer mit einem 68-Kilowattstunden-Akku an Bord. Im Vergleich dazu erreichen Premium-Autos wie der BMW i7 oder der Mercedes-Benz EQS dank einer größeren Batterie (ca. 100 kWh) eine deutlich größere Reichweite, sind jedoch auch wieder schwerer.

Mehr Gewicht, mehr Möglichkeiten

Mit einer 4,25-Tonnen-Grenze stünde immerhin ein zusätzliches Gewicht von ganzen 750 Kilogramm zur Verfügung. Dies könnte eine größere Batterie und mehr Zuladung für Elektro-Wohnmobile ermöglichen. Obwohl Wohnmobilhersteller bereits schwerere Fahrzeuge bauen können, insbesondere für Inhaber eines C1-Führerscheins für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen, erleichtert diese Regelung dennoch den Einstieg in das Camping. Aktuell sind Fahrzeuge, die über 3,5 Tonnen wiegen, mit höheren Kosten und strengeren Auflagen verbunden. Im Ausland fallen beispielsweise höhere Mautgebühren an, und diese Fahrzeuge unterliegen oft strengeren Geschwindigkeitsbegrenzungen im Vergleich zu leichteren Fahrzeugen.