Aufgrund eines signifikanten Ergebnisrückgangs im letzten Jahr und der hohen Belastungen durch die Energiekrise wird der Chemiekonzern BASF eine der beiden Ammoniak-Anlagen in seinem Werk in Ludwigshafen stilllegen. Zudem plant das Unternehmen, weltweit 2600 Stellen zu streichen, wobei etwa zwei Drittel dieser Maßnahme in Deutschland durchgeführt werden sollen. Etwa 700 Stellen in Ludwigshafen sollen davon betroffen sein, wie der Dax-Konzern am Freitag bekannt gab.

Bereits im letzten Jahr hatte BASF aufgrund der explodierenden Energiekosten in Europa und der nachlassenden Konjunktur ein Sparprogramm angekündigt

Der weltgrößte Chemiekonzern plant dadurch, ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion einzusparen, wobei die Hälfte dieser Einsparungen im Stammwerk in Ludwigshafen erfolgen soll. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 111 500 Mitarbeiter, davon etwa 39 000 in Ludwigshafen. Es sind jedoch betriebsbedingte Kündigungen in Ludwigshafen laut der laufenden Standortvereinbarung bis Ende 2025 ausgeschlossen.

Betriebsrat und Gewerkschaft

Der BASF-Betriebsrat und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisieren das heute verkündete Sparprogramm des Konzerns und den Stellenabbau in Ludwigshafen als überzogen. Gemeinsam legten sie ein Vier-Punkte-Papier zur Zukunftssicherung des Standorts vor. Es sieht Investitionen in Personal und Transformation des Chemieareals vor. Ludwigshafen dürfe nicht durch ständig neue Sparmaßnahmen geschwächt werden, sondern müsse jetzt eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Chemie-Produkten einnehmen.

Der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat setzt auf die Transformation und will sie noch weiter forcieren

„Wir müssen in Ludwigshafen mehr in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft investieren. Wir wissen alle, dass der entsprechende Umbau des Standorts Ludwigshafen viel Geld und Kraft kosten wird, keine Frage. Doch als Betriebsratschef und Gewerkschafter kämpfe ich dafür, dass wir hier im Herzen Europas eine starke Chemieproduktion erhalten und dafür müssen wir eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von Nachhaltigen Produkten einnehmen! Nicht in China, USA oder irgendwo auf der Welt, sondern mit gutem Beispiel voran gehen hier an unserem Stammstandort Ludwigshafen! Standortsicherung geht vor Gewinnmaximierung!“

„Anlagen abbauen und Stellen streichen ist noch kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft des größten Chemieareals der Welt“, kritisiert der IGBCE-Vorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. „Dieser Standort steht vor seiner ganz eigenen Zeitenwende. Und die gestalten wir nur mit mutigen Innovationen und Investitionen – nicht mit dem Kostenhammer.“ Die aktuelle Energiepreiskrise dürfe sich nicht zum dauerhaften Standortnachteil entwickeln. Der IGBCE-Vorsitzende fordert: „Ludwigshafen braucht jetzt eine konkrete Roadmap zur nachhaltigen Chemie-Produktion von morgen, in die mehr investiert wird. Diese Investitions-Roadmap ist der Vorstand bis heute schuldig geblieben.“

IGBCE Bezirksleiter Gunther Kollmuß

„Wir haben vollstes Verständnis für die Zukunftssorgen der rund 34.000 Beschäftigten hier am Standort.“ Der Gewerkschafter gibt sich kämpferisch: „Wir stehen diesen Veränderungen nicht hilflos und untätig gegenüber. Klar ist, dass die Einsparungen und der Stellenabbau nicht auf den Schultern der Beschäftigten verteilt werden dürfen. Dafür kämpfen wir, die IGBCE, gemeinsam mit dem Betriebsrat der BASF SE!“ Zudem herrsche bekannterweise in Ludwigshafen akuter Fachkräftemangel. Arbeitsplatzverluste stünden daher nicht zur Debatte. Im Gegenteil, es gebe so viele offene Stellen, „da wird jede und jeder gebraucht“, hob der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat schon im November hervor.

„In der Vergangenheit wurden im Bereich der Aus- und Weiterbildung enorme Einsparungen vorgenommen. Fatal, wie sich jetzt zeigt“, so Kollmuß

„In den nächsten Jahren muss hier dringendst investiert werden, um Beschäftigte fit für neue Aufgaben und die Zukunft zu machen und neue Fachkräfte für die BASF zu gewinnen. Die aktuellen Krisen bieten Chancen, in nachhaltige Produkte und Prozesse zu investieren. Und dafür braucht es qualifiziertes Personal“, so der Bezirksleiter. Kollmuß ist sich sicher: „Es ist an der Zeit, sich für den Ausbau der Aus- und Weiterbildung am Standort stark zu machen, wenn man noch wettbewerbsfähig bleiben will, aber auch eine gute motivierte Belegschaft hinter sich haben will. Die Konkurrenz schläft nicht, und nur der Name BASF zieht nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt.“

Mehr über BASF

BASF ist ein weltweit führender Chemiekonzern mit Hauptsitz in Ludwigshafen, Deutschland. Das Unternehmen wurde im Jahr 1865 gegründet und hat heute Tochtergesellschaften und Produktionsstätten in mehr als 80 Ländern. BASF ist in fünf Geschäftsbereichen tätig: Chemikalien, Kunststoffe, Performance Products, Functional Materials & Solutions und Agricultural Solutions.

BASF produziert eine breite Palette von Produkten, darunter Petrochemikalien, Kunststoffe, Chemikalien, Feinchemikalien, Katalysatoren, Lacke, Farben und Pflanzenschutzmittel. Diese Produkte werden in einer Vielzahl von Branchen eingesetzt, darunter Bauwesen, Automobilindustrie, Landwirtschaft, Elektronik, Verpackung und Energie.

BASF ist der größte Chemiekonzern der Welt und beschäftigt mehr als 110.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist bekannt für seine Forschung und Entwicklung und investiert jedes Jahr erhebliche Beträge in Innovationen und Technologien. BASF ist auch ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein.