Heinrich Lappe stadtbekannt.app  e1658419370699
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Damit der Einzelhandel in den Städten überhaupt noch eine Überlebenschance hat, sind neue Impulse notwendig. “Da muss man selbst aktiv werden, anstatt auf Hilfe von außen zu warten“, sagt Heinrich Lappe, der Gründer der App “stadtbekannt”. Er hat die Wechselwirkungen von Kunden und Einzelhandel eingehend untersucht und folgende Bilanz gezogen: Das richtige Netzwerk ist das A und O. In folgendem Interview erzählt er über seine Ideen zur Stärkung des stationären Einzelhandels und verrät, welche Rolle du als Kunde dabei spielst.


Herr Lappe, was genau meinen Sie mit “Netzwerken”?

Unter Netzwerken verstehe ich alles, was dem Einzelhandel hilft, in der herausfordernden Marktsituation von heute Mitstreiter zu finden. Damit sind alle Branchen gemeint, sowohl Gastronomie, als auch Dienstleister und stationäre Händler. Um Kunden zu gewinnen und zu halten, müssen sie gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das Aufmerksamkeit erregt. Das können Straßenfeste sein oder besondere Events und Aktionen… Die Innenstadt muss wieder zur Attraktion werden und damit ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Online-Shoppingwelt behaupten.

Das heißt, die einzelnen Geschäfte sollten nicht untereinander konkurrieren, sondern sich gemeinsam gegen den Online-Handel in Stellung bringen?

Den Online-Handel will ich nicht verteufeln. Vielerorts scheint mir auch eine Kombination von Online- und stationärem Handel sinnvoll. Nur bei letzterem ist das Netzwerken in den vergangenen Jahren enorm wichtig geworden. Wenn Geschäfte zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, erreichen sie viel mehr, als wenn jeder als Einzelkämpfer vor sich hin arbeitet und sich über den vermeintlichen Konkurrenten ärgert, der ihm Kunden wegnimmt.
Idealerweise haben wir es hier mit einer waschechten Win-Win-Situation zu tun, bei der natürlich Empfehlungen eine große Rolle spielen. Wenn ich als Geschäftsmann meinen Kunden andere Geschäfte, die mein Angebot ergänzen, empfehlen kann, wirke ich sofort glaubwürdig und ich kann davon ausgehen, dass ich mit meinem Geschäft woanders auch gern weiterempfohlen werde.

Aber das ist nur der Anfang. Netzwerken kann noch viel weiter gehen. Denkbar ist auch eine Form der Kooperation, bei der sich kleine Geschäfte zusammentun und gemeinsam eine größere Verkaufsfläche mieten. So können sie Kunden und Interessenten ein viel interessanteres und umfassenderes Sortiment anbieten. Und auch, wenn dies aus welchen Gründen auch immer nicht möglich sein sollte, können die Geschäfte miteinander kommunizieren, einen Teil ihres Sortiments aus anderen Läden beziehen und darauf beispielsweise mit einem kleinen Kärtchen hinweisen, das dem Kunden Lust macht, diesem anderen Geschäft auch einmal einen Besuch abzustatten. Derartige Initiativen habe ich schon in vielen deutschen Städten gesehen und finde sie sehr begrüßenswert.

Sie haben vorhin vom Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels gesprochen. Ist das durch Corona in Vergessenheit geraten?

Keinesfalls, stationäre Geschäfte haben nach wie vor große Vorteile gegenüber dem Onlinehandel. Die Kunden können spontan reinschauen, werden im Vorbeigehen neugierig, ohne dass Ihnen irgendein Algorithmus die vermeintlich für sie passende Werbung unter die Nase hält. Draußen fühlt sich der Kunde frei, er kann die Ware selbst begutachten, sehen, fühlen, riechen und ausprobieren.

Man kommt mit Menschen ins Gespräch, bekommt eine gute Beratung, kann die Ware sofort mitnehmen, es entsteht kein Verpackungsmüll. Der soziale Aspekt spielt eine große Rolle, die Stadt wird lebendig und eine urbane Kultur gedeiht.

Man kann den Einkauf spontan mit einem Besuch im Café und Restaurant verbinden oder sich in der Stadt mit Freunden treffen. Das ist online schlechterdings nicht möglich. Diese ganzen Vorteile sollten sich die stationären Einzelhändler immer wieder ins Bewusstsein rufen und auch konsequent ausbauen. Einfache Möglichkeiten, die Kunden zum Verweilen zu bringen, sind ein kleines Getränkeangebot, ein gemütlicher Sitzplatz, ein kleines Veranstaltungsangebot (etwa wenn wir an Lesungen in Buchhandlungen denken oder eine Degustation im Weingeschäft) und vielleicht auch ein Lieferservice. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Dann kommen wir doch einmal zurück auf die Kombination von Online-Handel und stationärem Angebot, von der Sie vorhin sprachen. Wie sehen diese Synergieeffekte idealerweise aus?

Leider gehen viele Geschäftsinhaber nicht mit der Zeit und haben das Potenzial von Digitalisierung und Social Media nicht erkannt. Sie werben immer noch auf die althergebrachte Art und Weise. Aber es hat ein Wandel stattgefunden. Man kann es sich heutzutage nicht mehr leisten, auf eine eigene Homepage oder Social Media Seite zu verzichten, auch wenn einem das stationäre Geschäft lieb und teuer ist. Daher lautet mein Rat: Werbung muss sein, sie sollte hin zum Digitalen gehen, und sie muss günstig und effektiv sein.

Da setzt auch meine App ´Stadtbekannt` an. Sie ist insbesondere für diejenigen stationären Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen interessant, die weniger technikaffin sind. Aber um auch diesen eine Chance zu geben, von der immensen Verbreitung von Smartphones zu profitieren, können sie gegen eine sehr geringe Gebühr ihre Zielkunden sozusagen direkt zu sich rufen. Die Angebote landen direkt auf den Smartphones der Interessenten und Kunden der Umgebung, die diese App installiert haben. So sieht zielgerichtete Werbung heute aus!

Und Sie haben die Hoffnung, dass diese App das Aussterben der Innenstädte verhindern kann?

Ja, auf jeden Fall! Durch sie erhalten die kleineren, inhabergeführten Geschäfte wieder mehr Aufmerksamkeit. Und letztendlich profitieren wir alle davon, denn eine blühende, abwechslungsreiche Geschäftsstruktur trägt zur Farbigkeit und Lebendigkeit von Städten bei. Kein Kunde möchte in jeder Stadt das gleiche Angebot sehen. Es lebe die Individualität! Das erkennen mittlerweile auch die Kommunen und starten vielerorts bereits verschiedene Aktionen, an denen sich Verbände wie zum Beispiel die IHK, Gewerbevereine und Citymanager ebenfalls beteiligen.

Über Heinrich Lappe

“Die Städte sollen lebenswert bleiben!” ist Heinrich Lappes Vision und die Stärkung des stationären Einzelhandels ist für ihn ein ganz wichtiger Faktor bei der Umsetzung. Worin begründet sich seine Expertise? In über 25 unterschiedlichen Berufen sammelte er umfassendste Erfahrungen, wobei er die 15 Jahre in der Gastronomie in Hamburg und auf Mallorca, sowie die 20 Jahre im Vertrieb als am prägendsten erlebte. Bei all diesen Tätigkeiten beschäftigte ihn immer wieder die Frage: “Wie kann ich mein Geschäft bekannt machen, ohne tausende von Euros dafür ausgeben zu müssen?“ Er wollte Einzelhandel und Kundschaft miteinander vernetzen und gründete dazu die App “Stadtbekannt”.

Für Unternehmen bringt die App für kleines Geld den schnellen, direkten Draht zur Kundschaft, für Nutzer bietet die Stadtbekannt-App gratis ein breit gefächertes, lokales Angebot mit vielen Vorteilen. Die App wird zwar erst seit Juni 2022 regional vertrieben, aber schon jetzt schaffen alle Beteiligten gemeinsam lebendigere Städte und Regionen.  Website: www.stadtbekannt.app