Mit großer Sorge ordnet der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) die immer größer werdende Zahl an freien Sitzen von Ärzten sowie Psychotherapeuten ein. Aktuell sind in Hessen rund 350 Praxissitze frei – mit steigender Tendenz. Das bedeutet im Umkehrschluss: Das Interesse an ambulanter Versorgung ist für angehende Mediziner wahrscheinlich noch nie so gering wie aktuell. Dass dies an der permanenten Missachtung der Kollegen in den Praxen seitens der Politik liegt, ist für den Vorstand der KVH offensichtlich. Auch deshalb werden sich am 30.11.2022 wieder zahlreiche Praxen am nächsten landesweiten Protesttag beteiligen.
Dazu die Vorstandsvorsitzenden der KVH, Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke:
„Man muss nur jeden Tag aufmerksam die Nachrichten verfolgen, um festzustellen, wie groß das Interesse an ambulanter Versorgung tatsächlich ist. Und man stellt fest: Es ist nicht mehr vorhanden, komplette Nulllinie. Zuvorderst bei unserem obersten Gesundheitspolitiker, Herrn Prof. Karl Lauterbach. Wenn es um dringende Unterstützung angesichts der steigenden Energiekosten geht: Immer sind es nur die Krankenhäuser, um die sich Herr Lauterbach sorgt und die gerettet werden müssen. Wir als ambulante Versorgung sind dem Minister noch nicht mal mehr eine Erwähnung wert. Und so ist es doch nur folgerichtig, dass neue und bestehende Mitglieder mit den Füßen abstimmen, also entweder gar nicht erst den Weg in die ambulante Versorgung finden oder diese vor der Zeit verlassen. ‘Das tun wir uns nicht mehr oder länger als nötig an’ ist ein Satz, den wir so oder ähnlich immer öfter von Kollegen hören, die eigentlich noch gerne weiterarbeiten möchten, nun aber den Bettel hinwerfen. Und viel zu viele der angehenden Kollegen biegen gar nicht erst Richtung Niederlassung ab. Die Politik bekommt damit die Quittung für jahrelange Missachtung und permanentes Missmanagement. Das Schlimme ist, dass darunter nicht zuletzt die Patienten am meisten leiden werden.“
Am 30.11.2022 findet der nächste landesweite Protesttag in der ambulanten Versorgung statt, an dem Praxen geschlossen bleiben, um gegen mangelnde Wertschätzung, inakzeptables Verhalten von Politik und Krankenkassen sowie fehlende Unterstützung in existenziell bedrohlichen Zeiten zu protestieren.