Kneipen geschlossen. Theater und Kinos auch. Freunde dürfen nicht besucht werden. In einigen Bundesländer wie dem Saarland strenge Ausgangssperren. Also bleibt man zuhause und hat nichts zu tun: Eigentlich hätte die Corona-Krise das Comeback des Fernsehens sein können. Im Nachrichtenbereich hat das auch funktioniert. Die Einschaltquoten belegen, dass die Deutschen sich während der Krise informieren wollen. Doch im Unterhaltungsbereich haben die Sender versagt – vor allem die öffentlich-rechtlichen.

Kehrt Stefan Raab zurück auf den Bildschirm? Das war die große Frage, die bis zum Schluss die Staffel von „The Masked Singer“ prägte. Und das obwohl Raab früher mehrere Hits veröffentlicht hat und seine Singstimme folglich bekannt ist. Die von Tom Beck hatte mit dieser Stimme nicht viel zu tun. Trotzdem hofften viele, dass hinter dem Faultier Raab steckt. So sehr, dass Beck sich bei der Demaskierung entschuldigte, es nicht zu sein.

Am Samstag kehrt Raab tatsächlich zurück. Zumindest wirbt Pro7 mit seinem einstigen Star. Der bedauerte, dass der Eurovision Song Contest ausgefallen ist und verstand, wie groß die Lücke ist, die dadurch entstanden ist. Also schusterte er das Konzept des „Free European Song Contest“ zusammen, der am Samstag (20.15 Uhr) auf Pro7 läuft.

The Masked Singer war einer der wenigen Höhepunkte des Unterhaltungsprogramms während der Pandemie. Deswegen hielt Pro7 auch durch, als es in der Produktion zu Corona-Infizierungen kam. Eine Folge fiel aus. Ansonsten hielt der Fahrplan.

Tiefpunkt „Comedy gegen Corona“

Und im Öffentlich-Rechtlichen? Dort lief der Tiefpunkt der Kontaktsperren-Zeit: „Für Euch da – Comedy gegen Corona“. Der Name versprach Schlimmes. Doch die Wirklichkeit war noch viel, viel grausamer: 90 Minuten „Unterhaltung“, die sich wie ein Tag zogen, den man im Wartesaal der KFZ-Zulassungsstelle verbracht hat.

Lisa Fitz moderierte das und erklärte gleich zu Beginn, warum eine Bayerin eine SWR-Produktion moderiert: wirr, umständlich und unlustig. Wie der Rest der Sendung. Die bestand aus Clips von Comedy-Klassikern und Nachwuchs-Beiträgen. Doch statt die einfach laufen zu lassen, brauchte es Paten aus dem Prominenten-Kabinett des Senders, um diese Einspieler anzumoderieren Und zwar: wirr, umständlich und unlustig.

Eine halbstündige Clip-Show wäre annehmbare Unterhaltung gewesen. Durch die Anmoderationen verlangsamte sich das Tempo auf unerträgliche Weise für Menschen, die noch im Berufsleben stehen und daher einen anderen Takt gewöhnt sind.

Parallelwelt für Rentner

Das Unterhaltungsprogramm von ARD, ZDF und Dritten ist denn auch eine Parallelwelt für Rentner. Egal ob Quizshows oder Service-Formate wie „Kaffee oder Tee“. Das Tempo ist so behäbig, dass es eigentlich nur zum Wegnicken auf dem Sessel taugt.

Zum Beispiel „Gefragt – gejagt“. Ein Vorzeigeprojekt der ARD, dessen Zuschauererfolg der Sender gerne mit Pressemitteilungen untermauert. Moderiert wird die Sendung von Alexander Bommes. Der könnte ein Klon von Jörg Pilawa sein, wäre da nicht ein großer Unterschied: Er heißt anders.

Das Schema ist einfach: Drei brutal leichte, eine etwas schwerere Frage. Die Regeln sind umständlich. Aber das ist nicht schlimm. Denn vor der vierten Frage erklärt Pilawa, sorry: Bommes, wie diese Frage jetzt über den weiteren Verlauf der Sendung entscheidet. Zurück bleibt ein Zuschauer, der sich was auf seinen Verstand einbilden kann, weil er drei von vier Fragen richtig beantwortet und die komplizierten Spielregeln verstanden hat – außerdem hat er etwas Zeit von der Uhr genommen. Und zwischendrin gab es Schnellraterunden – huiuiui.

Größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg? Reaktionen darauf im Programm? Zum Beispiel Film-Highlights vorziehen, die für später gedacht waren? Nichts davon bei ARD und ZDF. Wenn doch, dann so dilettantisch wie „Comedy gegen Corona“, das so wirkte, als hätte es der Assistent vom Aushilfspraktikanten produziert.

Meist spielten ARD, ZDF und Dritte ihre Leier einfach runter. Und die ist alt. Und schlecht. Vielleicht gibt es ja Ideen, die erst noch zwei Jahre lang in Konfernzen durchgekaut werden müssen. Was auch immer dabei rauskommen mag: Bitte, wirklich bitte kein „Für Euch da – Comedy gegen Corona 2“. Im Zweifelsfall lieber bei Stefan Raab nachfragen.