RTL hat die Abstimmungsergebnisse von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ veröffentlicht. Die zeigen: Lange hatten die Zuschauer keinen echten Favoriten. Und die Zuschauer mögen keine Teilnehmer, die sich als Opfer inszenieren.


„Ey, ich lieb meine Freundin so toll. Und ich vermiss die voll.“ Solche Sätze sind dem passionierten RTL-Zuschauer durchaus vertraut. Das Nachmittags-Programm besteht zu einem schwer erträglichen Anteil aus solch schlecht gespielten, prolligen Bekenntnissen. Marco Cerullo hat sie nun ins Abendprogramm geholt. Und ist damit auf die Schnauze gefallen.

Im Camp der blassesten Teilnehmer aller Zeiten war der „Reality-TV-Kandidat“ der Erste, der herausgewählt wurde. Und das obwohl er in der ersten Wochen die drittmeiste Sendezeit erhielt. Ein RTL-Redakteur hatte sein Gejammere wohl mit Emotionen verwechselt. Doch damit lag er genauso daneben wie Cerullo.

Wer Fan des Dschungelcamps ist, hat sich an dessen Zynismus gewöhnt. Ein Auftritt wie der von Anastasiya Avilova beeindruckt ihn nicht mehr. Die wird aufgefordert, einen „Schwank aus der Jugend“ zu erzählen und legt gleich los: Also ihr erster Freund habe sie seelisch misshandelt, sie habe unter Bulimie gelitten und ach so, geschlagen sei sie auch noch geworden.

Im echten Leben würde einen Zuhörer eine solche Geschichte tief bewegen. Im Fernsehen, ist es eine kalkulierte Geschichte, um Aufmerksamkeit zu generieren. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das Erzählte stimmt oder nicht. Die Kamera macht die Show. Avilova wäre an dem Tag herausgeflogen, an dem sie die Geschichte erzählt hat. Doch es wurde keiner abgewählt und so erhielt die „Reality-TV-Kandidatin“ einen Aufschub und den auch nicht gerade glamourösen achten Rang.

Optimisten wurden belohnt

Belohnt wurden indes die Optimistischen. Nach einer Woche quälend langer Danni-Show ging Markus Reinecke in die Dschungelprüfung, die er dann recht souverän absolvierte. Das hievte ihn mit 25,5 Prozent der Anrufer auf Platz eins. Sein bestes Ergebnis. Danach ging es für den Trödelhändler bergab. Vor allem weil er sich zu sehr berufen fühlte, Daniela Büchners Fehler aufzudecken.

Auch Elena Miras lag zwischendrin vorne. In der miesen ersten Woche war sie das positive Gegenbeispiel zu Daniela. Während die Witwe eines „Reality-TV-Stars“ ihren Auftritt in Moll anlegte, war Miras Grundton Aggro. Vergleichsweise war das unterhaltsam.

Vergleichsweise ist das Schlüsselwort des diesjährigen Camps. Das war so schwach, dass der Weg für Prince Damien frei wurde. Der Sänger blieb optimistisch und fröhlich, gab sich in den Prüfungen Mühe und war ansonsten nett. Das reichte dieses Jahr schon für die Krone.

Wechselnde Führungen

Fünf unterschiedliche Teilnehmer lagen zwischenzeitlich im Ranking vorne. Erst in der zweiten Hälfte der zweiten Woche startete Damien seinen Durchmarsch. Unter den Blinden wurde der sprichwörtliche Blinde zum buchstäblichen König.

Bliebe noch Daniela Büchner. Nach der Theorie, nach der das Publikum keine Opfer-Inszenierungen goutiert, hätte sie nicht Dritter werden dürfen. Doch zum einen profitierte auch sie von dem schwachen Teilnehmerfeld. Ihr bestes Zwischenergebnis betrug 21,7 Prozent der Anrufe. Und das war am ersten Tag, an dem die Zuschauer über die weitere Teilnahme entschieden – und nicht über die Frage, wer in die Prüfung muss. Gut möglich, dass manche noch aus alter Gewohnheit Büchner weiter in den Prüfungen leiden sehen wollten.

Zum anderen hatte Büchner in der ersten Woche einen derart hohen Anteil an Sendezeit, wie ihn vermutlich vorher noch kein anderer Teilnehmer hatte. Davon profitierte sie entsprechend bei den Abstimmungen. Die Sendung indes litt drunter. Sie sollte von Danni Büchner getragen werden. Doch die ist eher was für das Nachmittags-Programm von RTL – die eigentliche Ekel-Prüfung im deutschen Fernsehen.

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