Kommentar: Für Fans ist der Deal zwischen Telekom, RTL sowie ARD und ZDF noch kein Grund zum Kummer. Von den nächsten drei großen Turnieren werden sie viel zu sehen bekommen, auch wenn sie nicht bereit sind, für Bezahldienste zu blechen. Die Verantwortlichen des Fußballs wären aber gut beraten, ab und an drüber nachzudenken, wo ihr Sport hingeht.

Ein schlechtes Beispiel ist das Tennis. Die Älteren werden sich erinnern: Tennis – Ball wird übers Netz geschlagen – muss einmal im gegnerischen Feld aufkommen. In den 80ern hat das jeder geguckt. Davis Cup, monumentale Duelle gegen die USA, Boris Becker gegen John McEnroe, Michael Westphal, der Belag, der sich permanent löste.

Doch als der Davis Cup hinter der Bezahlschranke verschwand, ging es mit der Liebe der Fans rasch bergab. Das hatte auch damit zu tun, dass die großen Zugpferde sich nach und nach verabschiedeten. Doch vor sportlichem Misserfolg ist der deutsche Fußball ebenso wenig gesichert wie davor, beliebte Spieler zu verlieren und weniger charismatische Akteure nachkommen zu sehen.

Nicht alles wird mehr geschaut

Wer sich die Einschaltquoten der jüngsten Pokalrunde anschaut, wird merken, dass die Zuschauer nicht mehr bei allem zusehen, was mit Rundem ins Eckige zu tun hat. Nicht mal in einer Zeit, in der eigene Freizeitaktivitäten gesetzlich eingeschränkt sind.

Der Fußball hat in den vergangenen Jahren vieles getan – und noch mehr unterlassen – um den Sport weniger attraktiv zu machen. Das fängt mit Banalem an. Im American Football unterlegten die Macher die leeren Stadien mit Sound aus der Dose. Das gab wenigstens dem TV-Zuschauer halbwegs das Gefühl, sich Sport unter normalen Bedingungen anzusehen. Daran scheitert die Bundesliga. Bis heute klingen Fußball-Übertragungen so, als ob man sich die Partie der Alten Herren von Wackernheim gegen Heidesheim anschauen würde.

Dann ist da der Unterhaltungsfaktor. Am 21. Spieltag endeten in der Bundesliga sieben von neun Partien Unentschieden. Drei mal fielen dabei nicht einmal Tore. Und mit der Echtzeit-Wiederholung vom Wochenende – Schalke 04 gegen Mainz 05 – könnte man Strafgefangene foltern. Dürfte sich dabei aber vom Menschenrechtshof nicht erwischen lassen.

Vollgestopfter Terminplan

Die Sportchefin der ARD, Dr. Katja Wildermuth, hat recht, wenn sie dem Fußball eine besondere gesellschaftliche Relevanz zuspricht. Das hat mit der deutschen Geschichte zu tun und geht mindestens bis in das berühmte Finale von Wankdorf im Jahr 1954 zurück. Und wird durch das Interesse an dem Sport immer noch bestätigt.

Doch auch diese Relevanz ist nicht in Stein gemeißelt. Dass Niederlagen wie das Aus bei der Weltmeisterschaft mit Wut und Häme beantwortet werden, ist kein Problem für den Sport. Das zeugt von Liebe und Leidenschaft. Wenn auch von enttäuschter. Eng wird es erst, wenn Fans Niederlagen achselzuckend zur Kenntnis nehmen.

So wie in diesem einen Cup da. Sie wissen schon: Die Nationalmannschaften spielen ihn während den Turnieren aus, keiner versteht die Regeln, aber die Moderatoren erklären einem, dass Deutschland eigentlich abgestiegen wäre, aber dank einer Regeländerung in der obersten Liga bleibt. Der halt.

Ein vollgestopfter Terminplan. Die Nähe zwischen Funktionären und dubiosen Gestalten. Vor allem aber eine immer stärker nachlassende Rücksichtnahme auf die Belange der Fans. Irgendwann könnten die Verantwortlichen im Fußball die Schraube überdreht haben. Beim Tennis fing es an, als der Davis Cup hinter die Bezahlschranke wanderte.