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Welche Alternativen zu chemisch-synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft gibt es und was können sie? Diesen Fragen geht eine am Mittwoch veröffentlichte Kurzstudie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nach. Sie stellt an Praxisbeispielen aus der Landwirtschaft vor, wie Bäuerinnen und Bauern bereits heute nicht-chemisch ihre Ackerkulturen schützen. Dabei spielen auch die für Landwirt*innen entstehenden Kosten eine Rolle. Mit Blick auf Einzelwirkstoffe wie Glyphosat können laut Studienlage unter guten landwirtschaftlichen Bedingungen sogar Kosteneinsparungen möglich sein.

BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock

„Insekten- und Biodiversitätsschutz geht nicht ohne Pestizidreduktion. Dafür brauchen wir Schutzgebiete ohne Pestizidanwendung und deutlich weniger Pestizide auf landwirtschaftlichen Flächen. Integrierter Pflanzenschutz muss endlich auf der Fläche umgesetzt werden: indem nicht-chemische Maßnahmen wie Fruchtfolgen, Mischkulturen und Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge Vorrang haben. Um das zu erreichen, brauchen wir einen Instrumenten-Mix in dem die Honorierung des Pestizidverzichts eine deutliche Rolle spielen muss. “

Sowohl im Koalitionsvertrag als auch in der Farm-to-Fork-Strategie der EU ist die Pestizidreduktion verankert. Bisher aber liegt der Pestizideinsatz in Deutschland seit Jahren bei rund 30.000 Tonnen reinem Wirkstoff. Die ausgebrachten Insektizide, Herbizide und Fungizide tragen massiv zum Verlust von Insekten und anderen Arten bei. Um entsprechenden Maßnahmen und Gebiete wird derzeit intensiv gerungen. Und auch das Totalherbizid Glyphosat wurde gerade für ein weiteres Jahr von der EU-Kommission verlängert und steht für Ende 2023 vor einem Verbot oder einer Wiederzulassung.

Dabei gibt es zahlreiche Alternativen zum Pestizideinsatz

Die Ökolandwirtschaft kommt ohne chemisch-synthetische Pestizide aus. Auch in der konventionellen Landwirtschaft gibt es viele Betriebe, die bereits auf dem Weg sind, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren.

Aaron Scheid vom Ecologic Institute: „Es gibt bereits eine Vielzahl an präventiven und direkten Pflanzenschutzmaßnahmen, die in ihrer Kombination den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden reduzieren und sogar ersetzen können. Eine vielseitige und gut durchdachte Fruchtfolge kann das Auftreten von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern gezielt beeinflussen und verhindern, während die direkte mechanische Unkrautbekämpfung starken Unkrautdruck zusätzlich regulieren kann. Ordnungspolitische, ökonomische und praktische Anreize sind Teil der Voraussetzung, damit Landwirt*innen nicht chemische Pflanzenschutzmaßnahmen bevorzugt anwenden“, sagt der Studienautor.

„Es muss sich noch einiges ändern, damit Bäuerinnen und Bauern stärker auf nicht-chemische Alternativen setzen“, so von Broock. „Dazu gehören finanzielle Anreize für umweltfreundliche Maßnahmen und mehr Forschung zu Alternativen. Aber auch ein Verbot von besonders gefährlichen Stoffen ist unumgänglich, um die Biodiversität zu schützen. Die erfolgreiche europäische Bürgerinitiative ‚Bienen und Bauern retten‘ konnte über eine Million Unterschriften für den Ausstieg aus chemisch-synthetischen Pestiziden sammeln. Das zeigt, dass sich die Menschen dringend eine Transformation der Landwirtschaft wünschen.“

Hier geht es zur gesamten Studie (PDF DOWNLOAD)