Homburg. AIDS. Allein das Wort sorgte in den 80er Jahren schon für Gänsehaut. Und für einige Skandale. Sogar im Fußball. Mittendrin war der FC Homburg 08.

Ingolf Lück legt schüchtern Kondome aufs Kassenband, versteckt sie unter anderer Ware. Die Kassiererin Hella von Sinnen greift danach und brüllt in den Laden: „Tina, was kosten die Kondome?“ Mit solchen Spots warb die Bundesregierung in den 80er Jahren für Kondome und klärte über die Gefahren von AIDS auf.

Auf Kondome zu setzen, war also durchaus Zeitgeist. Nur den Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte dieser noch nicht erreicht: Als der finanzschwächste Club seinen Sponsor bekanntgab, den Kondomhersteller „London“, gingen die Frankfurter Fußball-Fürsten auf die Barrikaden: Kondome, so etwas schicke sich nicht. Dem FC Homburg wurde untersagt, mit Trikots aufzulaufen, die den Schriftzug „London“ zeigen. Notfalls drohten dem Abstiegskandidaten Punktabzüge.

Eigentlich hätte die Firma an der Stelle schon zufrieden sein können. Mehr Aufmerksamkeit hätte sich London für den Einsatz von gerade mal 200 000 Mark kaum wünschen können. Doch der ohnehin rebellische FCH-Präsident Manfred Ommer wollte nicht klein beigeben. Der Club lief mit den Trikots auf – über dem Schriftzug ein schwarzer Balken.

Die Sache landete vor dem Frankfurter Landgericht. Das befand: Der Schriftzug verstößt mitnichten gegen Sitte oder Moral. Allzumal in Zeiten, in denen selbst die Bundesregierung für Kondome warb. Die Homburger gingen wieder mit „London“ aufs Feld.

Einspruch vom Ministerium

Sportlich genutzt haben Geld und Aufmerksamkeit wenig. 1988 stieg der FC Homburg aus der Bundesliga ab, 1990 erneut. Es war die vorerst letzte Spielzeit der Saarländer in der Bundesliga. Derzeit spielt das Team in der vierten Liga, also der Regionalliga.

Ein Witz zog seinerzeit im Homburger Waldstadion unermüdlich seine Runden: „Statt dem Schriftzug auf der Brust können sie sich doch einfach Pariser über den Daumen ziehen.“ Der wurde in jedem Heimspiel gefühlt 50 mal erzählt. Gelacht wurde immer.

Ganz so locker war das Land seinerzeit aber nicht. Auch der Werbespot mit Lück und von Sinnen musste umgeschrieben werden. Ursprünglich sollte es heißen: „Rita, was kosten die Kondome?“ Das war dem Ministerium zu nahe an seiner Chefin dran: Rita Süssmuth.