Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) veröffentlichte heute besorgniserregende Zahlen zur Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Krankenkassen ein Defizit von rund 2,2 Milliarden Euro, während sich die Finanzreserven Ende Juni auf 6,2 Milliarden Euro beliefen. Besonders auffällig ist der starke Anstieg der Ausgaben für Krankenhausbehandlungen, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,9 % gestiegen sind. Dies entspricht einer Zunahme von 3,6 Milliarden Euro.
Ursachen für diese Entwicklung liegen in steigenden Fallzahlen und höheren Kosten in der Pflege
Besonders die um 10,9 % gestiegenen Pflegepersonalkosten belasten die Krankenkassen stark. „Die deutlich gestiegenen Pflegepersonalkosten machen einen signifikanten Teil der Ausgaben aus“, erklärt Achim Neyer, Geschäftsführer des GPR Gesundheits- und Pflegezentrums. Die Erhöhung der Pflegepersonalkosten sei politisch gewollt, um die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern. Allerdings kritisiert Neyer, dass diese Kosten nicht gesamtgesellschaftlich verteilt werden, sondern auf die Beitragszahler abgewälzt würden.
Neben den Pflegekosten haben auch gestiegene Fallzahlen und höhere Medikamentenausgaben die Krankenkassen belastet. „Die Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit, das Pflegepersonal angemessen zu entlohnen und die Finanzierung der Krankenhäuser langfristig abzusichern“, so Neyer weiter. Er warnt vor einer anhaltenden Schwächung der Krankenhäuser, die sich bereits jetzt am Rande der Belastbarkeit befänden.
Ein weiterer Faktor, der das Defizit der Krankenkassen beeinflusst hat, war die Ausschüttung von 3,1 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds. Diese Mittel wurden genutzt, um die Zusatzbeitragssätze zu stabilisieren, führten jedoch zu einem Rückgang der Finanzreserven des Gesundheitsfonds um 6,3 Milliarden Euro.
Achim Neyer fordert abschließend eine stärkere politische Fokussierung auf die Finanzierung der Krankenhäuser und Pflegeberufe, um langfristig eine stabile Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen.