Saarbrücken. Die Demonstration der Schausteller in Saarbrücken zeigt unterschiedliche Reaktionen: Aus der Politik kommen Solidaritätsadressen und Angebote zur Hilfe. Die Polizei hat nach Angaben eines Sprechers bis Freitag, 13.36 Uhr, drei Strafanzeigen in Folge der Demonstration eingeleitet. Unklar ist noch, zu welchem Einsatz die Feuerwehr unterwegs war, als sie in der Demo an der Ecke Dudweilerstraße und Am Stadtgraben hängenblieb.


Auf der Internetseite der Berufsfeuerwehr Saarbrücken sind deren Einsätze aufgelistet: Am Dienstag ein Brand in Burbach, am Montag ein zerstörtes Gebäude in Güdingen und Sonntag vor acht Tagen mehrere Brände. Das sind die letzten Einträge. Der Einsatz vom Donnerstag findet sich dort nicht.

Dabei ist dieser Einsatz ein Thema. Mehrere Wagen waren unterwegs und die Polizeiinspektion Saarbrücken-Stadt erwähnt die Feuerwehr in ihrer Pressemitteilung vom Donnerstag: „Neben anderen Verkehrsteilnehmern, welche bei diesen heißen Temperaturen bis zu einer Stunde in ihren Fahrzeugen warten mussten, wurde ein Löschzug der Saarbrücker Berufsfeuerwehr auf Anfahrt zu einem Einsatz blockiert.“

Wir fragen die Polizei an, ob sie wisse, welcher Einsatz das war. Die antwortet: „Zu Ihren Fragen hinsichtlich des Feuerwehreinsatzes kann ich lediglich sagen, dass ein Löschzug der Saarbrücker Berufsfeuerwehr auf Anfahrt zu einem Einsatz blockiert wurde.“.

Feuerwehr gibt keine Antwort

Auf der Internetseite der Berufsfeuerwehr Saarbrücken finden sich zwar keine Angaben zum Einsatz vom Donnerstag. Dafür eine Infobox: „Presseanfragen“. Dort steht eine Mailadresse. An die schickt Boostyourcity am Freitag um 8.10 Uhr eine Anfrage. Die wird nicht beantwortet. Nachmittags ruft Boostyourcity an. Es meldet sich die Leitstelle. Ein Mann antwortet: An dem angewählten Apparat sitze die Mitarbeiterin vom Chef und die sei schon heim.

Es gibt den Vorwurf, der Einsatz sei nur gefaked. Passanten schicken uns Fotos, die zeigen, wie Feuerwehrleute alleine im Wagen sitzen und stellen die Frage, wie der Einsatz vor Ort allein vom Fahrer – ganz ohne Mannschaft – ausgeübt werden könne? Diese Frage wird sich bis Montag nicht klären lassen, dann soll die Mitarbeiterin zurück sein. Erneute Anfragen werden folgen.

Ob es bei den drei Strafanzeigen bleibt, ist auch noch unklar. „Da Bildmaterial und Aussagen von Zeugen noch ausgewertet und tatbestandsmäßig geprüft werden müssen, kann ich Ihnen derzeit leider noch keine konkretisierende Antwort geben, auch hinsichtlich der im Raum stehenden Verstöße gegen das Versammlungsgesetz“, antwortet die Polizei auf BYC-Anfrage. Die ersten drei Anzeigen habe es gegeben „wegen des Verdachts der Nötigung und weitere Ordnungswidrigkeiten wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung“.

Finanzielle Not gerät in Hintergrund

Angesichts dieser offenen Fragen ist das eigentliche Thema in den Hintergrund gerückt. „Pandemiebedingt sind seit Monaten für ihre Betriebe nahezu ausnahmslos alle Möglichkeiten weggefallen, Einnahmen zu erzielen“, schildert der Landtagsabgeordnete Alwin Theobald (CDU) die Situation der Schausteller.

Theobald kommt aus Eppelborn. Es ist kein Zufall, dass er sich für die Schausteller einbringt. Denn Eppelborn verfügt über eine große, traditionsreiche Pfingstkirmes. Als Freund dieser Kirmes gilt Ortsvorsteher Berthold Schmitt (CDU), der beste Beziehungen zu den Schaustellern pflegt. Die Eppelborner sprechen von der „größten Dorfkirmes des Saarlandes“.

Schmitt hält auf der eigentlichen Kundgebung eine Rede: „Wenn die Schausteller-Betriebe sterben, wird es keine Kirmes und kein Volksfest mehr so geben können, wie wir es kennen, schätzen und lieben“, sagt er. Daher bräuchten die Schausteller wirtschaftliche Perspektiven. Konzepte seien notwendig, mit denen Feste und Veranstaltungen wieder möglich gemacht werden, ohne dass die Infektionsgefahr „signifikant steigt“. Schmitt spricht von durchdachten Hygienekonzepten und flexiblen Zugangsbeschränkungen.

Vorbild Merzig

Sarah Gillen (CDU) ist da defensiver: „Wie die Veranstaltungsbranche, die Reisebüros und Busunternehmen haben die Schausteller seit Monaten keine Umsätze. Anders als in anderen Branchen ist jedoch nur schwer ein Leben wie vor Corona mit Kirmes, Oktoberfest, Stadtfest oder Weihnachtsmarkt vorstellbar und somit noch lange kein Umsatz in Sicht“, sagt die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Landtag des Saarlandes.

Deshalb hält Gillen weitere finanzielle Hilfen für richtig: „Wir müssen entweder schnell wieder unter allen notwendigen Hygienemaßnahmen Veranstaltungen erlauben oder die Umsatzausfälle ausgleichen.“ Als vorbildlich wurde so auch Merzig und ganz besonders Bürgermeister Marcus Hoffeld genannt, die das traditionelle Oktoberfest auch dieses Jahr in Biergarten-Atmosphäre durchführen wollen.

Unabhängig von den Bildern vom Stadtgraben, gab Theobald in seiner Erklärung eine Mahnung mit: „Nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen und gleichzeitig die Menschen Rücksicht aufeinander nehmen und Regeln einhalten, kann das auch gelingen.“

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