Im Zusammenhang mit der kontroversen Debatte anlässlich der Forderung des Politikers Carsten Linnemann (CDU) nach einer Vorschulpflicht oder späteren Einschulung von Kindern ohne ausreichende Deutschkenntnisse erklärt die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. (dbl), Dagmar Karrasch:

„Ausreichende Kenntnisse der Unterrichtssprache sind wichtige Voraussetzungen für Erstklässler, sich am Unterricht zu beteiligen und einen erfolgreichen Lernprozess zu durchlaufen.

Deshalb ist es durchaus sinnvoll, Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse rechtzeitig zu erfassen und mit einer intensiven Sprachförderung und Auseinandersetzung mit der Unterrichtssprache zu unterstützen, auch wenn dies möglicherweise zu einer späteren Einschulung führt. Letzteres betrifft jedoch vor allem Kinder, die erst kurz vor dem Einschulungsalter nach Deutschland gekommen sind. Bei allen anderen Kindern sollten Sprachauffälligkeiten frühzeitiger abgeklärt werden und nicht erst kurz vor der Einschulung.

Mehrsprachige Erziehung ist keine Ursache für Sprachentwicklungsstörungen, jedoch können Probleme in der Sprachentwicklung den Erwerb der deutschen Sprache erschweren und eine wirksame Sprachförderung verhindern.

Daher sollten bei allen Kindern Störungen der Sprachentwicklung möglichst so früh erkannt werden, dass eine Sprachförderung oder, wo notwendig, eine gezielte logopädische Therapie, rechtzeitig vor der Einschulung erfolgreich abgeschlossen werden kann. Logopädinnen und Logopäden stehen hier als Expertinnen und Experten für die Diagnostik und für die Beratung zur Sprachentwicklung – auch bei Mehrsprachigkeit – zur Verfügung und sollten stärker einbezogen werden.“