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Mainz. Fünfhundert Jahre ist es her, da stand der Reformator Luther von dem Wormser Reichstag und weigerte sich mutig, seine vermeintlich provokanten Thesen öffentlich zu widerrufen. Eingeladen worden war er vom Kaiser höchstpersönlich, der den standhaften Verweigerer am 8. Mai im Wormser Edikt mit der Reichsacht belegte.


44 Kilometer Geschichte und Landschaft

Fortan waren Luthers Schriften verboten, niemand durfte ihn beherbergen, er sollte vielmehr unverzüglich an Rom ausgeliefert werden. Heute gehört Luther zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Religionsgeschichte. Sein Ruf ist wiederhergestellt, sein Mut gilt als vorbildlich. Die Landesausstellung in Worms (Start voraussichtlich am 3. Juli 2021) widmet sich dem Wirken Luthers. Seine beschwerliche Reise zum Wormser Reichstag und zurück zur Wartburg bei Eisenach zeichnet der „Lutherweg 1521“ nach. Ein Stück des Weges verläuft durch Rheinhessen. Auf knapp 44 Kilometern kann man hier eintauchen in die Geschichte und in eine Landschaft, deren Schönheit andächtig macht.

Auf Luthers Spuren durchs Rebland

Nach historischer Überlieferung soll Luther die Etappe durchs rheinhessische Hügelland besonders genossen haben. Das geht Pilgern und Wanderern auch heute noch so, wenn sie von Nierstein nach Worms auf dem Lutherweg unterwegs sind. Dieser verläuft überwiegend entlang der Rheinterrasse, streckenweise auf dem „Rheinterrassenweg“ und zieht sich mit einzigartigen Ausblicken südwärts durchs Rebenmeer. Die unvergleichlichen Weitblicke und die Vielzahl der Weinberg sollen es gewesen sein, von denen Luther schwärmte. Und wer weiß, vielleicht war auch Luther müde von den Wirren seiner Zeit und erfreute sich daher ganz besonders an der Natur, die ihn für ein paar Stunden alle Sorgen vergessen ließ. Wie schön, dass wir es ihm gleichtun und dabei ganz intensiv an ihn denken können.



Geschichte und Geschichten auf Schritt und Tritt

Der Lutherweg in Rheinhessen lässt sich in drei bequeme Tagesetappen einteilen. Übernachten kann man in den Weindörfern am Wegesrand, die fast alle bequem mit der Bahn zu erreichen sind. Kleine Kirchen laden zur stillen Andacht ein. Fast ein Muss ist der Besuch der Katharinenkirche in Oppenheim, die zu den schönsten Zeugnissen der Gotik gehört. In dem weinfrohen Städtchen, das mit der Weinlage Oppenheimer Krötenbrunnen punktet, soll Luther einst im damaligen Gasthof „Kanne“ auf seiner Reise nach Worms übernachtet haben. Sichere und vor allem sehr bequeme Quartiere warten auch heute noch auf müde Wanderer in Oppenheim.

Deutlich betriebsamer ging und geht es in der Nibelungenstadt Worms zu. Durch den legendären Reichstag von 1521 ist sie untrennbar mit der deutschen Reformationsgeschichte verbunden. Davon zeugt das imposante Lutherdenkmal im Heylspark. Hier standen damals die Gebäude des Bischofshofes, wo Luthers Verhört stattfand. Ein Kuriosum erinnert sinnbildlich an Luthers vielzitierte Worte: „Hier stehe ich und ich kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!“. Die „großen Schuhe“ (120 Kilo, Schuhgröße 78), gefertigt aus Bronze, sind ein beliebtes Fotomotiv und verweisen auf den Standort des unbeugsamen Reformators, den selbst der Kaiser nicht in die Knie zwingen konnte. Ob in Wanderschuhen oder Flip Flops – hier muss man einfach mal gestanden haben.

Extra-Tipp

Vom 16. bis 18. April wird eine organisierte Pilgerwanderung in drei Etappen auf dem „Lutherweg 1521“ angeboten. Alle Infos, Karten und das Rahmenprogramm werden vorab verschickt. Weitere Infos unter www.kultursinn-rhein-selz.de

Weitere Infos und Arrangements unter: https://www.rheinhessen.de/lutherweg-rheinhessen/lutherweg-rheinhessen-1