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Digitalisierung bedeutet grenzenlose Freiheit. Wir leben in einer Zeit, in der es problemlos möglich ist, innerhalb weniger Augenblicke – dank diverser fortschrittlicher Mediennutzung wie Skype oder Snapchat – mit unseren Freunden oder Arbeitskollegen am anderen Ende der Welt zu sprechen und sie dabei live zu sehen. Eine Selbstverständlichkeit?


Für die heranwachende Generation, die auch gerne als „Millennials“ beziehungsweise die noch jüngeren als „Generation Z“ bezeichnet werden, sehr wohl. Doch ist wirklich alles super oder müssen wir oder unsere Kinder mit ungeahnten negativen Folgen der Digitalisierung rechnen? Müssen wir gar einen hohen gesundheitlichen Preis bezahlen für unsere hohen Ansprüche an eine digitale Welt? Um eben jene Fragen geht es im nachfolgenden Artikel.

Jung und erfolgreich – aber auch depressiv?

Wenn es nach Einschätzung vieler Experten geht, ja. Die Zahl psychisch kranker Menschen in Deutschland ist im Zeitraum der letzten Jahre sprunghaft gestiegen. Seelische Erkrankungen landen mittlerweile gar auf Platz eins der arbeitsbedingten Ausfälle.

Die Entstehung seelischer Erkrankungen ist sehr komplex und lässt sich beileibe nicht in einem Satz erklären. Indikatoren und Studien lassen sich jedoch sehr wohl konkretisieren und in der Tat erkennen Forscher aus der ganzen Welt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der fortschreitenden Digitalisierung und einer kontinuierlichen Steigerung psychischer Erkrankungen nicht ausschließlich, aber überwiegend bei jüngeren Menschen.

Dies erscheint logisch, da insbesondere die exzessive Mediennutzung ein typisch jugendliches Phänomen ist. Bei der Gruppe der älteren Menschen hinterlässt die Digitalisierung längst nicht so gravierende Spuren, auch wenn sie durchaus ihren Einfluss hat. Das Kriterium des Alters erscheint bei dieser Frage demnach besonders signifikant zu sein.

Digitalisierung als Belastung

Die zahlreichen Vorteile einer digitalen Welt liegen auf der Hand: Die oben erwähnte Freiheit, ein komfortables Chatten von zu Hause aus oder die Möglichkeit, sich in voller Pracht über den eigens dafür kreierten Instagram-Account der ganzen Welt zu präsentieren.

Die Generation der sogenannten „Baby-Boomer“ konnte mit einer so vielschichtigen Medienlandschaft noch nicht aufwachsen. Sie musste sich zwangsläufig auf anderem Wege in ihrer Jugend beschäftigen und austauschen. Eine kurze WhatsApp-Nachricht zum Verabreden mit Kumpels war schlicht nicht möglich, da die damaligen technischen Mittel maximal das Telefonieren hergaben, selbst das Internet steckte bis Anfang der neunziger Jahre in den Kinderschuhen und war keine Option.

Doch damit einher geht die Frage: War die fehlende Digitalisierung für frühere Generationen ein Fluch oder ein Segen? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, doch als sicher gilt: Mit der Digitalisierung begann auch das Zeitalter der seelischen Erkrankungen. Als mögliche Erklärungen hierfür gelten ein immenser persönlicher wie beruflicher Erwartungsdruck sowie eine äußerst schnelllebige und hektische Zeit, in der Erfolge über Werten stehen.

Der ständige Vergleich – höher, schneller, weiter

Besonders die angesprochene junge Generation sieht sich mit einem stetig wachsenden Wettbewerb konfrontiert. Die Digitalisierung fördert diesen Wettbewerb ungemein, indem sie dank verschiedenster sozialer Medien eine Flut von Portalen erschaffen hat, welche sich gut und gerne als „Vergleichsplattformen“ bezeichnen lassen können.

Allem voran die Plattform Instagram besteht nahezu ausschließlich aus visuellen Reizen in Form von Bildern. Jene Fotos entscheiden über Beliebtheit und damit verbunden oft den Selbstwert eines jungen Menschen. Doch der Schein trügt: Längst nicht alle strahlenden, unbekümmerten Gesichter vermitteln ein reales Abbild des Lebens. Ein privates Urlaubsfoto sollte nicht gut, sondern möglichst perfekt sein. Makel und Schwächen sind in der virtuellen Welt kein guter Ratgeber. Die Gier nach dem besten Foto und der daraus resultierenden Anerkennung in Form von sogenannten „Likes“ übersteigt alles andere und lässt viele Teenager innerlich verzweifeln.

Es ist wenig überraschend, dass eine Scheinwelt, welche sich aufgrund des immensen Erwartungsdrucks zu einem wahren Teufelskreis steigern kann, über kurz oder lang in eine Spirale aus Angst und Depression führt. Einmal darin gefangen, wird es unheimlich schwierig, sich aus eigener Kraft daraus zu befreien.

Permanente Erreichbarkeit und Suchtgefahr

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist jener der ständigen Verfügbarkeit. Ob im privaten oder beruflichen Umfeld kommen Menschen irgendwann an ihre Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus. Digitale Medien verleiten zunehmend mehr Menschen in die Abhängigkeit. Das Gefühl, etwas zu verpassen, kann manch einen in die Verzweiflung treiben.

Wenn Kollegen oder Freunde über ein Thema diskutieren, möchte man selbstverständlich mitreden können, was wiederum eine innerliche Drucksituation auslöst, sich permanent über die verschiedensten Dinge auf dem Laufenden zu halten. Spätestens wenn sich erste untrügliche Anzeichen auf körperlicher wie seelischer Ebene bemerkbar machen wie zum Beispiel Konzentrationsschwächen oder gehäufte Kopf- oder Bauchschmerzen auftreten, sollten diese Anzeichen als Alarmzeichen verstanden werden.

Über mögliche Stressfaktoren von außen nachzudenken und nach einer Lösung zu suchen, ist von immenser Bedeutung. Gerade unter Teenagern ist das exzessive Spielen auf der Konsole angesagt und stellt ein großes wachsendes Problem dar. Experten betrachten das „Gaming-Phänomen“ mit Sorge. Natürlich gibt es seriöse Spiele und Onlinebeschäftigungen, siehe hier, doch die virtuelle Welt bringt neben Vorteilen auch jede Menge Gefahren mit sich.

Fazit

Psychische Erkrankungen in Deutschland – wie übrigens in vielen weiteren europäischen Staaten – sind bedrohlich auf dem Vormarsch. Die fortschreitende Digitalisierung trägt zweifellos zu dieser mit Sorge betrachteten Entwicklung bei. Die alles entscheidende Frage lautet: Gelingt uns der richtige Umgang damit und somit eine Reduzierung aller damit verbundenen Schäden und Gefahren?