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Das TV-Duell startet in Rheinland-Pfalz heute um 20.15 Uhr. Solche Duelle haben schon oft Wahlen entschieden. BYC-News stellt einige legendäre Duelle vor:

1960: John F. Kennedy gegen Richard Nixon:

Nixon war als Favorit in den Wahlkampf gegangen. Er war Vize-Präsident unter dem über Parteigrenzen beliebten Dwight D. Eisenhower. Doch dann kam das TV-Duell und die große Stunde des katholischen Charismatikers: Kennedy wirkte jung, fröhlich und hart, Nixon stotterte und schwitzte – und verlor am Ende die Wahl. Gut, dass die Mafia in Illinois ein wenig nachgeholfen haben soll… Aber hier geht es um TV-Duelle.

TV-Duell freie Zone Deutschland

Direkte TV-Duelle gab es in Deutschland bis 2002 nicht. Helmut Kohl war dagegen. In den 70ern kam es zu legendären Runden, in denen sich der Pfälzer mit Franz Josef Strauß an seiner Seite unter Austausch von Beleidigungen mit Helmut Schmidt und Willy Brandt zoffte. Und geraucht wurde auch noch. Unterhaltsamer war Politik selten. Wie das aussah? Selber schauen.

2002: Gerd Schröder gegen Edmund Stoiber

Für den Showman Gerhard „Gerd“ Schröder war es keine Frage, einem TV-Duell zuzustimmen. Wie Kennedy war er in den Wahlkampf mit einem Rückstand gezogen. Im März sah es noch nach einer sicheren Sache für CDU und FDP aus. Im TV-Duell ließ Schröder Stoiber dann brutal auflaufen. Der Herausforderer war als bayerischer Ministerpräsident extrem erfolgreich und er war das, was man bei ihm zu Hause einen Gschaftlhuber nennt. Ein überehrgeiziger Mensch, der mit seiner Aktivität und seinem Erfolg auch gerne mal prahlt.

Stoiber Strategie im TV-Duell war es denn auch, Schröder mit seiner bayerischen Erfolgsbilanz zu quälen. Als Stoiber unsympathisch sein gutes Zeugnis runterratterte, fertigte ihn Schröder ab: „Hier geht es aber nicht um Bayern, hier geht es um Deutschland.“ Zack. Treffer. Versenkt. Der Streber hatte verloren, der Klassenclown blieb noch drei Jahre im Amt.

2016: Alle gegen Dreyer

Man muss bei einem TV-Duell nicht dabei sein, um es zu gewinnen. Diesen Erfolg schaffte Malu Dreyer 2016. Es war ein Zufallstreffer. Dreyer hatte sich medienwirksam festgelegt, öffentlich nicht mit AfD-Vertretern aufzutreten. Auf einer Pressekonferenz kam die Frage auf, ob das auch für die Elefantenrunde gelte. Derart überrumpelt war die Partei auf ein Ja festgelegt. Das gelte auch für die Elefantenrunde.

Der SWR bietet vor der Wahl zwei Duelle an: In einem treffen die Spitzenkandidaten der beiden aussichtsreichen Parteien aufeinander, im anderen treten die Spitzenkandidaten aller Parteien an, die eine Chance auf den Einzug in den Landtag haben. Das ist die Elefantenrunde. 2016 waren das neben CDU und SPD auch noch FDP, Grüne, AfD und Linke. Dreyer verzichtete auf diese Runde und schickte Parteichef Roger Lewentz.

Der gab kein gutes Bild ab. Alle anderen aber auch nicht. Zu viele Teilnehmer, zu viel Dazwischengerede und zu wenig Ordnung durch den SWR. Das Ganze wirkte hektisch wie ein Basar. Und während Julia Klöckner sich diesem Treiben stellte, blieb Dreyer ihm fern. Demokratisch aufrichtig war das vielleicht nicht. Aber erfolgreich. Denn die Ministerpräsidentin konnte so ihr Image pflegen, über den Dingen zu schweben.

2016: Donald Trump gegen Hillary Clinton

Der Baumillionär und Party-Löwe Donald Trump hatte schon früh in Interviews gesagt, dass er vielleicht mal Präsident werden wolle. Shows wie die Simpsons haben das parodiert – aber ernst genommen hat es zwei Jahrzehnte lang so recht niemand. Dabei hatte Trump bei all seinen offensichtlichen Schwächen etwas, was im Medienzeitalter eine wichtige Rolle spielt. Show-Qualitäten. Mit The Apprentice hatte er ein eigenes Format, das so erfolgreich war, dass man es versuchte in Deutschland mit Reiner Calmund in Trumps Rolle zu covern. Auch in Formaten wie dem Roast von Comedy Central punktete Trump.

Das TV-Duell war gruselig. Während Clinton in der Mitte der Bühne dozierte, umschritt Trump sie mit verschränkten Armen. Das wirkte wie ein Tiger, der seine Beute umschleicht. Wie ein zorniger Lehrer, der die unfähige Schülerin abfragt. Und vor allem extrem unsympathisch. Aber: Es zeugte auch von Stärke gegen Unsicherheit. Ein Effekt, der in den USA bei Wahlentscheidungen eine weit größere Rolle spielt als in Deutschland.

2017: Angela Merkel gegen Martin Schulz

Man muss nicht bei einem TV-Duell dabei sein, um es zu gewinnen. Ebenso können beide als Verlierer vom Platz gehen. 2017 startete der Wahlkampf von Martin Schulz furios. So furios, dass sich das Willy-Brandt-Haus im Siegestaumel wähnte und einen „Schulz-Zug“ kreieren ließ. Ein Computerspiel, bei dem der Held aus Würselen einfach alle Gegner überfuhr. Subtil.

Merkel konzentrierte sich auf die SPD als Hauptgegner im Wahlkampf. Erfolgreich. Der Schulz-Zug krachte bei drei Landtagswahlen in die Bahnhofs-Absperrung. Und auch im TV-Duell konnte Schulz nicht punkten. Direkt angreifen konnte er die Koalitionspartnerin nur schlecht, also versuchte der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments mit seiner Weltläufigkeit zu punkten. Das gipfelte in der Peinlichkeit, dass beide Debattierer darum wetteiferten, wer häufiger mit dem französischen Hoffnungsträger Emmanuel Macron telefoniert habe.

Dem Titelträger reicht ein Unentschieden im TV-Duell zum Weiterkommen. Nach dem TV-Duell war klar, dass Schulz Merkel nicht ablösen würde. Die Kanzlerin war also erfolgreich.

Zu erfolgreich. Da die Kanzlerfrage schon als entschieden galt, fiel die Polarisierung weg. Die Wähler überlegten, ob sie nicht eine anderen Parteien wählten, um ein inhaltliches Statement zu setzen. Die Umfragen für SPD und Union gingen zurück und am Ende reichte es für beide Volksparteien zusammen nicht einmal mehr für 60 Prozent.

Immer: Journalisten gegen TV-Duelle

TV-Duelle sind für Journalisten nicht immer einfach. Legen sie sich auf einen Sieger fest, machen sie sich angreifbar. Auch intern. Zwar sind die Kollegen immer solidarisch und würden sich nie wie feige Heckenschützen verhalten. Aber manchmal wird Aber groß geschrieben. Ärger gehen Journalisten gerne aus dem Weg. Deswegen enden die meisten TV-Duelle mit einem Unentschieden. Im Fazit.