Wie viele Menschen auf Mainzer Straßen leben, weiß die Stadt nicht genau. Dem Wesen ihres Lebensstils entsprechend werden sie statistisch nicht erfasst. Daher orientiert sich die Verwaltung an den Zahlen der Übernachtungseinrichtungen. Demnach gibt es übers ganze Jahr 77 Plätze in Mainz – im Winter kommen noch mal 21 Plätze hinzu. Das ergebe die Mindestzahl an Obdachlosen, von der ausgegangen werden könne.
Die Pandemie stellt Obdachlose vor zusätzliche Probleme. Die Schutzmaßnahmen sind für sie oft nicht einzuhalten: In den Unterkünften sich aus dem Weg gehen zum Beispiel. Lange gab es für die Heime auch keine Schnelltests. Und nun kommt die nächtliche Ausgangssperre: Dorthin wo die Menschen nach 21 Uhr nicht mehr dürfen, dort leben Obdachlose schließlich.
Strafen für Obdachlose
In Baden-Württemberg gab es Fälle, in denen Obdachlose Strafen zahlen mussten. Das soll in Mainz nicht passieren, wie die Stadt ankündigt: „Niemand, der seinen Schlafplatz im öffentlichen Straßenraum bezogen hat, wird aufgefordert, diesen zu verlassen“, lautet die Antwort auf eine Anfrage von BYC-News. Zumal die Sperre nur Personen beträfen, die sich „nach 21.00 Uhr noch im öffentlichen Straßenraum bewegen“.
Wer eine Unterbringung für die Nacht wünsche, erhalte die auch. Sollten die regulären Plätze vergeben sein, will die Stadt zusätzliche Plätze in der Alten Ziegelei in Bretzenheim anbieten. „Die Stadt Mainz wird für jede Person, die untergebracht werden möchte, eine Lösung finden.“ Dem Runden Tisch Obdachlosigkeit sei dieses Vorgehen mitgeteilt worden.
Die Menschen, die in den Containern am Fort Hauptstein unterbracht waren – nach Informationen von BYC-News waren es zuletzt 15 Menschen – sind in anderen Einrichtungen untergekommen, teilt die Stadt mit. Ein Teil von ihnen sei „in das jeweilige Heimatland zurückgekehrt“.