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Johannes Klomann gibt sein Amt als Vorsitzender der SPD Mainz ab. Das hat die Allgemeine Zeitung gemeldet. Die Entscheidung und der Weg der Verkündung sind Teil des Niedergangs der Sozialdemokraten in einer ihrer Hochburgen.

Eine Hochburg der SPD ist Mainz. Seit der Gründung der Bundesrepublik stellt sie hier ununterbrochen den Oberbürgermeister, bis 1989 bildete sie im Stadtrat die größte Fraktion.

Doch Mainz ist eine SPD-Hochburg, die gerade geschliffen wird. Seit der letzten Kommunalwahlen stellen die Grünen die größte Fraktion im Stadtrat. Mit 20,5 Prozent im Rücken belegen die Sozialdemokraten hier mittlerweile den dritten Platz.

Schaulaufen im Stadtrat

Allerdings ist der Stadtrat ohnehin eher ein Platz fürs politische Schaulaufen statt ein ernst zu nehmendes Machtzentrum. An den Vorlagen der Verwaltung ändert der Rat so gut wie nie etwas. Und die meisten Entscheidungen sind ohnehin an die stadtnahen Unternehmen ausgelagert.

Über dieses eigentliche Machtzentrum sichert sich die SPD ihre tatsächliche Macht. Die reale Macht der Stadtpolitik besteht darin, über die Gesellschaften Jobs, Werbeanzeigen und Aufträge vergeben zu können. Und den entscheidenden Verwaltungsräten steht Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) vor.

Der hat sich zwischenzeitlich in kommunalpolitischen Vereinigungen engagiert. Das galt als Schritt in die Landespolitik. Ebling wurde im Regierungsviertel als möglicher Nachfolger von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gehandelt. Doch die Direktwahl 2019 hat gezeigt: Ohne den beliebten und charismatischen Ebling, droht der SPD ein Verlust zweier entscheidender Machtzentren – des Mainzer Rathauses und den Verwaltungsräten der stadtnahen Gesellschaften.

Niederlagen gegen die Grünen

Ebling sollte entlastet werden. Deswegen legte er 2017 den Vorsitz der SPD Mainz nieder. Das ersparte ihm Arbeit und, so die Idee, ein anderer Vorsitzender könnte die Aufgabe übernehmen, hart dazwischen zu schlagen, wenn ein Stadtoberhaupt diplomatische Rücksicht nehmen muss.

Das übernahm im Dezember 2019 dann nach einer gescheiterten Zwischenlösung Klomann – und war damit die denkbar falscheste Besetzung. Klomann ist nett. Mit ihm einen Schoppen zu trinken, macht Spaß. Er war der ideale Ortsvorsteher. Denn neben dem Gesellschaftlichen lag ihm auch die Fürsorge. Wandte sich ein Einwohner an ihn, kümmerte sich Klomann darum.

Doch der Wähler wollte das nicht mehr. 2019 entschieden sich die Bewohner der Mainzer Neustadt für einen Grünen als Ortsvorsteher. So wie jetzt die Bewohner der Mainzer Innenstadt eine Grüne als direkt gewählte Abgeordnete für den Landtag wollten.

Zwei Niederlagen, die Klomann in der SPD angelastet wurden. Dass die Partei den Vorsitzenden in der Landeshauptstadt nur auf Platz 36 der Landesliste setzte, war eine deutliche Botschaft. Über diesen Weg schaffte Klomann den Weg in den Landtag nicht mehr.

Anfrage nicht beantwortet

BYC-News meldete das am Wahlabend als Erster. Die Allgemeine Zeitung berichtete in der Nacht, Klomann sei drin. Wir fragten noch in der Wahlnacht bei ihm nach. Er antwortete uns, dass er seiner Information nach draußen sei. Eine Information, die dann später der Landeswahlleiter offiziell bestätigte.

BYC-News fragte Klomann auch am Montag nach, wie es denn mit der SPD in Mainz weitergehe. Dieses mal antwortete er nicht. Stattdessen gab er die Informationen der Allgemeinen Zeitung, die diese nun im Netz hinter einer Bezahlschranke verkauft.

Das ist zum einen Teil unser Problem. BYC-News hätte sich gefreut, wenn Klomann Auskunft gegeben hätte. Oder wenigstens den Anstand gehabt hätte, eine Anfrage überhaupt zu beantworten. Es ist aber auch Teil des Problems, wegen dem die SPD in Mainz nur noch die Nummer drei ist. Tendenz fallend.

Klüngelmentalität

Die SPD ist das Herz einer Klüngelmentalität, die diese Stadt beherrscht. Die Aufträge gehen immer an die selben Firmen, die Jobs immer an die eigenen Leute und die Informationen immer an die selbe Zeitung: „Des hamma immer schon so gemacht, man kennt sich, man hilft sich, es geht doch dabei allen gut.“ Teil dieser weinseligen Bräsigkeit ist auch Klomann.

Als Platzhalter blieb Klomann blass. Keine Rede von ihm wird in Erinnerung bleiben. Keine Initiative. Nur seine beiden Niederlagen gegen die Grünen. Er sollte der Lautsprecher der Mainzer SPD sein und hat doch nicht das Gehör der Bürger erreicht. Um die Partei neu aufzustellen, war er viel zu sehr Teil alter Seilschaften.

BYC-News wird weiter berichten, wenn die SPD uns mitteilt, wie sie in dieser Stadt wieder zu alter Kraft kommen will. Tut sie das nicht, ist das auch nicht schlimm. Wie sie in alten Fehlerroutinen verhaftet ist, sehen wir und wir berichten ebenfalls weiter darüber.