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Im Football gibt es eine Grundregel: Bleib mit der Offensive auf dem Feld! Das macht die gegnerische Defensive müde und die gegnerische Offensive mürbe. Ob Malu Dreyer Football-Fan ist, ist nicht überliefert. Aber mit der Regel gewinnt die Ministerpräsidentin das TV-Duell gegen Christian Baldauf. Der präsentiert sich als gut informierter Fachmann. Aber nicht als aussichtsreicher Herausforderer bei der anstehenden Landtagswahl.

„Wenn ich das sagen darf. Gucken wir jetzt nicht zurück!“ Nach knapp 40 Minuten greift Moderator Fritz Frey ins TV-Duell ein. Frey trägt die Verantwortung für die Sendung. Und es scheint, als sei ein derart unterlegener Kontrahent nicht in seinem Sinn.

Im Hintergrund des TV-Duells läuft die Uhr. Unbestechlich sagt diese, dass Malu Dreyer mehr redet als Christian Baldauf. Doch es kommt einem anders vor. Baldauf bildet Sätze ohne Anfang und Ende. Zwischendrin kommt die Wasserstoffstrategie vor, der Stadtrat von Frankenthal oder Unternehmerlohn.

Würde man Baldaufs Rede als Text lesen, wäre da manch kluger Gedanke drin. Doch es ist kein schriftlicher Text. Sondern ein TV-Duell. Da muss ein Kandidat Themen auf den Punkt bringen, vor allem wenn er wie Baldauf in den Umfragen zurückliegt. Er muss im Gedächtnis bleiben. Auch und gerade im Kurzzeitgedächtnis. Doch was hat Baldauf jetzt nochmal gesagt?

Reden über die Vergangenheit

Zur Erinnerung: Frey hatte Baldauf aufgefordert, nicht über die Vergangenheit zu reden. Es geht um Digitales. Und was passiert? Baldauf zählt Fehler aus der Vergangenheit auf. Fordere er nicht einen Digitalminister, hakt Frey nach, baut dem CDU-Kandidaten eine Brücke, etwas prägnantes zu sagen. Doch der geht nicht drauf ein:

„Ich will einen Digitalminister!“ „Rheinland-Pfalz muss digital besser werden.“ So redet Baldauf nicht. Er erklärt umständlich, was für ihn Innovation ist und dass es schön wäre, wenn ein solches Projekt am Hahn realisiert würde. Was das noch mal war?

Es wäre hilfreich, wenn man es nachlesen könnte. Aber es ist nun mal ein TV-Duell. Was dem Zuschauer nicht im Gedächtnis bleibt, ist nicht gesagt worden. Und Baldauf bleibt nicht im Gedächtnis.

Dreyer ist solide

Malu Dreyer ist alles andere als eine Zauberin. Sie ist solide. Und das reicht in diesem TV-Duell. Kritische Punkte lächelt sie weg. Das wirkt sympathisch. Auch wenn es eigentlich zynisch ist.

Und die Ministerpräsident beherrscht die Regeln. Sie sagt einen Satz wie „Wir brauchen sehr viel Erneuerbare Energien.“ Danach folgt auch bei ihr ein Wust an Worten, bei dem Aufmerksamkeiten wegrutschen. Würde man es als Text nachlesen, würde man sich die Haare raufen. Aber das tut niemand. Es ist ein TV-Duell.

Die Kombination aus Kernsätzen und Unverständlichem ist kein Missgeschick. Sie hilft Dreyer doppelt. Die Aufmerksamkeit bleibt auf dem Kernsatz. Hier: Wir brauchen Erneuerbare Energien. Den hat sie verkauft. Dass der Rest unverstanden bleibt, ist egal. Es klingt nach Kompetenz. Den Eindruck kompetent zu sein, will Dreyer vermitteln. Auch das ist damit geglückt.

Freys verlorener Kampf

Frey kämpft um das TV-Duell. Er stellt die entscheidende Frage: In welchen Punkten unterscheiden sich SPD und CDU in Rheinland-Pfalz eigentlich? Das haben sich in einem äußerst müden Wahlkampf so manche gefragt. Auch während des TV-Duells erhalten sie keine richtige Antwort darauf.

Allerdings scheitert halt auch gerade Frey. Richtig dazwischen geht er nicht. Seine Fragen spitzen nicht zu, zwingen die Kandidaten nicht, auf den Punkt zu kommen. Die Fragen sind Steilvorlagen zum breiten Labern. Immer wieder erinnert er den Zuschauer an das Zeitbudget. Keiner der Kandidaten soll mehr reden als der andere. Das ist so sexy wie ein Finanzbeamter, der beim Junggesellenabschied darüber sinniert, wie Formulare richtig ausgefüllt werden.

Aber noch nicht mal die Zeitverwaltung funktioniert. Am Ende hat Dreyer fünf Minuten mehr geredet als Baldauf. Nun hätte der Sender auch überziehen können und Baldauf zum Ausgleich fünf Minuten am Stück reden lassen. Doch man weiß nicht, für wen das ein Gefallen gewesen wäre.